Schlossturm Neustrelitz - eine unendliche Geschichte?
Kommt er oder kommt er nicht? Seit Jahren diskutiert Neustrelitz über den Wiederaufbau des Schlossturms. Obwohl Bund und Land Fördergelder geben wollen, passiert bisher wenig. Das liegt auch an deutlich gestiegenen Baukosten.
Kontroverse Diskussionen und gegenseitige Vorwürfe: Der geplante Wiederaufbau des Schlossturms erhitzt die Gemüter in der Neustrelitzer Stadtvertretung. Bei ihrer letzten Sitzung war die Stimmung gereizt. So ging beispielsweise CDU-Stadtvertreter Christoph Poland den Bürgermeister Andreas Grund (parteilos) frontal an. Er warf ihm vor: "Du bist gegen das Projekt. Ich sehe keine Gelegenheit mehr zum Heilen." Auch Vertreter der Fraktion Grüne/FDP/PuLS beklagten ein "Drehen im Kreis". Fraktionsvorsitzende Hannelore Raemisch fordert einen "Beschluss der zum Arbeiten zwingt". Andreas Grund wehrte sich und sagte, er habe "keine Lust, dass auf dem Bürgermeister rumgetrampelt wird."
Wiederaufbau schon dreimal beschlossen
Zwar hat die Stadtvertretung Neustrelitz schon dreimal den Bau des Turms beschlossen, doch ob es wirklich dazu kommt bleibt weiter unklar. Ein Grund sind die gestiegenen Baukosten. Ursprünglich waren 7 Millionen kalkuliert. Die letzte Schätzung liegt bei etwa 9,5 Millionen Euro. Bund und Land haben 6,5 Millionen Euro Fördergeld zugesagt. Bleibt eine Finanzierungslücke von mindestens 3 Millionen Euro. Das kann die Stadt nicht stemmen, sagt Grund. Und verweist darauf, dass auch die zukünftigen Unterhaltskosten nicht gegenfinanziert seien. Er schlägt deshalb einen höheren Hebesatz bei der Grundsteuer vor. Das könne bis zu 350.000 Euro im Jahr bringen.
Widerstand bei SPD und Linken
Auch die SPD-Fraktion positioniert sich mittlerweile gegen den Turmbau und argumentiert mit der angespannten Finanzlage der Stadt. Es gäbe wichtigere Dinge zu finanzieren. Aus der Linken-Fraktion kommt der Vorschlag, einen Bürgerentscheid abzuhalten. Zum Beispiel bei den kommenden Kommunalwahlen. Vertreter von CDU, Grüne/FDP/PuLS und AfD sprechen sich hingegen für einen schnellen Baubeginn aus - selbst wenn die Finanzierung noch nicht komplett stehe. Ihr Argument: Das Geld wird nach Baubeginn zusammenkommen - durch private Spenden. So argumentiert auch Jürgen Haase, Vorsitzender des Residenzschlossvereins. "Wir wollen diesen Turm und wir haben das Glück, dass er weitgehend finanziert ist." Der Verein sei bereit, Spenden zu sammeln. Es sei jedoch schwierig, wenn nun Zweifel am Bau gesät würden.
Berliner Schloss als Vorbild
Anfangen und während des Baus Spenden sammeln - bei anderen Projekten hat das geklappt. Zum Beispiel bei der Dresdner Frauenkirche, der Potsdamer Garnisonskirche und dem Berliner Schloss. "Schaffe, nicht schwätze", rät Wilhelm von Boddien. Er ist der Kopf hinter dem Wiederaufbau des Berliner Schlosses und verfolgt die Diskussion in Neustrelitz von Beginn an. "Eine solche Chance gibt es nur einmal und nicht wieder", sagt er. "Wir müssen das jetzt entscheiden. Wenn die Hühner lang genug gegackert haben, müssen sie Eier legen. Sonst landen sie im Suppentopf."