Dorf Stadt Kreis: Halbinsel Pütnitz - vom Fliegerhorst zum Ferienresort?
350 Millionen Euro sollen auf der Halbinsel Pütnitz im Ribnitzer Bodden (Landkreis Vorpommern-Rügen) investiert werden. Dort soll ein Ferienpark entstehen - an einem geschichtsträchtigen Ort mit fast 60 Jahren militärischer Nutzung.
Vier historische Flugzeug-Hangars, Kasernen, Offiziersvillen, zwei Startbahnen für Flugzeuge mit einem Tower und etliche Kilometer Kolonnenwege: So sieht es derzeit auf Pütnitz aus. Viele Gebäude stehen heute mitten im Wald, aus manchen wachsen bereits Bäume heraus. Auf Pütnitz hat auch das Technikmuseum seinen Platz gefunden, das jährlich einmal das Ostblock-Fahrzeugtreffen ausrichtet. Einmal im Jahr gibt es dort das "Pangea Festival", ansonsten ist die Fläche weitgehend sich selbst überlassen. Doch jetzt soll dauerhaft Leben auf die Halbinsel kommen. Insgesamt ist Pütnitz 575 Hektar groß, 250 Hektar davon sollen nun bebaut werden.
Rund 3.000 Betten geplant
Die Stadt Ribnitz-Damgarten erhält 45 Millionen Euro vom Land, um Altlasten aus der Zeit der militärischen Nutzung auf Pütnitz zu beseitigen. Das Geld fließt aber nur unter der Bedingung, dass die Fläche auch wirtschaftlich genutzt wird. Dafür gibt es inzwischen konkrete Pläne: Das Unternehmen Center Parcs will nach eigenen Aussagen 500 Ferienhäuser mit 2.500 Betten und 100 Appartements mit 500 Betten auf Pütnitz errichten, dazu kommt ein Zentralgebäude mit Restaurants und Spaßbad. Der Park soll CO2-neutral betrieben werden. Center Parcs geht von 161.000 Übernachtungen pro Jahr auf Pütnitz aus.
Kletterhalle und Surfwelle geplant
Das Unternehmen Supremesurf plant ein Ganzjahresangebot unter dem Titel "Pangea Island". Einer der Flugzeug-Hangars soll zur Kletterhalle umgebaut werden, ein Wasserbecken, in dem eine Surfwelle erzeugt wird, ist auf der Betonfläche davor geplant. Kreativangebote in historischer Kulisse und ein öffentlicher Strandzugang sollen das Angebot abrunden. 300 Stellplätze sollen auf einem Campingplatz entstehen, dort erwarten die Investoren 18.250 Camper pro Jahr. Und auch das Pangea Festival soll es weiterhin geben.
Bernsteinreiter wollen Kinderbauernhof
Parallel zu den anderen Projekten planen die Bernsteinreiter aus Hirschburg (Landkreis Vorpommern-Rügen) einen Reiterhof und einen Kinderbauernhof auf Pütnitz. Dafür sollen Gebäude nahe der Ferienhäuser von Center Parcs errichtet werden, aber ohne zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten. Der Hof soll für Feriengäste und Tagesbesucher gleichermaßen offen sein.
Große Sanierung für Technikmuseum
Das auf Pütnitz schon bestehende Technikmuseum mit seinen drei Flugzeug-Hangars erhält 5 Millionen Euro für die Sanierung der Gebäude sowie die Erweiterung und Neugestaltung der Ausstellung. Kinoabende, Lesungen und Vorträge sollen zum Angebot hinzukommen. Die Künstlerinnen-Initiative um Gerlinde Kreutzburg möchte außerdem offene Ateliers und Unterkünfte in den auf Pütnitz bestehenden Gebäuden einrichten.
Kritik: "Kein Massentourismus auf Pütnitz"
Kritisch hinterfragt wird das Projekt von der Bürgerinitiative "Kein Massentourismus auf Pütnitz". Aus Sicht ihres Sprechers Steffen Schmidt ist das Vorhaben überdimensioniert und vor allem das Verkehrsproblem trotz bereits geplanter Umgehungsstraße für den Ortsteil Damgarten nicht klug gelöst. Die Bürgerinitiative wünscht sich weniger Bebauung, weniger Betten, weniger Verkehr.
Podcast "Dorf Stadt Kreis" nimmt Pläne unter die Lupe
Wie die Planungen vorangehen, wann sie Realität werden könnten und was bis dahin noch passieren muss - darum geht es in der aktuellen Folge unseres Podcasts "Dorf Stadt Kreis". Der Podcast beleuchtet die Argumente der Befürworter, aber auch der kritischen Stimmen. Es geht darum, was auf Pütnitz schützenswert ist - und wieso dieser Ort, so wie er heute aussieht, für die Autorin etwas ganz Verwunschenes hat.