Landrat Kerth bekommt Gegenwind nach seinem SPD-Austritt
Aus der SPD gibt es massive Kritik am Partei-Austritt des Landrats im Kreis Vorpommern-Rügen, Stefan Kerth. Der parteilose Verwaltungschef erntet bei seinen Anhängern dagegen viel Zuspruch.
Einen Tag nach dem öffentlichkeitswirksamen SPD-Austritt wird der Ton für den parteilosen Vorpommern-Landrat Kerth rauer. Die Demminer SPD-Landtagsabgeordnete Anna-Konstanze Schröder hat ihm in den Sozialen Medien eigenmächtiges Handeln vorgeworfen. Kerth habe sich von der Partei seinen Landrats-Wahlkampf 2018 bezahlen lassen, behauptete Schröder auf ihrer öffentlichen Facebook-Seite. Wenn Kerth meine, "dass 'wir' für Ausländer zu viel Geld ausgeben, darf er gern allein stehen". Nötig sei, Themen zu Ende zu diskutieren. Das Land brauche gute Ideen, "aber keine karrieristischen Drückeberger".
Ministerpräsidentin Schwesig bedauert Entscheidung
Deutlich mildere Worte wählte die SPD-Landesvorsitzende, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Sie wollte offenbar nicht noch Öl ins Feuer gießen und moderierte das Thema in einer Regierungs-Pressekonferenz zum Migrationsgipfel einigermaßen elegant ab. Sie bedauere seine Entscheidung "sehr und respektiere sie", sagte Schwesig. Sie schätze Kerth und auch seinen "kritischen Blickwinkel". Schwesig sagte, sie arbeite gerne mit ihm zusammen, "und das wird so bleiben". Auf die Vorwürfen Kerths ging sie inhaltlich nicht ein. Ihm geht vor allem die Asyl- und Migrationspolitik der SPD gegen den Strich. Kerth hält sie für zu lasch und "gesinnungsorieniert und wirklichkeitsfremd".
Vize-Landesvorsitzender Sternberg: SPD nicht abgehoben
Der Vize-Landesvorsitzende, der Landrat in Ludwigslust-Parchim, Stefan Sternberg, wies die Kritik Kerths an der Politik der SPD zurück. Die SPD sei nicht abgehoben, so Sternberg. Wer Kritik habe, müsse seine Meinung äußern und vorangehen. Sternberg erinnerte daran, dass Landräte wie Kerth und er nur einen bestimmten Aufgabenbereich hätten. Immer mehr Menschen würden aber so tun, als würden Landräte alles machen. "Tun wir aber nicht", stellte Sternberg klar. Die Parteimitgliedschaft sei bei der Arbeit als Landrat nicht entscheidend. "Wir sollten uns alle nicht so wichtig nehmen", sagte Sternberg auch in Richtung Kerth.
Respekt für Parteiaustritt von Kerth-Anhängern
Der inzwischen parteilose Landrat - sein langjähriges Motto auf Facebook: "Einfach nur Mensch" - bekommt unterdessen viel Zuspruch in den Sozialen Medien. Seine Anhänger bescheinigten ihm "Respekt" für den Parteiaustritt und würdigten sein "Rückgrat". Es gibt aber auch dort Kritik. Eine Nutzerin rückte Kerth in die Nähe zur AfD und verlangte seinen Rücktritt. Kerth sei ein "Einfach nur AfD-Geschichten-Nacherzähler". Die Wähler hätten sich 2018 für einen Landrat mit einem stabilen Wertefundament entschieden. Das sei nicht mehr gegeben. Diese Kritik wurde mit teils rüden und beleidigenden Kommentaren quittiert.