DJH besorgt: Immer weniger junge Gäste übernachten in MV
Der Tourismus ist einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige im Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern. Doch ausgerechnet Kinder und Jugendliche, potenzielle künftige Gäste, kommen immer weniger ins Land.
Die Jugendherbergen und Schullandheime in Mecklenburg-Vorpommern schlagen Alarm: Immer weniger Kinder und Jugendliche machen hierzulande Urlaub. Das hat der Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) MV mitgeteilt.
Eltern in finanzieller Not
Demnach hätten viele Eltern nicht genug Geld, um ihre Kinder auf Reisen zu schicken. Jedes vierte Kind müsse auf den Ausflug verzichten. Außerdem bekämen die Herbergen und Unterkünfte zu wenig finanzielle Unterstützung, sagt der Verband. Zum Beispiel bei Investitionen im Zuge der Energiewende.
Lehrkräfte mit Kindern und Jugendlichen überfordert
Zudem hat das DJH gemeinsam mit dem Landesverband der Schullandheime MV zuletzt 500 Lehrkräfte und Betreuer befragt. Sie gaben an, immer mehr Schwierigkeiten mit der Betreuung der Kinder und Jugendlichen zu haben. Diese hätten immer weniger soziale Fähigkeiten, die durch diese Reisen eigentlich gefördert werden sollten. Ein Problem, das erst gelöst werden könne, wenn mehr Erwachsene weniger Kinder betreuen müssten. Dafür fehle meist aber das Geld oder die Fachkräfte.
DJH fordert Politik zum Handeln auf
Das DJH sieht nun die Politik in der Verantwortung und hat Forderungen an die zuständigen Landtagsausschüsse und Ministerien gestellt. Der Verband will eine Anpassung der Landesmittel für Kinder- und Jugendfreizeiten, um die Beiträge für die Teilnehmenden senken zu können. Zudem fordert er ein Investitionsprogramm für die kommenden zehn Jahre. So könnten die Gebäude des DJH energetisch saniert werden.
Unterstützt wird das DJH von der Linkenfraktion. Der Kinder- und Jugendreisemarkt in Mecklenburg-Vorpommern habe mit einem dauerhaften Rückgang zu kämpfen, heißt es von den Linken aus dem Landtag. Mangelnde Nachfrage und die Corona-Pandemie haben dem Abgeordneten Henning Foerster zufolge tiefe Spuren hinterlassen. Seine Partei fordert nun eine Reaktion.
Weniger Einrichtungen, Übernachtungen gehen zurück
Von ehemals fast 100 Jugendherbergen vor der Corona-Pandemie seien nun nur noch etwa 80 übrig, so Foerster. Auch die Übernachtungszahlen gingen rapide zurück: Foerster zufolge um 100.000 pro Jahr. Offizielle Zahlen gab es dazu zuletzt im Jahr 2019, in dem der Landesregierung zufolge in Mecklenburg-Vorpommern 828.421 Übernachtungen in Jugendherbergen, Schullandheimen oder Hostels registriert wurden. Damit habe Mecklenburg-Vorpommern seinen Spitzenplatz als beliebtestes Reiseziel für Klassenfahrten im Osten an Sachsen verloren.
Linke fordert Beratungen mit Nahverkehr
Die Linke will am Freitag im Landtag beantragen, mit den regionalen Verkehrsanbietern zu beraten, wie junge Menschen Übernachtungsstätten im Land billiger erreichen könnten. Außerdem fordert sie das Landesmarketing auf, in anderen Bundesländern mehr Werbung für Kinder- und Jugendreisen nach Mecklenburg-Vorpommern zu machen. "Die Fahrten machen inzwischen schon bis zu einem Drittel der gesamten Reisekosten aus", erklärte Foerster.