Nach Rücktrittserklärung als OB: Witt äußert sich zu Gründen
Nach der überraschenden Rücktrittserklärung vom Amt des Oberbürgermeisters in Neubrandenburg hat sich Silvio Witt öffentlich zu den Gründen geäußert. Er wolle mit dem Schritt sein privates Umfeld schützen.
Bei einer Podiumsdiskussion am Freitag in Berlin hat Silvio Witt (parteilos), noch Oberbürgermeister von Neubrandenburg, erstmals öffentlich begründet, warum er das Amt des Oberbürgermeisters abgeben will. Demnach gehe es in seiner Wahrnehmung kaum noch um die Sache, sondern fast nur noch um persönliche Dinge. Er spricht von "einer Menge Druck, der ausgeübt wird" und von Auswirkungen auf "Ehemann, Familie, Freunde". Sein privates Umfeld wolle er schützen.
Witt spricht von Schlüsselerlebnis mit Mutter
Für Witt, der seine Homosexualität offen lebt, werde es auch im politischem Alltag immer schwerer. Verbale und moralische Grenzen verschwänden. Er schildert ein Schlüsselerlebnis mit seiner Mutter, die in einer morgendlichen Nachricht an ihn geschrieben habe: "Heute ist nicht so schlimm, was in der Zeitung steht." An diesem Punkt will Witt nun nicht mehr weiter machen.
Rücktrittserklärung nach Stadtvertreter-Beschluss
Der 46-Jährige hatte seinen Rücktritt am Tag erklärt, nachdem die Stadtvertretung den Beschluss gefasst hatte, dass die Regenbogenflagge - das Zeichen für Toleranz, Vielfalt und Weltoffenheit - am Bahnhof der Stadt nicht mehr gezeigt werden darf.
SPD-Politiker: Ton wird rauer
Für Michael Stieber (SPD), ein Politikerkollege von Witt, gibt es einen besorgniserregenden Trend. Rücktritte von Mandats- und Amtsträgern, die wegen Drohungen zurückgetreten sind, seien nicht neu. Man müsse sich weiter darauf einstellen, dass der Ton rauer werde.
Vor dem Bahnhof in Neubrandenburg demonstrierten am Freitagabend mehrere Hundert Menschen gegen das Verbot der Regenbogenflagge. Sie planen weitere Proteste.