"Silo 1" in Rostock: Getreidespeicher wird saniert
Aus alt mach neu: Das "Silo 1", einer der historischen Getreidespeicher im Rostocker Stadthafen, wird saniert. Mit alter Fassade und neuem Inneren sollen in dem denkmalgeschützten Bauwerk Büros, Einzelhandel und ein Restaurant Platz finden.
Seit Jahrzehnten steht es leer: das "Silo 1" in Rostock. Als kleinster Getreidespeicher im Hafen entstand es in den 1930ern Jahren. Ursprünglich wurde es genutzt, um landwirtschaftliche Produkte aus Mecklenburg zu lagern, die schließlich über den Hafen verschifft wurden. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Silo unbeschadet. Der für Rostock so wichtige Seehandel nahm jedoch nur langsam wieder Fahrt auf. Mit der Eröffnung des Seehafens in Warnemünde verlor der Rostocker Stadthafen um 1960 schließlich an Bedeutung für den Handelsverkehr.
Neue Pläne für den alten Speicher
Nun soll der historische Speicher eine neue Funktion erhalten. In Zukunft sind im "Silo 1" Büros, ein Restaurant und Geschäfte geplant. Das Besondere an dem Projekt: Der Getreidespeicher steht unter Denkmalschutz. Ein Komplettabriss des Gebäudes kam deshalb nicht in Frage. Stattdessen bleibt die Hülle bestehen. Das Innere wird erneuert.
Innere des Speichers wie ein Kartenhaus
Eine Herausforderung bei der Sanierung ist die Statik des Gebäudes, so Detlev Wandschneider, Polier auf der Baustelle: "Man muss sich das vorstellen wie ein Kartenhaus. Wenn man da die falsche Karte rauszieht, fällt alles ineinander zusammen." Um die Statik nicht zu gefährden, bespricht sich Detlef Wandschneider deshalb immer wieder mit dem zuständigen Statiker. Nur Stück für Stück darf der Speicher abgerissen werden - und muss an der jeweiligen Stelle direkt neu gebaut werden. Denn wäre das Gebäude zu leicht, könnte es bei Hochwasser aufschwimmen wie ein Schiff, so der Polier. In acht Bauabschnitten arbeiten sich die Handwerker jeweils vom Kellergeschoss bis nach oben vor.
Moderne und zukunftssichere Arbeitsplätze
Auftraggeberin des Vorhabens ist eine Tochterfirma des in Rostock ansässigen Technologieunternehmens eno energy Group. Sie beauftragte die Baufirma Groth mit den Abbruch- und Rohbauarbeiten am Silo. Als Unternehmen in der Windenergiebranche fühle sich eno energy der Nachhaltigkeit und der Schaffung regionaler Perspektiven verschrieben, so Vertriebsleiter Patrick Rudolf. Dazu würden auch moderne und zukunftssichere Arbeitsplätze gehören, die mit dem Projekt "Silo1" geschaffen würden.
200.000 Tonnen Bausubstanz werden erneuert
Für die neuen Wände werden rund 200.000 Tonnen Bausubstanz abgerissen und die Wände anschließend neu eingezogen. Mithilfe einer sogenannten Betonbombe lassen die Arbeiter den dafür benötigten Beton per Kran ins Innere des Gebäudes herunter. Mit dem Beton schütten sie die Außen- und Innenwände des Silos auf, verstärkt mit rund 2.000 Stahlstangen.
100 Fenster und neuer Klinker
Ist das Innere des Silos fertig saniert, ist die Außenfassade an der Reihe. Rund 100 Fenster sollen eingesetzt und die Fassade mit Klinker verputzt werden. Polier Detlef Wandschneider ist optimistisch, dass sich das modernisierte Gebäude gut ins Stadtbild einfügt. 2025 soll das neue "Silo 1" fertig sein. Dass der historische Speicher ein neues Gewand erhält, sieht Detlef Wandschneider pragmatisch: "Man muss mit der Zeit gehen. Das Gebäude wird zurzeit ja nicht mehr genutzt. Bürogebäude, Gewerbe und Gastronomie - das passt zum Stadthafen, und ein Teil vom Speicher bleibt ja auch erhalten", so der 58-Jährige.