Backhaus: Keine Gefahr durch verrostete Atommüll-Fässer in Lubmin
Nachdem im Entsorgungswerk für Nuklearanlagen in Lubmin an drei Fässern zur Lagerung radioaktiver Abfälle Korrosionsschäden festgestellt wurden, hat das Umweltministerium einen Experten nach Lubmin geschickt. Erste Ergebnisse liegen nun vor.
Umweltminister Till Backhaus (SPD) hat Entwarnung gegeben. Von den korrodierten Atomabfall-Fässern in Lubmin sei keine Gefahr für Mensch und Umwelt ausgegangen. "Eine Freisetzung radioaktiver Stoffe war zu jeder Zeit ausgeschlossen", so Backhaus. Beim im Rückbau befindlichen ehemaligen Kernkraftwerk Lubmin wurden vor einer Woche Beschädigungen an drei Abfall-Fässern festgestellt.
Schaden bei visueller Prüfung aufgefallen
"Sie können davon ausgehen, dass wir solche Vorfälle sehr ernst nehmen", so Backhaus. Der Minister habe umgehend veranlasst, dass die Kontrollen beim Entsorgungswerk für Nuklearanlagen (EWN) in Lubmin deutlich erhöht werden. Der Schaden sei bei einer visuellen Prüfung der 200-Liter- Fässer aufgefallen, so Backhaus weiter.
Bei dem Inhalt der Fässer handelt es sich den Angaben des Entsorgungswerks nach um feuchten Schlamm, der aus der sogenannten Zentralen Aktiven Werkstatt (ZAW) stammt. Hier werden unter anderem mit einer Hochdruck-Nassstrahlanlage Bauteile gereinigt.
Meldepflichtiges Ereignis nach Atomrechtlicher Verordnung
Umweltminister Backhaus wies zudem daraufhin, dass die Meldekette sehr gut funktioniert habe. Die EWN habe den Befund gemäß Atomrechtliche Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung (AtSMV) als meldepflichtig eingestuft und fristgemäß gemeldet. Es handele sich allerdings um ein meldepflichtiges Ereignis der geringsten Kategorie.
Das Entsorgungswerk für Nuklearanlagen geht davon aus, dass die Schäden auf die mangelnde Qualität der Beschichtung und das Alter der Fässer zurückzuführen sind. Nach Angaben des EWN lagern in Lubmin 229 weitere Fässer mit ähnlichem Inhalt. Diese stehen allerdings in dickwandigen Containern.
BUND: "Nicht auf die leichte Schulter nehmen"
Die Landesgeschäftsführerin des BUND Corinna Cwielag sagte gegenüber dem NDR MV, auch wenn zu keiner Zeit Gefahr für Mensch und Umwelt bestanden habe, sei das kein Grund zur Entwarnung. "Es ist ein Anlass darüber nachzudenken, welche Materialien verwenden wir und wie können wir mehr Sicherheit für solche gefährlichen Stoffe gewährleisten."
Man dürfe den Vorfall nicht auf die leichte Schulter nehmen, so Cwielag: "Wir sehen, was wir für ein langes Erbe angetreten haben mit der Nutzung der Atomenergie und mit den tausenden strahlenden Abfällen, die wir hinterlassen für die nächste Generation."
EWN hat Lehren aus Vorfällen gezogen
Laut Schweriner Umweltministerium wurden die korrodierten Fässer unverzüglich in sicher geschlossene Behälter umverpackt. Im September 2022 seien vergleichbare Probleme aufgetaucht. Damals seien auch Durchrostungen an Fässern festgestellt worden.
Kurt Radloff vom Entsorgungswerk für Nuklearanlagen räumte gegenüber dem NDR MV ein, dass auch in Zukunft noch einmal solche Fälle auftreten könnten. Man bereite sich darauf vor, dass man dann entsprechend umverpackt. Mit Blick auf den Umgang mit schlammigem Atommüll hat EWN Lehren aus den Vorfällen gezogen: "In Zukunft ist es so, dass wir solche feuchten Gebinde nur noch in Edelstahlfässern verpacken werden," so EWN-Sprecher Radloff.