Müll, Schrott und Munition: Das liegt in den Schweriner Seen
In der neuen Folge von “Dorf Stadt Kreis”, dem NDR 1 Radio MV Podcast, sprechen wir über Schrott und Weltkriegsrelikte in den Schweriner Seen. Warum wurden die Dinge versenkt? Was wurde bereits gefunden? Und kann man gefahrlos schwimmen gehen?
Mehr als zehn Seen liegen im Stadtgebiet von Schwerin. Der größte ist der Schweriner See, der viertgrößte Binnensee Deutschlands. Über einen Kanal ist er mit dem Ziegelsee verbunden, der durch eine Landzunge in einen Außen- und einen Innensee geteilt wird. Beide Gewässer liegen im Nordosten der Stadt. Südlich des Stadtzentrums liegt zudem der Ostorfer See. Die Besonderheit: Die Stadt erstreckt sich bis zu den Ufern der Seen. Wege, Straßen und Häuser schließen direkt an die Ufer an. Durch diese Nähe finden sich im Wasser viele Dinge, die Menschen verschwinden lassen wollten wie Müll, Schrott, aber auch Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg.
Kriegsrelikte im Wasser
Am Ziegelinnensee stehen Schilder mit der Aufschrift: Tauchen verboten! Hier ist am Ende des Zweiten Weltkriegs einiges an Munition versenkt worden. Die Briten und Amerikaner zum Beispiel verklappten Artillerie- und Panzergeschosse. Ein Grund dafür war die Angst der Alliierten vor einer Wiederbewaffnung Deutschlands. Die Seen schienen für sie die naheliegendste Lösung zu sein, um dieses Kriegsmaterial loszuwerden.
Bootsladungen an Munition sollen im Ziegelinnensee versenkt worden sein. Was genau unter der Wasseroberfläche liegt, weiß kein Mensch zu sagen. Gefährlich soll es nur am Grund des Sees sein. Deshalb ist Schwimmen und das Befahren mit Booten erlaubt, das Tauchen jedoch verboten.
Aus den Augen, aus dem Sinn
Nachdem zunächst die Amerikaner und später die Briten aus Schwerin abgezogen waren, kamen die Russen. Laut Stadtarchivar Bernd Kasten war es für viele Schweriner zu dieser Zeit überlebenswichtig, alle Dinge mit der Abbildung eines Hakenkreuzes oder ähnlichen Symbolen loszuwerden. Darunter Bilderalben, Dekorationsgegenstände, aber auch einfaches Geschirr.
Damals boten sich den meisten Schwerinern zwei Möglichkeiten: Sie konnten die Sachen im Garten vergraben oder in den See werfen. Ersteres hatte den Vorteil, dass man nicht unbedingt gesehen wurde, Letzteres den, dass nichts auf dem eigenen Grundstück gefunden werden konnte. Ein Großteil der Schweriner entschied sich für die Entsorgung im Wasser.
Abgestürzte Kampfflugzeuge
In den Seen von Schwerin liegen nicht nur Dinge, die entsorgt wurden. Schwerins Stadtarchivar Dr. Bernd Kasten meint, dass dort mit hoher Wahrscheinlichkeit auch abgestürzte Kampfflugzeuge zu finden sind. Zum Ende des Krieges wurden vermehrt Fluggeschwader in Mecklenburg eingesetzt, oft mit unerfahrenen Piloten an Bord. Laut Kasten wurden einige von ihnen bereits abgeschossen, bevor sie den Feind überhaupt zu Gesicht bekommen hatten. Zudem gibt es Berichte von Zeugen und abgesprungenen Piloten über Bruchlandungen in den Seen.
Ein Kampfflugzeug stürzte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in ein Schweriner Gewässer. Wieso und warum, in welchem See es unterging, und was noch an Weltkriegsrelikten auf Grund liegt, verraten wir euch in der neuen Folge von “Dorf Stadt Kreis” - dem NDR1 Radio MV Podcast - in der ARD-Audiothek und der kostenlosen NDR1 MV App.