Krakow am See: Feuerwehr erinnert an Brandkatastrophe 1952
Es war der schlimmste Brand, den die Kleinstadt Krakow am See (Landkreis Rostock) jemals erlebt hat. Am 7. Mai 1952 schlug ein Blitz in die VEB Spiritusfabrik ein. Fünf Feuerwehrleute starben. Seitdem erinnert die Feuerwehr jedes Jahr an diesen Tag.
Das Unglück begann, als ein Blitz auf dem Gelände der VEB Spiritusfabrik neben dem Bahnhof in Krakow am See einschlug. Er traf einen Tank, in dem rund 100.000 Liter hochprozentiger Spiritus lagerten, woraufhin eine Explosion das Gelände erschütterte. Der auslaufende Spiritus lief als brennender Strom in den Mühlenbach, der bald bis hin zum Krakower See in Flammen stand. Die ersten Feuerwehren fingen schon wenige Minuten nach dem Blitzeinschlag an zu löschen. Später waren Kameraden der Wehren aus Bützow, Güstrow, Rostock, Goldberg, Parchim, Schwerin, Plau am See und Krakow am See im Einsatz. Im Vergleich zu heute standen ihnen damals aber nur sehr bescheidene Mittel der Brandbekämpfung zur Verfügung.
Ein Zeitzeuge erinnert sich
"Die Flamme wuchs in die Höhe, weitete sich in alle Richtungen aus, wurde riesig", erinnert sich Eberhard Zirzow. Der heute 84-Jährige war damals 14 Jahre alt und hat den Brand beobachtet. "Ich spürte die Hitze und kriegte natürlich Angst." Drei Feuerwehrleute sind bei den Löscharbeiten gestorben, zwei weitere erlagen später ihren Verletzungen. Sie alle waren Freunde, Nachbarn und Bekannte von Eberhard Zirzow. Obwohl ihn die Eindrücke damals schockiert haben, entschloss er sich kurze Zeit später, selbst in die Freiwillige Feuerwehr einzutreten – und bis heute ist er unter anderem bei Zeitzeugentreffen ein aktives Mitglied.
Dankbarkeit bis heute groß
Rund 1,5 Millionen Liter Spiritus lagerten auf dem Gelände der Fabrik in direkter Nähe zum Bahnhof – genug, um die ganze Stadt zu verwüsten, wenn niemand eingegriffen hätte. Was in Krakow am See nach dem Brand geblieben ist, ist eine tief verwurzelte Dankbarkeit und Verbundenheit mit der Feuerwehr. Besonders zum Ausdruck kommt die bei dem jährlichen Gedenken an den Brand. "Ich bin mit dieser Veranstaltung groß geworden", sagt Krakow am Sees Wehrführer Remo Schmecht. Er organisiert in diesem Jahr die 70. Gedenkveranstaltung. "Mein Opa war damals auch Mitglied der Feuerwehr und hat natürlich auch sehr viel darüber erzählt. Ich wurde als Kind auch davon geprägt", erzählt Schmecht. Natürlich sei der Feuerwehrdienst bei jedem Einsatz grundsätzlich mit Gefahr verbunden. "Dass man dabei jedoch Einsatzkräfte verliert, und dann gleich noch fünf auf einmal, ist in Deutschland sehr, sehr selten und gerade für so eine kleine Stadt und die Feuerwehr eine riesige Katastrophe", sagt Schmecht.
Trauermarsch und Ausstellung zum 70. Gedenken
Zum 70. Gedenken gibt es einen Trauermarsch und eine Kranzniederlegung am Ehrenmal. Außerdem weiht die Feuerwehr eine neue Infotafel auf dem Friedhof ein, die auf die Internetseite der Stadt Krakow am See verweist. Dort haben die Feuerwehrleute alle Informationen zum Brand zusammengestellt. "Das Gedenken an die verunglückten Kameraden soll ihren Einsatz vor dem Vergessen bewahren und uns Mahnung sein, dass auch heutige Einsätze Gefahren bergen", sagt Schmecht. Daran erinnert auch eine Dauerausstellung auf dem Gelände der ehemaligen VEB Spiritusfabrik. Dort steht heute die "Villa Rita", die als Imbiss und Veranstaltungsort genutzt wird. Die Spiritusfabrik war im Jahr 1888 gegründet worden und wurde schnell zum größten Arbeitgeber der Region.
Feuerwehr als Bewahrer der Stadtgeschichte
Krakow am See hat seit 1874 eine eigene Feuerwehr. Von Beginn an hat sie sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der Stadt zu bewahren. "Wir haben zum Beispiel nebenan im alten Gerätehaus unsere pferdebespannten Spritzen von 1890", sagt Feuerwehrmann Ralf-Peter Odebrecht. "Wir haben so ziemlich alle Technik, die hier in Krakow am See mal eingesetzt wurde." Den Kameraden sei es schon immer ein Anliegen gewesen, alte Gerätschaften aufzuheben, Chroniken zu führen und Bildarchive zu pflegen. "Da legen wir gemeinsam großen Wert drauf, dass auch die nächste Generation das so machen soll", so Odebrecht. Einige der alten Gerätschaften stellen die Feuerwehrleute regelmäßig aus. Eines der alten Fahrzeuge, gebaut 1952 im Jahr der Brandkatastrophe, wird heute regelmäßig als Hochzeitskutsche genutzt.