Sinkende Umfragewerte: BSW im Land attackiert Meinungsforscher
Das BSW reagiert auf sinkende Umfragewerte in Mecklenburg-Vorpommern mit Vorwürfen gegen die Meinungsforscher. Der Spitzenkandidat Straetmanns hat die Befragungsmethode des renommierten Instituts infratest-dimap in Frage gestellt.
Bundesweit zeigen die Umfragen für das BSW in eine Richtung: nach unten. Das Institut Forsa sieht die Wagenknecht-Partei bei nur noch drei Prozent. Auch nach einer Befragung von infratest-dimap ist das BSW in Mecklenburg-Vorpommern in der Wählergunst gesunken. Der NDR hatte die von ihm in Auftrag gegebene Umfrage an diesem Dienstag veröffentlicht. Dieser MV-Trend sieht die Partei bei der Bundestagswahl im Land bei elf Prozent - vier Punkte weniger als bei der vergangenen Umfrage im Oktober. Während diese Zahlen seinerzeit nicht in Zweifel gezogen wurden, erklärte der BSW Spitzenkandidat im Land, Friedrich Straetmanns, die Befragungsmethode jetzt für "nur begrenzt aussagekräftig".
infratest-dimap widerspricht
Straetmanns geht noch weiter: Es handele sich wegen eines angeblich "hohen Anteils an Online-Ergebnissen" nicht um objektive, wissenschaftliche Ergebnisse. Der Auftraggeber, mutmaßt Straetmanns, habe "sicher eigene Interessen". Welche das sein könnten, lässt der BSW-Kandidat, der Staatssekretär im Schweriner Justizministerium ist, unbestimmt. Infratest-dimap hat den Unterstellungen widersprochen. Die Befragungsmethode sei seit 2021 im Einsatz und entspreche neuesten sozialwissenschaftlichen Standards, erklärte ein Meinungsforscher. Bei vergangenen Wahlen sei im Vorfeld das Ergebnis des BSW nirgends massiv unterschätzt worden.
BSW attackiert auch andere Umfrage
Infratest dimap weist darauf hin, dass auch andere Umfrageinstitute jüngst niedrigere BSW-Wähleranteile ermittelt hätten "und zwar unabhängig vom eingesetzten Erhebungsverfahren, rein telefonisch (forsa), rein online (Yougov) oder auch in der Kombination aus beiden Verfahren wie in den Erhebungen bei infratest dimap oder der Forschungsgruppe Wahlen". Infratest dimap erklärte außerdem, "wegen dieser rückläufigen Umfragezahlen des BSW reagiert das Bündnis derzeit auf alle Erhebungen mit Manipulationsvorwürfen oder dem Versuch, das Verfahren infrage zu stellen".
Nerven liegen offenbar blank
Ein Beispiel lieferte die Namensgeberin Sahra Wagenknecht. Sie attackierte die neuesten Forsa-Ergebnisse als "fragwürdige Manipulationsversuche". Der Chef des Bremer BSW, Christoph Schulze, quittierte die schlechten Umfragewerte, die auch das Politikbarometer des ZDF ermittelte, auf "X" sogar als "Fake". Offenbar liegen die Nerven beim BSW blank. Noch bei der Gründung des Landesverbandes in Parchim im vergangenen Dezember hatte der Versammlungsleiter, der Vize-Bundesvorsitzende Amid Rabieh, die Bedeutung eines Bundestagseinzugs betont. Nur die Vertretung im Bundestag sichere einen Fortbestand des BSW.
Herbst: "Sinkende Umfragewerte akzeptieren"
Kritik kam vom politischen Gegner. Es sei nicht überraschend, dass das BSW "nicht angenehme" Umfrageergebnisse anzweifele, so der Chef der Linkspartei in Mecklenburg-Vorpommern, Hennis Herbst. Die Partei sollte keine Verschwörungserzählungen verbreiten, sondern sinkende Umfragewerte akzeptieren. "Das BSW täte gut, sich selbst und den Personenkult zu hinterfragen", so Herbst. Offenbar sei der Höhenflug der Partei beendet.