Studie zeigt: Junge Menschen wissen wenig über den Holocaust
Was ist der Holocaust? Wie viele Jüdinnen und Juden wurden durch das NS-Regime ermordet? Laut einer Studie haben vor allem junge Menschen große Wissenslücken, wenn es um die Schrecken während des Zweiten Weltkriegs geht.
Rund 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs schwindet das Wissen um den Holocaust, wie eine Studie der Jewish Claims Conference belegt. An der Studie nahmen jeweils 1.000 Menschen zwischen 18 und 29 Jahren aus acht Ländern teil. So gaben bei der Befragung etwa 40 Prozent der Deutschen an, nicht gewusst zu haben, dass etwa sechs Millionen Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.
Wissenslücken sind ein Generationsproblem
Diese Wissenslücken gibt es auch in Mecklenburg-Vorpommern, sagt die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Wöbbelin, Anja Pinnau. Für sie ist das ein Generationsproblem: "Die Geschichte ist sehr weit weg, die Ereignisse sind sehr weit weg, die Zeitzeugen von damals versterben. Es gibt nicht mehr diesen Austausch mit den Überlebenden. Auch in der Schule ist zu wenig Raum für dieses Thema. Gerade das Fach Geschichte hat wenig Stunden." Das alles seien Komponenten, die eine Rolle bei den Wissenslücken spielen.
Oldenburg: Erinnerungskultur ist zentrale Aufgabe der Schulen
Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin Simone Oldenburg (Die Linke) hat die Erinnerung an die NS-Verbrechen als zentrale Aufgabe der Bildungsarbeit bezeichnet. "Die Werte des Grundgesetzes und damit Freiheit und Würde des Menschen sind keine Selbstverständlichkeit und müssen jeden Tag gegen die Feinde der Demokratie verteidigt werden", sagte Oldenburg, die Präsidentin der Bildungsministerkonferenz (KMK) ist.
Befreiung KZ Auschwitz jährt sich
Am Montag, 27. Januar, jährt sich der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 80. Mal. An diesem Tag wird auch der Millionen Opfer des Holocaust gedacht. Die KMK ruft die Schulen dazu auf, sich tiefergehend mit den Themen Holocaust, Nationalsozialismus, Rassismus, Antisemitismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sowie Erinnerungskultur auseinanderzusetzen. "Gerade jetzt, wo extremistische Parteien und islamistische Gruppierungen Zulauf bekommen, antisemitische Vorfälle und Straftaten zunehmen, muss daran erinnert werden, wohin eine Absage an Demokratie, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit führen kann", erklärte Oldenburg.
Landesschülerrat: Schulen behandeln Thema zu abstrakt
Felix Wizowsky vom Landesschülerrat Mecklenburg-Vorpommern bemängelt, dass der Holocaust in den Schulen zu abstrakt behandelt wird. Der Holocaust sei für junge Menschen so weit entfernt, dass er kaum greifbar sei.
Wunsch nach mehr Exkursionen
Er wünscht sich, dass die Schulen in einer Zeit, in der immer weniger Zeitzeugen von ihren Erlebnissen erzählen können, mehr auf Ausflüge gesetzt wird, zum Beispiel in ehemalige Konzentrationslager. Solche Schulexkursionen seien derzeit in Mecklenburg-Vorpommern eher die Ausnahme.
KZ-Gedenkstätte Wöbbelin erweitert Angebot
Die KZ-Gedenkstätte Wöbbelin erweitert in diesem Jahr ihr Angebot für Schülerinnen und Schüler. Sie wird um einen Seminarraum erweitert, der insbesondere Schulklassen die Möglichkeit bieten soll, mehr über die Gräuel, die in diesem Konzentrationslager stattgefunden haben, zu lernen. Die Bauarbeiten beginnen im Februar.