NDR Talk vor Ort: Hitzige Debatte bei Windkraft und Flüchtlingen
Vier Kandidaten für den Landratsposten im Kreis Ludwigslust-Parchim haben sich in der Kulturmühle in Parchim beim Talk vor Ort des NDR vorgestellt. Insbesondere bei den Themen Windkraft und Flüchtlinge wurde die Diskussion kontroverser.
Bei der Gesprächsrunde in der Kulturmühle in Parchim wurde mit den Kandidaten für den Landratsposten im Kreis Ludwigslust-Parchim über Themen wie beispielsweise medizinische Versorgung, Infrastruktur, Kultur und Flüchtlinge diskutiert. Neben der CDU-Bundestagsabgeordneten Simone Borchardt (CDU) nahmen der Amtsinhaber Stefan Sternberg (SPD), Dietmar Friedhoff (AfD) sowie Philipp Lübbert (Grünen) an der Debatte teil.
Öffentlicher Nahverkehr mit Rufbus
Bei manchen Themen zeigten sich die Kandidaten weitgehend einig, andere wurden hitzig diskutiert. Beim öffentlichen Nahverkehr waren sich allerdings alle Kandidaten einig, dass das Rufbus-System im Landkreis Ludwigslust-Parchim gut funktioniere und angenommen werde. Daher befürworteten sie auch den weiteren Ausbau des Verkehrsnetzes. Dietmar Friedhoff von der AfD sprach sich für eine Kombination aus Rufbus und dem Autoverkehr aus. SPD-Kandidat Stefan Sternberg wünschte sich eine Verzahnung von Rufbus und Bahnverkehr. Simone Borchardt von der CDU zeigte sich offen, auch auf andere Beförderungssysteme wie Leasing-Fahrzeuge zu setzen.
Sollen die Festung Dömitz und Schloss Raben Steinfeld saniert werden?
Beim Themenschwerpunkt Kultur unterstützten alle Kandidaten die Weiterführung des Staatstheaters in Parchim mit eigenem Ensemble. Auch die Sanierung der Baudenkmäler Festung Dömitz und Schloss Raben Steinfeld wurden von allen Beteiligten befürwortet. Lübbert sagte, es wäre wichtig Geld in die Hand zu nehmen, um diese Kultur zu erhalten. Friedhoff sprach sich ebenso für eine Sanierung aus. Dann kämen Besucher, das stärke die regionale Infrastruktur.
Ehrenamt für alle wichtiges Thema
Auch das Publikum beteiligte sich an der Gesprächsrunde und brachte eigene Fragen mit ein. Einer der Zuschauer wollte wissen, wie das Ehrenamt im Landkreis gestärkt werden könne. Die Kandidaten aller Parteien waren sich einig, dass das Ehrenamt eine wichtige Rolle einnimmt und weiterhin im Landkreis unterstützt werden sollte. Friedhoff sprach sich darüber hinaus dafür aus, das Ehrenamt durch Vergünstigungen interessanter zu machen - etwa durch freies Parken. Landrat Sternberg erinnerte daran, dass im Landkreis bereits eine Ehrenamtskarte zum Einsatz käme. Borchardt sprach sich für ein Gesellschaftsjahr im sozialen und kulturellen Bereich aus.
Windkraft-Streit um Natur
Etwas strittiger wurde die Diskussion beim Thema Windkraft. Borchardt prangerte an, dass Windkraftanlagen zurzeit "sinnfrei" ausgebaut würden, Anwohner hätten darunter zu leiden. Friedhoff teilte die Ansicht, dass Windkraftanlagen die Natur zerstörten. Sie seien zudem nicht klimaneutral. Lübbert zeigte sich unzufrieden, dass Windkraftgegner lange die Planung von Windkraftanlagen in Mecklenburg-Vorpommern verhindert hätten. Er kritisierte, die Planung sei zurzeit zu kurzfristig gedacht und plädierte für den Ausbau der Stromnetze und mehr Speicherkapazitäten. Sternberg erklärte, dass der Kreis nach der Sommerpause eine regionale Planung ohne Zielabweichungen anstrebe und zurzeit im Landkreis genug Energie aus Photovoltaik und Windkraft gewonnen werde, um den Energiebedarf der Region zu decken.
Uneinigkeit beim Umgang mit Flüchtlingen
Auch der zukünftige Umgang mit Flüchtlingen wurde kontrovers diskutiert. Borchardt plädierte für eine schnelle Integration der Flüchtlinge. Vor allem das Lernen der Sprache sei sehr wichtig. Zudem wies sie auf den Unterschied zwischen Wirtschafts- und Kriegsflüchtlingen hin. Denn ihrer Meinung nach sollten die Wirtschaftsflüchtlinge später auch wieder zurückgeführt werden. Auch Friedhoff unterschied deutlich zwischen Asyl und Fachkräftemigration. Er forderte, dass die kriminelle Migration gestoppt werden müsse. Zudem verkündete er, dass er als Landrat die Verträge für Gemeinschaftsunterkünfte nicht mehr verlängern würde. Als Grund nannte er den Unmut in den Dörfern und den Wertverlust der naheliegenden Häuser. Lübbert erinnerte daran, dass es sich am Ende doch um Menschen handele. Er schlug zudem vor, dass Geld, das aktuell für die Bewachung der Unterkünfte investiert wird, eher in die Integration zu stecken. Sternberg erklärte, dass der Landkreis derzeit mit der IHK zusammenarbeitet, um die Abschlüsse der Flüchtlinge schneller herauszufinden und ihre Berufe anerkennen zu lassen.
Die Landratswahl in Ludwigslust-Parchim findet am 11. Mai 2025 statt.
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