Schnell und unbürokratisch: Wölfe sollen leichter geschossen werden dürfen
Jäger und Weidetierhalter hatten das schon lange gefordert. Jetzt will die Bundesregierung den Weg frei machen: Wölfe sollen leichter geschossen werden dürfen.
Wölfe sollen bereits nach dem ersten Riss von Weidetieren geschossen werden dürfen. Und zwar in einem Umkreis 1.000 Meter in einem Zeitraum von 21 Tagen nach dem entsprechenden Angriff. Dabei soll für eine Abschussgenehmigung auch kein DNA-Test mehr nötig sein. Das sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) am Donnerstag in Berlin. Die neuen Regeln sollen demnach für Regionen mit erhöhtem Rissvorkommen gelten. Lemke bezeichnete das neue Verfahren als erfolgversprechend, um den Wolf zu identifizieren, der den Schaden verursacht. Denn aus Untersuchungen wisse man, dass der Wolf meistens dort angreift, wo er schon einmal war.
Lemke: "Zu langer Prozess für Abschussgenehmigung" der Wölfe
Dieser Weg sei praktikabel und unkompliziert ohne nationale oder europäische Gesetzesänderungen umsetzbar. Lemke sagte, der Prozess zu einer Abschussgenehmigung habe bisher zu lange gedauert. Ziel sei eine schnelle Regelung für die Tierhalter, da mit wachsenden Wolfspopulationen zunehmend Risse zu verzeichnen seien. Die Zahl der verletzten oder getöteten Nutztiere durch Wolfsübergriffe stieg bundesweit im vergangenen Jahr auf einen neuen Höchststand von mehr als 4.000. Das Wolfsvorkommen konzentriert sich auf die Gebiete von Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
Backhaus fordert "einheitliche Regeln" zum Abschuss von Wölfen
Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) fordert bundeseinheitliche Regeln zum Abschuss von Wölfen, die Weidetiere angreifen. "Die Vorschläge der Ministerin gehen in die richtige Richtung", sagte Backhaus. "Über einen Zeitraum von drei Wochen auf Angriffe auf Weidetiere mit dem Abschuss von Wölfen reagieren zu können, kann ein Mittel sein, um die Beutegreifer von weiteren Übergriffen abzuhalten". Es sei ihm aber wichtig, dass nicht die Länder - jedes für sich - definieren, in welchem Umkreis und auf welcher Entscheidungsgrundlage die Schnellabschüsse erfolgen sollen. Hier sei der Bund gefordert.
Hackländer: "Zu wenig Jäger in MV"
Kritik kommt von der Deutschen Wildtierstiftung. Vorstand Prof. Klaus Hackländer sagte bei NDR MV Live, es sei weiter ungeklärt, wer denn die Wölfe erlegen soll. Dafür müsse der Wolf im Jagdrecht stehen. Hackländer ist außerdem skeptisch, dass die Pläne von Bundesumweltministerin Lemke in allen Ländern schnell umgesetzt werden können. Hackländer bezweifelt, dass es in Mecklenburg-Vorpommern genügend Jäger gibt, die für den Nutztierhalter den Wolf auch abschießen können.
Schaf- und Ziegenzuchtverband: "Den Schuss gehört"
Susanne Petersen vom Landesschaf- und Ziegenzuchtverband begrüßte dagegen Lemkes Plan. Die Bundesregierung habe "den Schuss gehört", so Petersen. Es sei ein großer Aufwand, die Tiere vor Wolfsangriffen zu schützen. Wie und durch wen das Abschießen der Wölfe mit der Abschussgenehmigung laufe, sei ihr noch nicht konkret genug.