Prozess um Dreifachmord: Onkel des Angeklagten sagt aus
Der Prozess um den Dreifach-Mord von Rövershagen ist am Rostocker Landgericht fortgesetzt worden. Während der Angeklagte weiter schweigt, wurden weitere Zeugen vernommen. Einer schilderte den Vater des Angeklagten als autoritär und bestimmend.
Am neunten Prozesstag wurde der 59-jährige Onkel des Angeklagten vernommen. Gleich zu Beginn machte er deutlich, dass er nicht mehr mit dem 27-Jährigen verwandt sei, schließlich habe der seinen Bruder, sowie dessen Frau und Tochter umgebracht. Laut Anklage tötete der 27-Jährige alle drei mit einer Armbrust und einer Gartenmachete.
"Er liebte ihn sehr"
Der Onkel war temperamentvoll, musste daher mehrfach vom Richter ermahnt werden. Er sagte unter Tränen, sein Bruder habe trotz strenger Erziehung einen guten Jungen großgezogen. Daher könne er das alles nicht verstehen. Zeitweise musste er auch seine Tränen wegwischen. "Er liebte ihn sehr", sagte der Zeuge über das Verhältnis seines Bruders zu dessen Sohn. Andere Verwandte verfolgen den Prozess ebenfalls, um das Geschehene zu verstehen.
Angeklagter wirkte verschlossen - und schweigt weiter
Währenddessen blickte der Angeklagte viel nach unten. Für einen NDR Reporter, der den Prozesstag beobachtete, wirkte er verschlossen, teilnahmslos, ein bisschen schüchtern. Beim Betreten des Gerichtssaals versteckte er mit einem Aktenordner sein Gesicht vor den Kameras. Seit Prozessbeginn schweigt der 27-Jährige. Er unterhält sich manchmal mit seiner Verteidigerin, vermeidet aber den Blickkontakt mit Angehörigen. Zu groß ist offenbar die Scham.
Zeuge: Familie war sehr sparsam
Ein weiterer Zeuge, ein Finanzberater, schilderte seine Eindrücke von der Familie. Er beschrieb den Vater als autoritär und bestimmend. Die Familie sei sehr sparsam und sehr bestrebt gewesen, den Kredit für ihr Haus so schnell wie möglich abzubezahlen. Das Gericht befragte auch eine Zeugin, bei der der 27-Jährige damals einen Transporter für einen Tag auslieh, mit dem er die Leichen transportiert haben soll.
Angeklagter sitzt seit März 2022 in U-Haft
Laut Staatsanwaltschaft ermordete der Angeklagte in dem Haus in Rövershagen am 7. Februar 2022 seinen Vater (52) und seine Schwester (25) und einige Tage später seine Mutter (48). Die Leichen vergrub er der Anklage zufolge in selbstgebauten Särgen an einem einsamen Feldrand. Ihm wird Mord aus Heimtücke, in zwei Fällen Mord zur Verdeckung einer Straftat und in einem Fall zusätzlich Mord aus niedrigen Beweggründen vorgeworfen. Der Angeklagte ist deutscher Staatsangehöriger und sitzt seit Ende März 2022 in Untersuchungshaft. Im Falle eines Schuldspruchs droht ihm eine lebenslange Haftstrafe. Freitag war der neunte Verhandlungstag. Der Prozess wird am 19. Januar fortgesetzt.