Neubrandenburg: Protest gegen Verbot der Regenbogenflagge

Stand: 11.10.2024 16:07 Uhr

Die Stadtvertreter von Neubrandenburg hatten beschlossen, dass die Regenbogenflagge vor dem Bahnhof nicht mehr gehisst werden darf. Dagegen demonstrierten etwa 200 Menschen.

In Neubrandenburg haben zahlreiche Menschen vor dem Bahnhof gegen einen Beschluss der Stadtvertreter protestiert. Danach darf keine Regenbogenflagge mehr am Bahnhof gehisst werden. Zu einer geplanten Mahnwache gegen den Beschluss kamen laut Polizei etwa 200 Demonstrierende, laut Veranstalter waren es 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Mahnwache-Teilnehmer brachten Regenbogenfahnen mit

Die Demonstranten brachten zu der Protestaktion Regenbogenfahnen oder auch bunte Regenschirme mit, andere malten mit Kreide Regenbogenfahnen auf den Boden. Damit wollten sie nach Angaben der Veranstalter der Stadt Neubrandenburg das zurückgeben, was ihr aus ihrer Sicht genommen wurde: Ein Einstehen für Vielfalt und Toleranz.

Entschluss der Stadtvertreter fiel am Mittwoch

Am Mittwochabend hatte die Stadtvertretung Neubrandenburg auf Antrag des Ratsherrn Tim Großmüller (Stabile Bürger für Neubrandenburg) beschlossen, dass die Regenbogenfahne nicht mehr vor dem Bahnhof gehisst werden darf. Als Grund für die Entscheidung nannten die Initiatoren des Antrags, dass die Regenbogenflagge in der Vergangenheit mehrfach gestohlen und durch Fahnen mit nationalsozialistischer Symbolik ersetzt worden war. Darüber hinaus sollten grundsätzlich nur Bundes-, Landes- oder andere "landestypische" Flaggen gehisst werden. Großmüller forderte zudem, das Stadtwappen nicht mehr in Verbindung mit der Regenbogenflagge zu nutzen.

Demonstranten fordern eine Rücknahme des Beschlusses

Die Teilnehmer der Demonstration forderten die Stadtvertretung auf, ihren Beschluss rückgängig zu machen. SPD, Linke und Grüne, die gegen das Verbot gestimmt hatten, erwägen nun, zur nächsten Sitzung einen Gegenbeschluss einzubringen.

Kritik am Beschluss: "Unchristlich und antisemitisch"

Zudem äußerten einige Teilnehmer und auch die Veranstalter Kritik an der Partei Bündnis Sahra Wagenknecht. Deren Vertreter hatten sich bei der Abstimmung in der Neubrandenburger Stadtvertretersitzung am Mittwochabend größtenteils enthalten. "Wegschauen hat in der deutschen Geschichte schon zu fatalen Folgen geführt", sagte eine Seniorin bei der Demonstration zu NDR MV. Sie bezeichnete diesen Beschluss nicht nur als unchristlich, sondern auch als antisemitisch.

Oberbürgermeister Silvio Witt gab Rücktritt bekannt

Der Beschluss der Stadtvertretung hatte in der Stadt auch deswegen so hohe Wellen geschlagen, weil Oberbürgermeister Silvio Witt offen homosexuell ist und sich immer wieder klar für Weltoffenheit und Vielfalt ausgesprochen hat. Der Parteilose hatte am Donnerstag überraschend seinen Rücktritt zum 1. Mai 2025 bekannt gegeben.

Weitere Informationen
Die Regenbogenfahne weht vor dem Neubrandenburger Bahnhof © NDR MV Foto: Sven-Peter Martens

Regenbogenflagge am Neubrandenburger Bahnhof nicht mehr erlaubt

Laut Argumentation könnten so Straftaten, wie das Austauschen der Fahne, verhindert werden. mehr

Silvio Witt (parteilos), Oberbürgermeister von Neubrandenburg © picture alliance/dpa Foto: Bernd Wüstneck

Neubrandenburgs Oberbürgermeister Witt kündigt Rücktritt an

Zum 1. Mai 2025 will Witt sein Amt demnach übergeben. Das gab er bei Facebook bekannt. mehr

Etwa 200 Neubrandenburger demonstrierten vor dem Bahnhof gegen den Entschluss der Stadtvertreter, die Regenbogenfahne künftig nicht mehr zu hissen. © Stefan Tinius-Weidig Foto: Stefan Tinius-Weidig
1 Min

200 Neubrandenburger protestieren vor dem Bahnhof

NDR-Reporter Stefan Tinius-Weidig berichtet von der Demonstration vor dem Neubrandenburger-Bahnhof gegen das Regenbogenflaggen-Verbot 1 Min

Dieses Thema im Programm:

N-JOY | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 11.10.2024 | 16:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Landkreis Mecklenburgische Seenplatte

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Das Logo der AfD. © picture alliance / dpa Foto: Christoph Reichwein

AfD in MV will Finanzierung der rechtsextremen Jungen Alternativen verstärken

Die Nachwuchsorganisation soll deutlich mehr Geld bekommen. Bei einem Parteitag bestimmt die Partei auch ihre Kandidaten für die Bundestagswahl. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern