Wölfe im Visier: Neue Debatte um Abschuss auch in MV
Die alten Konflikte kommen wieder hoch. Der Artenschutz hat dem Wolf ermöglicht, wieder nach Deutschland zurückzukehren und damit stellt sich erneut die Frage, wie können Weide- und Raubtiere auch in MV nebeneinander existieren?
Die Ankündigung von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne), die rechtlichen Regeln zum Abschuss auffällig gewordener Wölfe zu schärfen, hat auch in Mecklenburg-Vorpommern die Debatte dazu neu entfacht. Agrarminister Till Backhaus (SPD) sagte, es würden schnellere und einfachere Mechanismen gebraucht, um auffällige Tiere entnehmen zu können. Druck kommt aus Richtung der Opposition: Die forderte den Minister auf, selbst aktiv zu werden, um Weidetiere vor fortwährenden Attacken ein und desselben Wolfes zu bewahren.
Wolfsattacken im ersten Halbjahr in MV
Wie aus dem Landes-Wolfsmonitoring hervorgeht, wurden bis Mitte Juli in Mecklenburg-Vorpommern 43 Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere gezählt. Dabei wurden 142 Tiere getötet und 23 verletzt. Für das gesamte Jahr 2022 waren 83 Übergriffe mit 293 getöteten Tieren registriert worden. Vom Land werden Schäden finanziell ausgeglichen, sofern die Halter die geforderten Schutzzäune errichtet hatten, für deren Anschaffung eine Förderung gewährt wird. Bei jedem vierten Fall in diesem Jahr fehlte laut Statistik selbst ein Grundschutz.
Wolf steht unter strengem Schutz
Nutztierhalter fordern immer wieder, den Wolf jagen zu können, um Übergriffe auf ihre Tiere zu verhindern. Das ist aber nicht so einfach umzusetzen. In Deutschland ist der Wolf streng geschützt und darf nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen erlegt werden, etwa wenn ein Tier nachweislich wiederholt Nutztiere gerissen hat. Backhaus hält angesichts der ungleichen Ausbreitung des Wolfes ein regionales Bestandsmanagement, wie es von Niedersachsen gefordert wurde, für einen Lösungsansatz.
Kritik kommt von der Opposition
Die Opposition wirft Backhaus vor, zu zögerlich zu agieren und die schon jetzt gegebenen rechtlichen Möglichkeiten ungenutzt zu lassen. So verwies die CDU-Landtagsabgeordnete Beate Schlupp auf einen Erlass der bayerischen Staatsregierung zum Umgang mit auffälligen Wölfen. Demnach könnten Wölfe, die sich Menschen bis auf 30 Meter nähern oder mehrere Tage in unmittelbarer Nähe von Siedlungen und Stallungen gesichtet wurden, erlegt werden. Die FDP-Abgeordnete Sandy van Baal meint: "Landwirtschaftsminister Backhaus verspricht zwar immer vieles, doch passiert ist bisher nichts."
Zahl der Wölfe massiv gestiegen
In Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Zahl der Wolfsrudel innerhalb von drei Jahren mehr als verdoppelt. Dem Wolfsmonitoring zufolge lebten im Frühjahr 2023 im Nordosten 18 Rudel und drei Wolfspaare. Hinzu kamen zwei Einzelwölfe. Das Bundesamt für Naturschutz gibt unter Hinweis auf das Wolfsmonitoring 2021/2022 die Zahl der in Deutschland nachgewiesenen Wölfe mit etwa 1200 an. Die Tiere lebten demnach in 161 Rudeln. Dazu kamen 43 Wolfspaare sowie 21 sesshafte Einzelwölfe.