Aufatmen nach der Sturmflut: Deich in Wieck wieder dicht
Der Sturm und die Flut haben in der Nacht zum Sonnabend in Mecklenburg-Vorpommern Schäden angerichtet. Ein in Wieck am Darß gebrochener Deich konnte inzwischen wieder geschlossen werden.
Nach der Sturmflut in der Nacht zum Sonnabend hat sich die Lage in Mecklenburg-Vorpommern entspannt. Einen landwirtschaftlichen Deich, der am Bodden in Wieck am Darß an zwei Stellen gebrochen war, konnten die Einsatzkräfte mit Hilfe von rund 1.800 Sandsäcken am Sonntagnachmittag wieder schließen. 75 Häuser in Wieck waren seit Sonnabend durch das Hochwasser gefährdet, viele von ihnen wurden ebenfalls mit Sandsäcken vor dem Wasser geschützt. Insgesamt rund 100 Einsatzkräfte aus der Region hatten - am Ende erfolgreich - versucht, die Durchbruchstellen zu stopfen.
Deiche weiterhin instabil
Dennoch steht auf vielen Ackerflächen weiterhin Wasser, der Deich gilt als instabil. Die Polizei fährt weiterhin Streife und kontrolliert, ob sich Schaulustige im Gefahrengebiet aufhalten. Auch auf der gegenüberliegenden Boddenseite beobachtet die Feuerwehr weiter die Lage in zwei Dörfern. In Michaelsdorf und Neuendorf-Heide waren gestern rund 100 Einwohner über das Hochwasser informiert und mit Sandsäcken versorgt worden.
Promenadenweg in Sassnitz stark beschädigt
Auch in anderen Küstenorten Mecklenburg-Vorpommerns hinterließ die Sturmflut gravierende Spuren. In Sassnitz riss die Flut fast alle Steinplatten des Promenadenwegs weg. Der Bürgermeister der Stadt rechnet mit Schäden im dreistelligen Millionenbereich. In Stahlbrode bei Greifswald wurden auf den Kaianlagen des Hafens zahlreiche Pflastersteine herausgebrochen. Im Hafen selbst rissen sich mehrere Boote los. Die Weiße Flotte teilte mit, dass auf Grund der Schäden für die Rügen-Fähre nach Glewitz die Saison 2023 vorzeitig beendet sei.
In Graal-Müritz spülten die Sturmwellen östlich der Seebrücke auf rund einem Kilometer Länge etwa drei bis acht Meter der Dünen weg. Einige Abschnitte des Strandes wurden nach Angaben der Bürgermeisterin vorübergehend gesperrt. Auch in Ahrenshoop schwemmte die Sturmflut Teile des Sandstrandes weg.
Backhaus sichert Hilfen des Landes zu
Mecklenburg-Vorpommerns Klimaschutzminister Till Backhaus (SPD) will am Dienstag eine vorläufige Bilanz der Sturmflut-Schäden vorlegen. Den betroffenen Kommunen sicherte er Hilfen des Landes zu. Außerdem will er beim Bund Geld für die Schadensbeseitigung und für zusätzliche Küstenschutzmaßnahmen einwerben.
Straßen überflutet, Bäume umgestürzt
Unter anderem in Rostock, Wismar und bei Pötenitz (Landkreis Nordwestmecklenburg) mussten während der Sturmflut wegen Hochwassers Straßen gesperrt werden. In Wismar liefen einige Keller voll Wasser. Anderenorts behinderten umgestürzte Bäume den Verkehr, bis sie von den Feuerwehren weggeräumt wurden. Der Sturm beschädigte ein Haus in Sagard und ein Hotel in Binz auf Rügen. Auch ein Wagon des "Rasenden Roland" wurde von einem Baum getroffen. Aber nirgends in Mecklenburg-Vorpommern gab es Verletzte. Ihren Scheitelpunkt erreichte die Sturmflut in der Nacht zum Sonnabend. In der Spitze wurden etwa in Wismar und Timmendorf auf Poel Wasserstände erreicht, die bis zu 1,60 Meter über dem mittleren Wasserstand lagen. Auf Rügen wurden stramme Orkanböen mit mehr als 130 km/h gemessen.
Stürme über der Ostsee keine Seltenheit
Die Ostsee-Küste wird immer wieder von verheerenden Sturmfluten heimgesucht. Bei der schwersten Sturmflut an der südwestlichen Ostseeküste starben 1872 etwa 275 Menschen. Vom Hochwasser getroffen wurden zahlreiche Orte an der dänischen und deutschen Küste. Die Insel Usedom wurde in zwei Teile gerissen. Das Wasser stand bis zu 2,80 Metern über Normal.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, das BSH habe einen Wasserstand von 200 Zentimetern über Normalnull für Wismar erwartet. Wir haben die Information entsprechend korrigiert.