Personalmangel im Tourismus: Ein ernstes Problem in MV
Der Fachkräftemangel bedroht die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern. Am Montag war das Problem Thema beim Tourismusgipfel des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) in Berlin.
Ein Hauptthema des Gipfels war der Fachkräftemangel in der Tourismusbranche, mit dem Mecklenburg-Vorpommern laut dem Geschäftsführer des Tourismusverbands MV, Tobias Woitendorf, zunehmend zu kämpfen hat. Zum 24. Tourismusgipfel des BTW wurden neben zahlreichen Vertretern der Branche auch der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck (Grüne), der Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil (SPD), und der Bundesminister für Digitales und Verkehr, Volker Wissing (FDP), erwartet.
Tourismus: eine gemeinsame Aufgabe?
Dem Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit in MV zufolge ist die Tourismusbranche in kaum einem anderen Bundesland so bedeutend wie in Mecklenburg-Vorpommern. Laut Woitendorf leidet jedoch jedes zweite Tourismus-Unternehmen im Land unter einem Mangel an Arbeitskräften. Für eine Verbesserung der Situation sieht er verschiedene Stellen in der Verantwortung: die Branche selbst müsse attraktive Arbeitsbedingungen schaffen, Gemeinden sollten den Zuzug von Arbeitskräften durch gute Lebensbedingungen unterstützen und die Politik müsse die Fachkräftegewinnung aus dem In- und Ausland fördern. "Am Ende wird man trotzdem den Mangel nicht in Gänze beheben können, aber man kann die Situation so gut wie es geht beherrschen", so Woitendorf.
Wechselwirkungen in der Branche
Für den Verantwortlichen von 33 Ferienhäusern in Plau am See, Norbert Schönknecht, ist der Personalmangel bei Reinigungskräften das größte Problem: Es gebe "einfach nicht genug Arbeitskräfte in der Umgebung", sagte Schönknecht bei NDR MV Live. Er beschäftige deswegen schon Reinigungsfirmen aus Brandenburg und Hamburg. Er bemerke außerdem zunehmend die Auswirkungen des Fachkräftemangels in anderen Betrieben: "Das ist so ein Rattenschwanz im Endeffekt. Die Gaststätten, dadurch dass sie zu wenig Personal haben, schließen die Küche um 20 Uhr. Sie kennen es ja selber, wenn man im Urlaub ist, möchte man eigentlich noch um 21 Uhr irgendwo essen gehen." Außerdem seien die Preise in der Gastronomie gestiegen. Derlei Abstriche würden auch die Urlaubserfahrungen seiner Gäste schmälern und seinem Betrieb auf lange Sicht schaden.
Berufsorientierung und Branchenumbau als Lösungen?
Der Bundesarbeitsminister Hubertus Heil machte sich auf dem Tourismusgipfel für eine verbesserte Berufsorientierung an Schulen stark, um Interesse zu wecken und den Nachwuchs für die Branche zu fördern. Die Touristiker forderten auf dem Gipfel unter anderem die Beschleunigung von Visaverfahren, damit ausländische Fachkräfte schneller in Deutschland arbeiten können. Laut Woitendorf reicht die Kontrolle über die Fachkräfte-Situation aber nicht aus, um langfristig den Erfolg in der Tourismusbranche zu sichern. Deshalb spricht der Tourismusverbands-Chef auch von einem Umbau der Branche mit einem neuen Service-Verständnis. Im Klartext hieße das: man müsse sich daran gewöhnen, dass weniger Service-Personal vorhanden ist und viele Dinge automatisiert werden - beispielsweise das Einchecken im Hotel oder das Bezahlen im Restaurant.