Nach Cyberangriff auf LUP-Kliniken: Offenbar Patientendaten gestohlen

Stand: 19.02.2025 16:54 Uhr

Nach einem Cyberangriff auf die LUP-Kliniken in Ludwigslust und Hagenow funktioniert der Krankenhaus-Betrieb nach Angaben des Landkreises den Umständen entsprechend gut. Sorge bereitet Landkreis und Klinik ein möglicher Datenverlust.

Beim Cyberangriff auf die LUP-Kliniken im Landkreis Ludwigslust-Parchim Anfang Februar sind offenbar patientenbezogene Daten gestohlen worden. Das hat der Landkreis auf einer Pressekonferenz in Ludwigslust bekannt gegeben. Welche Daten die Angreifer bekommen haben, kann laut Landrat Stefan Sternberg (SPD) noch nicht genau gesagt werden.

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Ein bunter abfotografierter Code auf einem Bildschirm. Im Fokus steht das Wort "Passwort". © przemekklos / photocase.de Foto: przemekklos / photocase.de

Cyberangriff auf Kliniken in Hagenow und Ludwigslust

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"Wir wissen nur eins: Das zentrale Krankenhaus-Kommunikationssystem, in dem alle Daten gesammelt sind, ist nicht betroffen." Demnach handle es sich bei den möglicherweise erbeuteten Daten um Teilfragmente aus Nebensystemen, nicht aber um Diagnosen oder ganze Patientenakten.

Ermittlungen der IT-Forensik noch nicht abgeschlossen

Der Umfang der betroffenen Daten sei dabei als gering einzuschätzen. Klinik-Geschäftsführer Alexander Gross geht derzeit von einer potentiell betroffenen Datenmenge von etwa 1,5 Prozent der Gesamtdaten aus. Den geringen Umfang erklärte Sternberg, der auch Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der LUP-Kliniken ist, damit, dass im Dezember eine neue Firewall installiert worden ist.

Daten seien nur in jener kurzen Zeitspanne abgreifbar gewesen, die die Firewall benötigt, um den Angriff zu entdecken und die Server zu schützen. Die Ermittlungen der IT-Experten seien noch nicht abgeschlossen, der Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit MV aber bereits nach Bekanntwerden des Cyberangriffs einbezogen worden.

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Symbolbild zu Computerhackern. Hände an einem Laptop. Auf dem Bildschirm ist grüne Schrift zu sehen. © picture alliance / Jochen Tack | Jochen Tack Foto: Jochen Tack

Erpressungsversuch nach Cyberangriff auf LuP-Kliniken

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Krankenhausbetrieb wieder stabil: "Müssen zu Papier und Stift greifen"

Die Kliniken in Ludwigslust und Hagenow laufen derzeit im eingeschränkten Regelbetrieb weiter, die medizinische Versorgung der Patienten sei gesichert, hieß es weiter. In digital gestützten Abläufen gebe es aber noch Einschränkungen. "In einigen Bereichen müssen wir wie früher wieder zu Papier und Stift greifen", sagte Klinik-Geschäftsführer Gross. Die Rückkehr zum digitalen Arbeiten werde aber voraussichtlich schneller wieder erreicht als gedacht.

Nach Angaben von Landrat Sternberg läuft derzeit parallel zu den Ermittlungen der sogenannten IT-Forensiker der Neuaufbau eines komplett neuen Krankenhaus-Systems in den beiden LUP-Kliniken Hagenow und Ludwigslust. Dieses soll Gross zufolge voraussichtlich in den kommenden zwei Wochen schrittweise arbeitsfähig sein.

Sternberg: "Wir lassen uns nicht erpressen"

Nach bisherigem Kenntnisstand sollte der Cyberangriff gezielt die Infrastruktur des Landkreises schwächen. "Das konnten wir verhindern", so Sternberg. Den Lösegeldforderungen für die mutmaßlich entwendeten Daten erklärte der Landrat eine klare Absage. "Wir lassen uns nicht erpressen."

Experte für Cybersicherheit "Erkennbares Muster in ganz Deutschland"

Angriffe auf die kritische Infrastruktur wie in diesem Fall haben keinen Seltenheitswert. "Das ist ein erkennbares Muster in ganz Deutschland", so Sternberg, "dass man diese Bereiche massiv schwächen will." Dahinter stecke das Ziel, den Staat als nicht funktionstüchtig wirken zu lassen, um das Vertrauen in der Bevölkerung zu zerstören.

Experte für Cybersicherheit: Erpressungen und Diskriminierungen möglich

"Natürlich kann die Störung von kritischen Infrastrukturen immer Menschenleben gefährden, bei Kliniken ist das umso greifbarer und näher", sagt Manuel Atug, Experte für Cyber-Sicherheit von der AG KRITIS. "Daten lassen sich immer zu Geld machen." Atug sieht zudem die Gefahr, das mittels erbeuteter Patientendaten Erpressungen und Diskriminierungen möglich sind.

"Cyber-Sicherheit wird viel erzählt, aber wenig gemacht"

Schützen könne man sein Unternehmen oder seine Einrichtung nur, indem man Informationsicherheits-Management betreibe und die Kontinuität dieser sicherstelle. "Sie brauchen Sicherheit als Prozess, denn Sicherheit ist kein Zustand", so Atug. Der Experte plädiert dafür, dass Thema ernster zu nehmen als bisher: "Cyber-Sicherheit wird viel erzählt, aber wenig gemacht."

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Symbolbild zu Computerhackern. Hände an einem Laptop. Auf dem Bildschirm ist grüne Schrift zu sehen. © picture alliance / Jochen Tack | Jochen Tack Foto: Jochen Tack

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 19.02.2025 | 17:00 Uhr

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Cyberkriminalität

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