Eine Inselstadt im Feierrausch: Malchow feiert seit 171 Jahren
Immer am ersten Wochenende im Juli eines Jahres findet das Malchower Volksfest statt - der Hanseblick nimmt Sie mit aufs älteste Volksfest, das seit 171 Jahren gefeiert wird.
Volksfeste gibt es in Mecklenburg-Vorpommern viele. Das Älteste wird seit 171 Jahren in Malchow (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) gefeiert: "Es ist wie Weihnachten und Ostern zusammen. Die Malchower, die haben das einfach im Blut“, sagt Susanne Burmester. Unterdessen sucht die Leiterin des DDR-Museums auf einem Kleiderständer nach einem passenden Kostüm für den großen Umzug – dem traditionellen Höhepunkt des Malchower Volksfestes. Vor ihr hängt Selbstgenähtes, schicke Teile aus der DDR-Jugendmode und auch Dederon-Schürzen. Alles kommt aus dem Lager des Museums. Seit 25 Jahren werden dort Alltagsgegenstände aus DDR-Zeiten gesammelt und gezeigt - von der Dreiecks-Milchtüte bis zum IFA-Fahrrad.
Malchower Volksfest ist immaterielles Kulturerbe
Bereits seit 171 Jahren wird in Malchow das Volksfest gefeiert. Es ist das älteste seiner Art in Mecklenburg-Vorpommern und seit dem Jahr 2014 immaterielles Kulturerbe. Drei Tage im Jahr - immer am ersten Juliwochenende - steht die Stadt quasi Kopf. Zwei Umzüge, ein Bootskorso, ein Rummel und ein großes Feuerwerk zählen zu den Highlights.
Auch ein Theaterstück gehört dazu, bei dem unter anderen Mitglieder der Stadtverwaltung und - vertretung mitspielen. Die Idee dahinter ist, "dass diese eigentlich humorlosen Menschen einmal im Jahr zum Volksfest für das Volk einen Jux machen, sich zu Clowns machen.“, erklärt Wolfgang Henkel, der Autor und Regisseur des Stücks. Henkel ist das Unikum der Stadt und auch ohne Kostüm ein Hingucker. Auch, weil der Mann mit den langen weißen Haaren meist mit einer orangen Piaggio Ape - einem dreirädrigen Rollermobil aus Italien - durch Malchow düst.
Vorbereitungen laufen im Geheimen
Bei Familie Pickran wird der Festwagen dekoriert. Der Nachbau des Fahrgastschiffes von Kapitän Mike Pickran wird jedes Jahr neu gestaltet. Wie genau, ist streng geheim. "Jeder versucht das für sich zu behalten, um dann am Samstagvormittag alle wieder zu überraschen.“, sagt Mike Pickran. Im Sommer schippert er Gäste über die vielen Seen rings um Malchow. In der Vor- und Nachsaison geht es mit dem Fahrgastschiff auf Flusskreuzfahrt nach Stettin, Prag oder Breslau. Dafür hat er gerade nochmal in eine neue Solaranlage für sein Schiff samt Akku und Generator investiert.
Drehbrücke ist Wahrzeichen der Stadt
Malchows Altstadt liegt auf einer Insel und ist nur über einen Erddamm und eine Drehbrücke erreichbar. Die ist längst das Wahrzeichen der Stadt. Brückenwärter Werner Ehrich putzt dort schon mal mit einem Staubwedel das Geländer. „Ist ja mein Arbeitsgerät und das hält man sauber.“, sagt er und dass nicht nur wenn Volksfest ist.
Ein paar hundert Meter weiter auf der Insel lebt Bernd Müller. Der 80-Jährige verehrt die Ureinwohner Nordamerikas und hat ein privates Indigenen-Museum in seinem Haus. Im Sommer steht auch immer ein Tipi auf seinem Wassergrundstück. Von hier aus hat er einen der besten Plätze in der Stadt, um das große Höhenfeuerwerk im Anschluss an den Bootskorso zu verfolgen.