Nordkirche: Ex-Gemeindepädagoge von allen Tätigkeiten freigestellt
Die Kirchengemeinde Zinnowitz hat einen 52-jährigen Mitarbeiter von allen Tätigkeiten freigestellt. Ursache ist ein Strafbefehl des Amtsgerichts Greifswald gegen den Mann wegen sexuellen Missbrauchs.
Der Vorwurf gegen den 52-Jährigen lautet sexueller Missbrauch. Es geht um ein Wochenende in einem evangelischen Schullandheim in Vorpommern im Jahr 2016: Dort soll der Beschuldigte laut Staatsanwaltschaft Stralsund das bekleidete Geschlechtsteil eines 18-Jährigen berührt haben. Dieser habe sich daraufhin der Situation entzogen.
Bisher keine arbeitsrechtliche Grundlage für eine Kündigung
Das Amtsgericht Greifswald hat eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten angeordnet. Die Strafe ist für zwei Jahre auf Bewährung ausgesetzt, der Beschuldigte kann dagegen Einspruch einlegen. Dann käme aber es zu einer Verhandlung vor Gericht. Der 52-Jährige hat seit Monaten nicht mehr mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet, sondern andere Aufgaben übernommen. Nach Angaben eines Sprechers der Nordkirche hatte die Kirchengemeinde bis zum Erlass des Strafbefehls keine Grundlage für eine arbeitsrechtliche Kündigung. Der Kirchengemeinderat lasse sich jetzt juristisch beraten und befasse sich zeitnah mit der Personalie. Der Mann arbeitet noch an der Freien Schule Zinnowitz. Dort wird er auf der Internetseite als Religionslehrer und Schulsozialarbeiter geführt. Der Schulleiter wollte sich nicht dazu äußern.
Fall wurde im Herbst 2023 öffentlich
Anlass waren Berichte über sexualisierte Foto- und Videoaufnahmen von Jugendlichen, die 2020 bei einer Kirchenfreizeit unter Leitung des 52-Jährigen in Zinnowitz entstanden. Ein zweiter Betreuer machte dort Fotos und Videos von Jugendlichen, unter anderem filmte er nackte Jungs in der Dusche. Die Aufnahmen wurden anschließend an die Jugendlichen verteilt. Der Vorfall ist im Zuge der Aufklärungsarbeit der Nordkirche ans Licht gekommen. Die Nordkirche hatte darum gebeten, dass sich Betroffene melden. Im Herbst 2023 wurde das öffentlich, weil sich Menschen aus dem Umfeld an das Magazin Katapult und den NDR gewandt hatten. Daraufhin hatte sich die Nordkirche intensiv mit den Geschehnissen befasst.