Millionen-Pleite von German Pellets: Prozessbeginn in Schwerin
Einem ehemaligen Geschäftsführer der German Pellets GmbH werden Insolvenzverschleppung, Betrug, Bankrott und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Am Landgericht Schwerin hat heute der Prozess begonnen.
Sieben Jahre nach der Insolvenz des Wismarer Holzverarbeiters German Pellets GmbH hat heute am Landgericht Schwerin der Prozess gegen ein ehemaliges Mitglied der Geschäftsführung begonnen. Dem 66-jährigen Angeklagten werden Insolvenzverschleppung, Betrug, Bankrott und Steuerhinterziehung und das Vorenthalten von Arbeitsentgelten vorgeworfen. Die Anklageschrift umfasst laut Staatsanwaltschaft rund 400 Seiten. Zwei weiteren Angeklagten in dem Prozess - unter ihnen die Tochter des ehemaligen Geschäftsführers - werden Betrug und Kreditbetrug zur Last gelegt.
Anklageschrift umfasst rund 400 Seiten
Zu Beginn des Prozesstages wurden die Anklagevorwürfe durch die Staatsanwaltschaft verlesen - in Teilen zumindest, denn die Anklagescharift umfasst rund 400 Seiten. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, drohen dem Hauptangeklagten bis zu zehn Jahre Haft, mindestens aber ein Jahr. Die Verteidigung wies die Anklagepunkte zurück: "Die Vorwürfe sind in der verlesenen Form unzutreffend. Insbesondere ist unzutreffend der Vorwurf, die drei Angeklagten hätten sich rechtlich zu einer Bande zusammengeschlossen", so der Verteidiger im Anschluss an die Verhandlung. Der Grund für die Pleite damals sei gewesen, dass sich ein langjähriger Geldgeber überraschend zurückgezogen habe. Kurz darauf und innerhalb der Frist sei der Insolvenzantrag gestellt worden.
Rund 260 Millionen Euro Gesamtschaden
Ermittlungen zufolge war German Pellets schon im Jahr 2015 (10 Jahre nach der Gründung in Wismar) zahlungsunfähig. Dem Angeklagten zufolge seien die Umsätze der Firma wegen des damals sinkenden Ölpreises und zweier warmer Winter eingebrochen. Der Insolvenzantrag wurde erst ein Jahr später, am 9. Februar 2016, gestellt. Der Angeklagte habe in der Zwischenzeit weiter Unternehmensanleihen verkauft. Er soll zudem falsche Angaben zur finanziellen Lage der Firma gemacht haben. Insgesamt haben rund 17.000 Anleger dem Unternehmen etwa 260 Millionen Euro anvertraut und fast komplett verloren. Im jetzigen Verfahren geht es um einen Schaden in Höhe von 7,2 Millionen Euro. Für den Prozess sind zunächst 29 Verhandlungstermine bis zum 9. August angesetzt.