Razzia in Werkstatt der Landespolizei: Verdacht auf Betrug und Unterschlagung
Die Staatsanwaltschaft Schwerin ermittelt gegen Mitarbeiter der zentralen KfZ-Werkstatt der Landespolizei. Die Beschäftigten sollen unter anderem ihre Privatautos und die ihrer Angehörigen auf Landeskosten und damit auf Kosten der Steuerzahler repariert haben.
Normalerweise werden in der Werkstatt in Schwerin Dienstwagen der Polizei oder der Bereitschaftspolizei gewartet und repariert. Offenbar aber nicht nur: Elf Werkstatt-Mitarbeiter - und damit die komplette Belegschaft - sollen ihren Job genutzt haben, um während der Arbeitszeit die eigenen Autos auf Vordermann zu bringen oder die ihrer Angehörigen - und das seit Jahren. Dabei haben sie offenbar auch Ersatzteile und andere Materialien genutzt, die auf Landeskosten angeschafft wurden, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Auch ein ehemaliger Mitarbeiter steht im Fokus der Ermittlungen.
Privat-Reparaturen gegen "Spende"
Offenbar haben die Beschuldigten auch Geld für ihre Mechaniker-Dienste angenommen. Dafür haben sie zwar keine Rechnungen geschrieben, sie setzten aber auf die Spendenbereitschaft ihrer "Kunden". Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Stefan Urbaneck, erklärte: "Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass in der Zentralwerkstatt eine sogenannte Trinkgeldkasse vorgehalten wurde." Die Mitarbeiter hätten folglich während ihrer Arbeitszeit noch "hinzuverdient".
Spinde und Wohnungen durchsucht
Den Stein ins Rollen gebracht hatten Mitarbeiter selbst. Sie informierten im Mai die Chefetage über mutmaßliche Unregelmäßigkeiten im Werkstattbetrieb. Die Werkstatt untersteht dem Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, des Brand- und Katastrophenschutz (LPBK). Die Amtsleitung setzte daraufhin interne Ermittlungen in Gang, das Landeskriminalamt wurde eingeschaltet. An diesem Mittwoch schließlich sicherte die Staatsanwaltschaft mit einer Razzia Beweismaterial. Es wurden Privatspinde in der Werkstatt durchsucht, aber auch Wohnungen der Mitarbeiter.
Zwei Mitarbeiter bereits entlassen
Die Staatsanwaltschaft geht dem Verdacht der Untreue, des Betrugs und der Unterschlagung nach. Auch die Hinweisgeber sind vorerst Beschuldigte in dem Verfahren, ihre Tatbeteiligung soll aber gering sein. Erste Konsequenzen wurden bereits gezogen: Zwei Mitarbeiter wurden entlassen, gegen andere laufen Abmahnungen. Über die Höhe des mutmaßlichen Schadens machten die Ermittler und LPBK-Leiter Andreas Walus keine Angaben. Weitergehende Informationen werden aus ermittlungstaktischen Gründen noch zurückgehalten. Die Staatsanwaltschaft verweist auf die Unschuldsvermutung. Der Fall beschäftigt das LPBK am Donnerstag kommender Woche - dann kommt die Belegschaft turnusmäßig zu einer Dienstversammlung zusammen. Mehr als 400 Mitarbeiter der insgesamt 27 Standorte des Amtes werden erwartet.