Kostenexplosion bei Flüchtlingsunterkünften: Land setzt weiter auf Malteser
Das Innenministerium lässt die beiden großen Flüchtlingsunterkünfte des Landes weiter von den Malteser Werken betreiben. Das Sozialunternehmen hat sich in einer europaweiten Ausschreibung trotz deutlicher Kostensteigerung durchgesetzt.
Es bleibt dabei: Die beiden Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes in Nostorf-Horst und Stern Buchholz bei Schwerin werden von den Maltesern betreut - dazu gehört auch die Ausweich-Unterkunft in Parchim. Befürchtungen von Flüchtlingsorganisationen, das Unternehmen European Homecare (EHC) könnte zum Zuge kommen, haben sich nicht bewahrheitet. Erst an diesem Mittwoch warnte der Flüchtlingsrat vor dem Unternehmen.
Malteser wehren sich gegen EHC und kämpfen um Standards
EHC mit Sitz in Essen in Nordrhein-Westfalen steht wegen vermeintlich schlechter Standards bei der Flüchtlingsbetreuung in der Kritik. Das Unternehmen soll versuchen, mit "Kampfpreisen" etablierte Anbieter aus dem Markt zu drängen. Offenbar ist das auch in diesem Fall geschehen. Die Malteser sollen sich nach Informationen von NDR MV erfolgreich gegen eine beabsichtigte Auftragserteilung an EHC gewehrt haben. Monatelang blieben Mitarbeiter allerdings im Unklaren über ihre berufliche Zukunft in den beiden Unterkünften. Einige haben sich bereits neue Jobs gesucht.
Malteser Werke: Fünfjahresauftrag über 106 Millionen Euro
Der aktuelle Auftrag an die Malteser Werke gilt für fünf Jahre. Ein Sprecher verwies für Einzelheiten auf das Innenministerium. Klar ist: Es geht um Kosten von 106 Millionen Euro. Das ist deutlich mehr als bei der vergangenen Auftragserteilung: Zwischen 2017 und 2023 fielen laut Vergabe für sechs Jahre Ausgaben von 57 Millionen Euro an. Die Kosten für Sicherheitsdienste kommen hinzu. Das Innenministerium begründete die Kostensteigerung auf Anfrage auch mit mehr Unterbringungsplätzen. Die Kapazität soll schrittweise auf 2.400 verdoppelt werden. Zur Zeit leben etwas mehr als 900 Menschen in den beiden Einrichtungen. Die Malteser sind in Mecklenburg-Vorpommern stark in der Flüchtlingsbetreuung eingebunden. Sie betreiben nach eigenen Angaben kommunale Gemeinschaftsünterkünfte in vier Landkreisen und in Schwerin und Rostock.