DIW-Studie: LNG-Ausbau vor Rügen weder notwendig noch kosteneffizient
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) fordert, den Bau des LNG-Terminals vor Rügen zu stoppen. Laut einer Studie zur Gasversorgung in Deutschland ist es weder notwendig noch kosteneffizient.
Zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffs gegen die Ukraine und der darauffolgenden Energiekrise kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin zu dem Schluss, dass sich die Lage auf dem Gasmarkt entspannt hat. Eine Gasmangellage, mit der der beschleunigte Ausbau von Flüssigerdgas-Infrastruktur seit 2022 gerechtfertigt werde, sei zu keinem Zeitpunkt eingetreten, heißt es. DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert fordert angesichts der Versorgungslage ein Ende der Alarmstufe des Notfallplans Gas.
Feste Terminals könnten Fehlinvestitionen sein
Die drei bestehenden schwimmenden LNG-Terminals in Deutschland sind laut DIW nur zur Hälfte ausgelastet gewesen. Wegen des zu erwartenden rückläufigen Gasverbrauchs in Deutschland und der Stabilisierung der Versorgung ist es aus Sicht des DIW angebracht, die im LNG-Beschleunigungsgesetz angedachten Vorhaben und Standorte auf den Prüfstand zu stellen. Insbesondere bestünden "keine strukturellen Netzengpässe", die ein Terminal auf der Ostseeinsel Rügen rechtfertigen würden. Der Aufbau von Importinfrastrukturen sei dort weder notwendig noch kosteneffizient. Vielmehr berge der Bau fester LNG-Terminals ein großes Risiko von Fehlinvestitionen. "Feste Terminals rechnen sich nur über Jahrzehnte im Betrieb, aber bis dahin müssen wir längst aus Gas als Energieträger ausgestiegen sein", betonte Kemfert.
Schneider: "Rohrkrepierer mit Ansage"
Der Binzer Bürgermeister Karsten Schneider hat nach der Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung das Terminal für Flüssigerdgas am Standort Mukran als "Rohrkrepierer mit Ansage" bezeichnet. "Die erneute Bestätigung der DIW-Experten, dass das LNG-Terminal auf Rügen nicht gebraucht wird, offenbart das faktenfremde Vorgehen der Bundesregierung", sagte Schneider in einer Mitteilung. Er forderte die Bundesregierung auf, unverzüglich einen Schlussstrich unter das LNG-Märchen auf Rügen zu ziehen. Weitere Kritiker des Terminals sprechen nicht nur von nicht benötigten Überkapazitäten, sondern auch von Risiken für die Umwelt sowie den Tourismus in der Region.