Landesfrauenrat MV: Überfüllte Frauenhäuser, überfordertes Hilfenetz
Die Frauenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern haben kaum noch freie Plätze für Schutzsuchende, auch die Beratungsstellen für von Gewalt betroffene Frauen sei restlos überlastet. Bei seiner Delegiertenkonferenz in Rostock hat das Gremium jetzt die Landesregierung nachdrücklich zum Handeln aufgefordert.
Der Landesfrauenrat schlägt Alarm: Mecklenburg-Vorpommerns Frauenhäuser sind überfüllt, das Hilfenetz für von Gewalt betroffene Frauen personell unterbesetzt, gleichzeitig steigt die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt. Die neun Frauenhäuser in MV sind laut Landesfrauenrat fast immer vollständig belegt. Jährlich würden dort rund 4.500 Erwachsene, zum Teil mit ihren Kindern, Schutz finden. Im Jahr 2022 mussten aber auch mehr als 300 Frauen abgewiesen werden. Das Geld für die Frauenhäuser kommt bislang in der Regel von den Bundesländern, den Kommunen und den Trägern der Häuser. Hinzu kommen Spenden, Bußgelder und, soweit möglich, eigene Beiträge der schutzsuchenden Frauen. Im April hatte deswegen auch Gleichstellungsministerin Jacqueline Bernhardt den Bund aufgefordert, mehr Geld bereitzustellen.
Landesfrauenrat fordert sofortige Lösungen
Dass innerhalb von zwei Jahren eine neue Landesstrategie erarbeitet werden soll, begrüßt der Landesfrauenrat, allerdings geht es dem Gremium nicht schnell genug. Es fordert angesichts der Inflation eine sofortige Erhöhung der Sachkostenpauschale für Frauenhäuser und Beratungsstellen und dass verbunden damit eine Anhebung der aktuellen Tarif-Lohnerhöhungen sowie der Personalkostenförderung. Besonders prekär sei beispielsweise die Personalsituation in Schwerin: Die Interventionsstelle in der Landeshauptstadt hat laut Vorstandsmitglied Ulrike Bartel über tausend Fälle mit zwei Kolleginnen im Jahr zu betreuen, ähnliches berichtet sie aus Rostock. Auch dort haben laut Bartel zwei Kolleginnen mit einem "sehr, sehr hohen Fallaufkommen" zu kämpfen. Bartel appellierte, das Personal in den beiden größten Städten des Landes sofort aufzustocken, "um da den Druck aus dem System zu nehmen."
Fachkräftemangel belastet ländliche Regionen
Auch wie es gelingen kann, überall im Land Hilfe anzubieten war Thema bei der Delegiertenkonferenz in Rostock. Es gebe nämlich durchaus noch Orte, die überhaupt keine Beratungsstellen haben. Die beträfe vor allem kleinere Orte, etwa Demmin, wo die Beratungsstelle schon vor Jahren zugemacht hat. Auch im Kreis Ludwigslust-Parchim, wo in einer Beratungsstelle die einzige Mitarbeiterin bald in den Ruhestand geht, sei eine Nachfolge sei schwer zu finden - weil Fachkräfte knapp sind und es den Trägern an finanziellen Mitteln mangelt, um nach Tarif zu bezahlen. Anschließend müsse es darum gehen, zu überlegen, wie Mecklenburg-Vorpommern in Zukunft Gewalt besser vorbeugen kann, so der Landesfrauenrat.