Tag des Notrufs: Immer mehr Rettungseinsätze in MV
Von Jahr zu Jahr rücken Feuerwehren und Rettungssanitäter in Mecklenburg-Vorpommern immer häufiger aus. Das verursacht nicht nur hohe Kosten, sondern erfordert auch mehr Personal. Vor allem Notfall- und Rettungssanitäter werden gesucht.
Rund 200.000 Mal rücken Feuerwehrleute und Sanitäter jährlich zu Rettungseinsätzen in Mecklenburg-Vorpommern aus, nachdem in Leitstellen ein Notruf über die Telefonnummer 112 eingegangen ist. In der Spitze waren es laut Sozialministerium MV im Jahr 2022 209.334 Einsätze. Innerhalb von fünf Jahren ist die Zahl der Einsätze um rund zehn Prozent gestiegen. Eine Erfahrung, die auch die Mitarbeiter der Rettungsleitstelle des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte gemacht haben. Ein Hauptgrund sei die demografische Entwicklung, so Dennis Brück, Leiter des Eigenbetriebes Rettungswesen. Im ländlichen Raum sei zum Beispiel zu verzeichnen, dass die ältere Generation erst um Hilfe bittet, wenn es gar nicht mehr anders gehe. Und dann müsse oft der Notarzt bemüht werden. Jedoch gebe es auch zu viele unnütze Anrufe. Der abgerissene Zehnagel sei kein Notfall, so Brück. Dafür gebe es die Rufnummer 116117 der Bereitschaftsärzte.
Maximale Hilfsfrist: Oftmals zu lange Wege im Land
Innerhalb weniger Minuten sollen Rettungskräfte nach den gesetzlichen Vorschriften vor Ort sein, um in Not geratenen Menschen helfen zu können. Diese Frist von durchschnittlich zehn Minuten kann nicht immer eingehalten werden. 2022 lag sie bei 10:56 Minuten, ein Jahr später bei 10:23 Minuten. Das Problem, wie in vielen anderen Regionen des Landes auch, sind die langen Wege im ländlichen Raum. Dafür gilt eine maximale Hilfsfrist von 15 Minuten. Diese konnte 2022 in der Seenplatte in 66 Prozent aller Fälle eingehalten werden, 2023 waren es 74 Prozent. Mit der Gründung eines Eigenbetriebs Rettungsdienst zu Beginn des Jahres 2023 hat sich der Kreis vorgenommen, weitere Verbesserungen zu erreichen. Dazu seien aber auch größere Investitionen nötig, sagt Vizelandrat Thomas Müller (CDU).
Neue Investitionen in Millionenhöhe notwendig
In Altentreptow hat im Sommer 2024 der Bau einer neuen Rettungswache begonnen, die 2026 in Betrieb genommen werden soll. Sie kostet mehr als vier Millionen Euro. Weitere Rettungswachen sollen im Raum Woldegk, in Dargun, Sietow und Malchin entstehen. Jede wird voraussichtlich zwischen zwei und fünf Millionen Euro kosten. Auch zahlreiche neue Fahrzeuge müssten laut Müller angeschafft werden. Die beiden jüngst an die Berufsfeuerwehr Neubrandenburg ausgelieferten Rettungsfahrzeuge kosteten jeweils rund 400.000 Euro, ein Viertel mehr als noch vor zehn Jahren. Ausgestattet sind sie mit einem Tele-Notarzt-System, hydraulischer Trage und luftgefederter Hinterachse. Er sei nicht nur von der hohen Qualität der Fahrzeuge überzeugt, sondern auch stolz darauf, dass es einen solchen deutschlandweit gefragten Hersteller in der Seenplatte gebe, so Müller.
Kosten für das Rettungswesen steigen enorm
Diese Investitionen tragen zu einem Kostenanstieg im Rettungswesen bei. Innerhalb von zehn Jahren hat sich dieser in der Seenplatte mehr als verdoppelt. 2025 plant der Eigenbetrieb mit einem Etat von 57 Millionen Euro. Ähnliche Steigerungsraten weist die Statistik des Verbandes der Ersatzkrankenkassen auf. Demnach sind die Kosten für Krankentransporte in Deutschland innerhalb von zehn Jahren um 161 Prozent gestiegen und für Einsätze der Notärzte im gleichen Zeitraum um 85 Prozent. Das gehe laut Müller auf eine Vielzahl von Faktoren zurück. Ein wesentlicher Punkt seien auch die gestiegenen Personalkosten. Damit jeder Notfall, der den Kreis über die 112 erreicht, bestmöglich versorgt werden kann, muss der Kreis in den nächsten Jahren rund 100 zusätzliche Notfall- und Rettungssanitäter ausbilden. Sie bleiben bei den Hilfsorganisationen wie DRK und Johanniter angestellt, während die materielle Ausstattung in den Händen des Eigenbetriebes des Kreises liegt. Eine hundertprozentige Kommunalisierung soll es laut Müller in der Seenplatte nicht geben.