Landärztemangel: Team-Praxen als Zukunft der Versorgung auf dem Land?
Team-Praxen könnten die Zukunft der medizinischen Versorgung auf dem Land sein. Das hofft die Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung in MV.
Arztpraxen mit Teams aus mehreren Ärztinnen beziehungsweise Ärzten könnten die medizinische Versorgung auf dem Land in Zukunft besser sicherstellen als Praxen mit nur einem Arzt. Das sagte die Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommerns (KVMV), Angelika von Schütz, am Rande des 128. Deutschen Ärztetags in Mainz dem NDR. Angesichts des drohenden Ärztemangels sei "eine Teamstruktur wahrscheinlich in den meisten Regionen eine bessere Lösung, als wenn man als Einzelkämpfer von morgens bis abends bis spät in die Nacht arbeitet", so die Medizinerin aus Grimmen.
Förderprogramme ohne viel Resonanz
Leider hätten, so von Schütz, mehrere Förderprogramme des Landes bislang nur wenig Erfolg gehabt, um Nachwuchsmediziner zu animieren, auf dem Land eine Praxis zu übernehmen oder selbst zu eröffnen. Bis 2022 bekamen Medizinstudierende ein Stipendium, wenn sie den praktischen Teil ihrer Ausbildung bei einer Landarztpraxis zu absolvieren. Derzeit werden für angehende Landärzte die Hürden vor dem Medizinstudium gesenkt.
Drohende Unterversorgung
In Mecklenburg-Vorpommern fehlen allein 81 Hausärzte und 11 Kinderärzte. Diesen Stellenbedarf benennt die KVMV des Landes auf ihrer Internetseite. Ihr zufolge droht in Zweidrittel der 27 Planungsregionen eine Unterversorgung mit Hausärzten. Als mit Hausärzten unterversorgt gilt eine Region, wenn jede vierte Hausarztstelle nicht besetzt ist. Den größten Bedarf gibt es in den Regionen um Hagenow, Parchim, Neubrandenburg und Stralsund. Wären alle 81 Hausarztstellen besetzt, gäbe es allerdings etwas mehr Hausärzte in Mecklenburg-Vorpommern, als die Kassenärztliche Vereinigung für notwendig erachtet. 2022 waren in Mecklenburg-Vorpommern 922 Hausarztstellen zugelassen. Zusätzlich sicherten 214 angestellte Mediziner die hausärztliche Versorgung.
Lücken bei Augen- und Hautärzten
Auch an allgemeinen niedergelassenen Fachärzten mangelt es vor allem auf dem Land. Lücken gibt es, so die KVMV, vor allem bei Augenärzten und Hautärzten. Die meisten unbesetzten Facharztstellen finden sich demnach in und um Demmin sowie in der Region Ludwigslust.
In den großen Städten alle Stellen besetzt
Laut KVMV sind in Rostock, Schwerin, Neubrandenburg und Greifswald alle notwendigen Hausarztstellen besetzt. Gleiches gibt die Kassenärztliche Vereinigung auch für Anklam, Grimmen und Teterow an. Bei den Kinderärzten gelten die großen Städte sogar als überversorgt. Für weitere Kinderärzte wird es schwer, dort als Kassenarzt zugelassen zu werden und ihre Leistungen über die gesetzlichen Krankenkassen abrechnen zu können.
Rund 3.300 Ärztinnen und Ärzte
Ende vergangenen Jahres waren in Mecklenburg-Vorpommern knapp 3.300 Ärztinnen und Ärzte in einer eigenen Praxis tätig oder in einer Praxis bezieungsweise einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) angestellt, so die Angaben der KVMV. Nicht alle Mediziner arbeiten allerdings in Vollzeit. Hinzu kommen die Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern, die nicht von der KVMV erfasst werden, allerdings ihren Teil zur ärztlichen Versorgung beitragen.
Bedarf abhängig von Bevölkerungsdichte und Infrastruktur
Der Bedarf an Haus- und Fachärzten für die ambulante Versorgung wird für jedes medizinisches Fachgebiet von den Kassenärztlichen Vereinigungen für alle Regionen in Absprache mit den Krankenkassen nach bundesweiten Vorgaben berechnet. Kriterien sind unter anderem die Bevölkerungszahl insgesamt, die Dichte der Besiedlung und die vorhandene Infrastruktur, um die Ärzte erreichen zu können.