Kriminalstatistik: Reaktionen aus MV
In der vergangenen Woche hat Innenminister Christian Pegel (SPD) die Kriminalitätsstatistik für Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt, am Dienstag hat Bundesinnenministerin Faeser das für ganz Deutschland getan.
Mehr junge Tatverdächtige, mehr Gewalt und mehr ausländische Tatverdächtige - das sind die Ergebnisse der bundesweiten Kriminalstatistik. Insgesamt wurden rund 5,9 Millionen Straftaten verübt - so viele wie seit 2016 nicht mehr. Dabei stieg besonders die Zahl der nicht-deutschen Tatverdächtigen von knapp 18 Prozent auf jetzt über 34 Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern liegt die Zahl der Tatverdächtigen ohne deutschen Pass deutlich unter dem Bundesdurchschnitt bei rund 18 Prozent. Innenminister Pegel sagte, unter diese Zahl fielen alle Nicht-Deutschen, also auch die aus Europa. So liegt die Zahl der Straftaten laut Pegel im Jahr 2023 wieder annähernd auf dem Niveau von vor der Pandemie im Jahr 2019.
Schwere Lebensumstände fördern Kriminalität
Laut Stefan Harrendorf, Professor für Kriminologie an der Universität Greifswald liegt der Anstieg bei Verdächtigen mit ausländischem Hintergrund zum einen am Anstieg der hier in Deutschland lebenden Ausländer. Trotzdem sieht er diesen Anstieg an nicht-deutschen Tatverdächtigen als normal und nicht als beunruhigend. Denn Nicht-Deutsche werden laut Harrendorf häufiger angezeigt als Deutsche. Auch die Lebensbedingungen und Ausgangspunkte der Migranten führen häufiger zu Kriminalität.
"Ansonsten muss man natürlich auch auf die Lebensverhältnisse schauen und überlegen, wenn sie Flüchtlinge sind, ob in diesem Zusammenhang die schwierigen Lebensverhältnisse zur Straftatbegehung beigetragen haben." Stefan Harrendorf, Professor für Kriminologie an der Uni Greifswald
Land hofft auf Hilfe
Sorgen bereiten Innenminister Pegel die Intensivtäter, die wiederholt auffällig werden. Hier braucht das Land Hilfe, um diese schneller zurückzuführen. Erleichterungen sollen die bundespolitischen Maßnahmen der letzten Monate schaffen - zum Beispiel durch Abkommen mit Drittstaaten, um das Zurückführen von Flüchtlingen und Asylbewerbern, die nicht anerkannt worden, deutlich zu erleichtern. Schwierigkeiten hat das Land jedoch dabei, untergetauchte Zurückzuführende aufzuspüren und lange genug festzuhalten, bis die nötigen Abschiebemaßnahmen wirksam werden können. Hier hofft Pegel, dass die Rückführungsabkommen dafür sorgen, dass die nötigen Papiere in Zukunft schneller den Landkreisen zur Verfügung gestellt werden.
"Sozialpolitik ist die beste Kriminalpolitik"
Für die Zukunft sieht sowohl der Chef der Innenministerkonferenz, Michael Stübgen (CDU), wie auch Harrendorf eine gute Sozialpolitik als wichtige Aufgabe der Kommunen. Denn es sei nicht die Nationalität, die Kriminalität fördert, sondern der Lebensumstand. Hingegen geht aus Forschungen hervor, dass harte Strafen Kriminalität nicht verhindern. Deswegen ist sich Harrendorf sicher: "Sozialpolitik ist die beste Kriminalpolitik."