Ribnitz-Damgarten: Bernsteinmuseum kauft kostbare Sammlung
Figuren, Halsketten und Truhen: Die große Sammlung beinhaltet Bernsteinkunstwerke aus vier Jahrhunderten. Die kostbaren Exponate hat das Bernsteinmuseum von der TUI AG gekauft.
"Es ist als Flaggschiff für die ostpreußische Bernsteinindustrie gebaut, also um für den Bernstein und Produkte der bernsteinverarbeitenden Firmen, vor allem die der staatlichen Bernsteinmanufaktur, weltweit zu werben“, sagt Museumsleiter Axel Attula.
Das knapp zwei Meter lange Schiff ist das Herz der Sammlung: Die Kogge wurde in den 1930er-Jahren in der Bernsteinmanufaktur im damaligen Königsberg gefertigt. Zu den Glanzstücken der Sammlung zählen außerdem ein Relief aus dem 16. Jahrhundert, ein kleiner Hausaltar aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und ein um 1675 geschaffener Schreibkasten wohl aus dem Besitz des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Insgesamt 250 Ausstellungsstücke aus vier Jahrhunderten fasst die Sammlung.
"Deutsches Gold": Bernstein wurde in der NS-Zeit instrumentalisiert
Während der Zeit des Nationalsozialismus fanden ideologisch aufgeladene Objekte ihren Weg in die Sammlung. Die Wanderausstellung wurde zu Propagandazwecken in mehr als 50 Ländern gezeigt. Auch als Werbung für den Werkstoff Bernstein, damals auch als "Deutsches Gold" bezeichnet. Die Bernsteinmanufaktur im damaligen Königsberg fertigte Auftragsarbeiten für Kunden aus aller Welt an.
Exponate aus der NS-Zeit werden weiterhin ausgestellt
"Man hat die Sachen, weil sie kunsthistorisch bedeutend sind, auch gerne weiter ausgestellt, aber konnte sie natürlich nicht mit den Hoheitssymbolen der 1930er-Jahre ausstellen und hatte diese Dinge dann entnazifiziert", so Museumsleiter Attula. Bei einem kleinen Teil der Kunstwerke aus der Sammlung wurden Symbole der Nationalsozialisten später entfernt, um die Bernstein-Exponate weiter ausstellen zu können.
Besonders bei den Werken aus der NS-Zeit sei eine besondere Aufklärung wichtig, sagt der Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, Professor Frank Druffner. Für die neue Dauerausstellung, die in Planung ist, wünscht er sich, dass die Geschichte der Ausstellungsstücke intensiver und offener kommuniziert wird als bisher. "Es war bisher eben auch noch nicht Eigentum des Museums. Jetzt kann es natürlich auch etwas anders mit diesen Stücken umgehen", so Druffner.
Förderung durch Kulturstiftung der Länder und das Kulturministerium
Das Bernsteinmuseum hat die Sammlung von der TUI AG gekauft. Diese ist die Rechtsnachfolgerin der 1923 gegründeten Preussag AG, der die Sammlung zuvor gehörte. Die Kulturstiftung der Länder und das Kulturministerium von Mecklenburg-Vorpommern förderten den Ankauf der Sammlung mit rund 674.000 Euro. Die Stadt Ribnitz-Damgarten gab 100.000 Euro dazu. Mittel kamen zudem vom Bund und der Ostdeutschen Sparkassenstiftung. Die Gesamtsumme für den Kauf wurde allerdings nicht mitgeteilt.
Bürgermeister Huth ist stolz: Noch mehr Bernstein für die Bernsteinstadt
"Silber-Bernsteinschmuck zu DDR-Zeiten, früher Fischland-Schmuck, dann Ostseeschmuck; das war mal der Grundstein für den Titel "Bernsteinstadt"". Thomas Huth, Bürgermeister Ribnitz-Damgarten
Für den Bürgermeister von Ribnitz-Damgarten, Thomas Huth, hat der Ankauf der Exponate eine besondere Bedeutung, da die Sammlung eine Verbindung zu der Bernsteinmanufaktur und Produktion in Ostpreußen herstellt, wie er sagt. Bereits seit zwei Jahrzehnten werden einzelne Stücke der großen Sammlung im Bernsteinmuseum ausgestellt. Nun hat die vollständige Sammlung einen festen Platz in Ribnitz-Damgarten.
Sonderausstellung wird voraussichtlich im Februar eröffnet
Die meisten Exponate der Sammlung sind bereits im Bernsteinmuseum zu sehen. Eine Sonderausstellung mit allen 250 Stücken wird voraussichtlich im Februar eröffnet. Bis dahin werden einige Kunstwerke noch restauriert und in neue Schaukästen gestellt. Das Museum hat täglich von 9.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.