Das Pipeline-Verlegeschiff "Castoro 10" ragt aus dem Wasser vor dem Strand von Lubmin. Fachleute bauen von Bord aus an der Anbindungspipeline des umstrittenen Rügener Flüssigerdgas LNG -Terminal in Mukran. © dpa / Stefan Sauer Foto: Stefan Sauer

DIW-Studie: LNG-Ausbau vor Rügen weder notwendig noch kosteneffizient

Stand: 19.02.2024 18:30 Uhr

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) fordert, den Bau des LNG-Terminals vor Rügen zu stoppen. Laut einer Studie zur Gasversorgung in Deutschland ist es weder notwendig noch kosteneffizient.

Zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffs gegen die Ukraine und der darauffolgenden Energiekrise kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin zu dem Schluss, dass sich die Lage auf dem Gasmarkt entspannt hat. Eine Gasmangellage, mit der der beschleunigte Ausbau von Flüssigerdgas-Infrastruktur seit 2022 gerechtfertigt werde, sei zu keinem Zeitpunkt eingetreten, heißt es. DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert fordert angesichts der Versorgungslage ein Ende der Alarmstufe des Notfallplans Gas.

Weitere Informationen
"LNG Powered" steht auf dem Rumpf eines beladenen Containerschiffs © picture alliance Foto: Christian Charisius

LNG: Fakten zu Flüssigerdgas und Projekten in Norddeutschland

LNG soll Deutschlands Energieversorgung sichern. Im Norden entstanden dafür mehrere Terminals, weitere sind geplant. Welche Vor- und Nachteile gibt es? mehr

Feste Terminals könnten Fehlinvestitionen sein

Die drei bestehenden schwimmenden LNG-Terminals in Deutschland sind laut DIW nur zur Hälfte ausgelastet gewesen. Wegen des zu erwartenden rückläufigen Gasverbrauchs in Deutschland und der Stabilisierung der Versorgung ist es aus Sicht des DIW angebracht, die im LNG-Beschleunigungsgesetz angedachten Vorhaben und Standorte auf den Prüfstand zu stellen. Insbesondere bestünden "keine strukturellen Netzengpässe", die ein Terminal auf der Ostseeinsel Rügen rechtfertigen würden. Der Aufbau von Importinfrastrukturen sei dort weder notwendig noch kosteneffizient. Vielmehr berge der Bau fester LNG-Terminals ein großes Risiko von Fehlinvestitionen. "Feste Terminals rechnen sich nur über Jahrzehnte im Betrieb, aber bis dahin müssen wir längst aus Gas als Energieträger ausgestiegen sein", betonte Kemfert.

Schneider: "Rohrkrepierer mit Ansage"

Der Binzer Bürgermeister Karsten Schneider hat nach der Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung das Terminal für Flüssigerdgas am Standort Mukran als "Rohrkrepierer mit Ansage" bezeichnet. "Die erneute Bestätigung der DIW-Experten, dass das LNG-Terminal auf Rügen nicht gebraucht wird, offenbart das faktenfremde Vorgehen der Bundesregierung", sagte Schneider in einer Mitteilung. Er forderte die Bundesregierung auf, unverzüglich einen Schlussstrich unter das LNG-Märchen auf Rügen zu ziehen. Weitere Kritiker des Terminals sprechen nicht nur von nicht benötigten Überkapazitäten, sondern auch von Risiken für die Umwelt sowie den Tourismus in der Region.

Weitere Informationen
Ein großes LNG-Spezialschiff wird von Schleppern zum Hafen von Mukran begleitet. © Deutsche ReGas / Christian Morgenstern

LNG: Wie viel Flüssigerdgas kommt derzeit in Deutschland an?

LNG-Terminals in Betrieb, Einspeisung, Anteil an Gas-Importen: Die wichtigsten Daten in der Live-Übersicht. mehr

. © Screenshot
1 Min

Binz: Proteste gegen geplantes LNG-Terminal auf Rügen

An der Seebrücke in Binz ist erneut gegen das geplante Flüssiggasterminal in Mukran auf Rügen demonstriert worden. 1 Min

Eine Aktivistin von Robin Wood hängt mit Seilen an einer Brücke. © Screenshot
1 Min

Umweltaktivisten protestieren auf der Rügenbrücke

Mit einer Kletteraktion protestierten sie gegen das LNG-Projekt auf der Insel. Die Straße musste teilweise gesperrt werden. 1 Min

Drei Personen bei einer Pressekonferenz. © Screenshot
2 Min

Umweltschützer fordern Baustopp für LNG-Terminal auf Rügen

Die vier größten deutschen Umweltschutzvereine haben auf einer Pressekonferenz vor den Schäden für die Natur gewarnt. 2 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 19.02.2024 | 16:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Umweltpolitik

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Ein Lastwagen sperrt eine Zuwegung zum Schweriner Weihnachtsmarkt ab. © NDR/Ullrich Houschka Foto: NDR/Ullrich Houschka

Nach Anschlag in Magdeburg: Mehr Polizei auf Weihnachtsmärkten in MV

Nach dem Anschlag mit einem Auto werden die Sicherheitsvorkehrungen im Land erhöht. Außerdem unterstützen Landespolizisten ihre Kollegen in Sachsen-Anhalt. mehr