Toter Junge in Pragsdorf: Spurensuche an Kleidung und Messer
Nach dem gewaltsamen Tod eines kleinen Jungen in Pragsdorf bei Neubrandenburg hat die Polizei noch keinen Tatverdächtigen gefunden. Nun sollen die Kleidung des Kindes und ein Messer auf Spuren untersucht werden.
"Wir setzen die Ermittlungen jetzt mit kriminaltechnischen Untersuchungen fort", sagte eine Polizeisprecherin am Sonnabend. So sollten die Kleidung des Jungen und ein Messer genauer untersucht werden, das Einsatzkräfte am Freitag in einem Gestrüpp in dem Dorf gefunden hatten. Man prüfe, ob es sich um die Tatwaffe handele. Die Auswertung der Spuren werde längere Zeit dauern, ein Ergebnis werde kaum vor dem Ende der kommenden Woche vorliegen. Zudem überprüften die Ermittler nach eigenen Angaben Bewegungen von Fahrzeugen. Die großräumige Suche mit vielen Kräften und Bereitschaftspolizisten, die am Freitag im Einsatz waren, sei zunächst abgeschlossen. Zwischenzeitlich waren etwa 60 Polizisten in die Ermittlungen in Pragsdorf eingebunden, davon 20 Kriminalbeamte.
200 Menschen bei Andacht in der Dorfkirche
Am Freitagabend trafen sich zahlreiche Einwohner Pragsdorfs zu einer Andacht. In der Kirche des kleinen Dorfes im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte drückten sie ihre Trauer und ihre Anteilnahme aus. Das Gotteshaus sei - im Beisein der Eltern des getöteten Jungen - bis auf den letzten Platz gefüllt gewesen, sagte Pastor Heye Osterwald. Auch die Gemeinde-Vertretung bekundete ihre Bestürzung über den Tod des Kindes. "Die Gedanken sind derzeit natürlich vor allem bei der Familie und den Angehörigen", hieß es auf der Facebook-Seite des Ortes. Dem Bürgermeister zufolge war der Junge gerade eingeschult worden. An seiner Schule ist ein Trauerort eingerichtet worden. In der kommenden Woche sollen dort alle Leistungskontrollen entfallen.
Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) drückte am Sonnabend ebenfalls via Facebook seine Anteilnahme aus. Es sei ein schreckliches Verbrechen an einem Kind, dass für Trauer und tiefe Betroffenheit sorge. "Die Polizei arbeite mit Hochdruck an der Aufklärung der abscheulichen Tat", so Pegel.
Kind mit massiven Verletzungen gefunden
Der Junge war am Donnerstag nicht wie verabredet vom Spielen nach Hause gekommen. Die Eltern meldeten ihn gegen 20 Uhr als vermisst. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft fanden etwa eine Stunde später Feuerwehrleute den Jungen mit massiven Verletzungen im Oberkörper in einem Gebüsch in der Nähe des Bolzplatzes und des Sees in Pragsdorf. Obwohl Rettungskräfte versuchten, ihn zu reanimieren, konnte im Krankenhaus nur noch der Tod festgestellt werden.
Messer in der Nähe des Fundortes entdeckt
Die Obduktion ergab, dass der Junge erstochen wurde, hieß es seitens der Ermittler. Am Freitagnachmittag stellten sie in der Nähe des Fundortes des Jungen ein Messer sicher, bei dem es sich möglicherweise um die Tatwaffe handelt, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem NDR bestätigte. Ob der Sechsjährige auch dort attackiert wurde, wo er gefunden wurde, war zunächst unklar. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des Totschlags.
Motiv vorerst unklar
Den ganzen Tag über durchsuchten am Freitag Bereitschaftspolizisten das abgesperrte Gelände in der Nähe des Sees und des Bolzplatzes und sicherten potenzielle Spuren. Beamtinnen und Beamte der Mordkommission befragten Einwohner und Nachbarn. "Die Anteilnahme und die Aussagebereitschaft sind sehr hoch", so eine Sprecherin der Polizei. Hinweise zum Motiv oder zum Tathergang waren aber noch unklar. Von Streitigkeiten im Vorfeld sei nichts bekannt, hieß es.