Unendliche Geschichte: Moorbad soll wieder verkauft werden
Seit 1996 steht das Moorbad in Bad Doberan leer. Jetzt will Eigentümer David Corleis es verkaufen - an einen Investor, der es abreißen und ein Hotel errichten würde. Bis zum Jahreswechsel soll Baurecht geschaffen sein.
Ziemlich zugewachsen ist der Pfad vom Bauzaun zum einstigen Moorbad, das wegen einer eisenhaltigen Quelle zeitweise auch "Stahlbad" genannt wurde. Das Dach ist marode, die Fensterscheiben sind zertrümmert. Wo früher, im 19. Jahrhundert, die vornehmen Badegäste ein und aus gingen, liegen heute Scherben und Müll auf dem Waldboden. Kein Mensch ist zu sehen, nur eine kleine schwarze Katze bahnt sich vorsichtig ihren Weg durch die Ruine. Nach fast 30 Jahren Leerstand bleibt nur noch der Abriss, meint Bürgermeister Jochen Arenz - und das, obwohl das Kurhaus von Baumeister Carl Theodor Severin, dem bedeutendsten Vertreter des Klassizismus in Mecklenburg, stammt und eigentlich bis heute unter Denkmalschutz steht.
Eigentümer will nach zehn Jahren steuerfrei verkaufen
Nach mehreren Eigentümerwechseln hat im Jahr 2014 David Corleis aus Dorf Mecklenburg bei Wismar die Immobilie erworben, wollte dort ein Hotel und ein Casino errichten. Damals bekam er dafür keine Baugenehmigung. Jetzt will der fast 60-Jährige wieder verkaufen - was nach zehn Jahren möglich ist, ohne Immobiliensteuern zahlen zu müssen. Es gäbe Interessenten, die sich vorstellen könnten, auf dem Areal ein Hotel zu bauen. Damit sie aber wirklich kaufen, müsse erst einmal Baurecht geschaffen werden.
"Massive Unterdeckung der Hotelkapazitäten"
David Corleis ist fest überzeugt, dass der Standort ideal wäre. Denn bisher gäbe es in der Stadt nur wenig Übernachtungsmöglichkeiten im Mittelklasse-Segment. "Bad Doberan hat eine massive Unterdeckung in den Hotelkapazitäten", so meint er. Wobei er den Schwerpunkt auf "Mittelklasse" legt: "Überteuerte Luxusunterkünfte, davon gibt‘s genug."
Bürgermeister "verhalten optimistisch"
Bürgermeister Arenz hofft inständig, dass der Eigentümer mit seinem Vorhaben Erfolg hat, denn die Moorbad-Ruine sei der letzte Schandfleck in seiner Stadt. Die tue alles, um Corleis zu unterstützen. "Der Bebauungsplan ist auf den Weg gebracht, da sind wir schon relativ weit", sagt Jochen Arenz. Trotz einiger kleinerer Hürden, die noch beseitigt werden müssen, geht er davon aus, dass bis zum Jahreswechsel Baurecht geschaffen ist. Zugleich ist er nur "verhalten optimistisch", ob sich angesichts schwieriger wirtschaftlicher Zeiten und explodierender Baupreise wirklich ein Käufer findet.