Protesttag: Viele Apotheken in MV bleiben heute geschlossen
Wer heute Medikamente braucht, könnte in Mecklenburg-Vorpommern vor verschlossenen Türen stehen. Unter dem Motto "Gesundheit statt Mangel" streiken Apotheker aus Protest gegen Bürokratie, Lieferengpässe und aus ihrer Sicht zu niedrige Honorare.
Apotheker verlangen mehr Flexibilität und den Abbau bürokratischer Hürden, um Patienten schneller zu versorgen zu können. Laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände seien auch Lieferengpässe zunehmend ein Problem, dem die Apotheker mit Mehrarbeit entgegenwirken müssten.
Etwa zwei Drittel der insgesamt 372 Apotheken in MV bleiben geschlossen
Wer dringend ein Medikament braucht und die nächstgelegene Apotheke geschlossen ist, sollte sich an den Notdienst wenden, sagte Bernd Stahlhacke, der Geschäftsführer der Apothekerkammer in Mecklenburg-Vorpommern ist. An geschlossenen Apotheken befinde sich auch ein Hinweis auf die nächste Notdienst-Apotheke.
Markus Oelze, Apotheker in Jarmen im Kreis Vorpommern-Greifswald sagte im Gespräch mit NDR 1 Radio MV: "Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern Notdienstbereiche, in denen ist nur noch eine Apotheke übrig, die dort die Versorgung aufrecht erhält." Wenn diese Apotheke auch noch schließe, könnte das bedeuten, dass die nächste in etwa 50 Kilometern Entfernung liege. "Das ist ein Zustand, den wir absolut untragbar finden", so Oelze.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) spricht sich gegen höhere Honorare aus
Die Apotheker fordern unter anderem eine Anhebung ihrer Honorare für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen sei es unattraktiv für Nachwuchskräfte, eine Apotheke zu übernehmen, sagte Stahlhacke. Dies sei ein Grund für die seit Jahren abnehmende Zahl an Apotheken in Deutschland und auch Mecklenburg-Vorpommern. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Apotheken im Nordosten von 412 auf aktuell 372 gesunken. Stahlhacke geht davon aus, dass in diesem Jahr weitere Apotheken im Land schließen werden, weil sich kein Nachfolger findet. Gesundheitsminister Lauterbach erteilte den Honorarerhöhungen bereits eine Absage - Geldmangel sei der Grund: "Die gesetzlichen Krankenkassen klagen über Finanzprobleme, der Finanzminister kürzt die Mittel. Unter diesen Umständen ist für höhere Honorare der Apotheker im Moment kein Raum", hatte Lauterbach der "Bild am Sonntag" gesagt.