Komplettsperrung: Bahnfahren wird wieder zur Zerreißprobe
In knapp sechs Monaten wird das Bahnfahren zwischen Hamburg und Berlin erneut zur Zerreißprobe: Die groß angelegte Generalsanierung auf der Strecke soll mitten in den Sommerferien starten - am 1. August.
Es wird groß und es wird vor allem länger dauern: 45 Minuten mehr einplanen, heißt es ab August für Bahnfahrer im ICE zwischen Hamburg-Rothenburgsort via Ludwigslust nach Berlin-Spandau. 280 Kilometer Strecke werden rundum erneuert. Die Generalsanierung wird Pendler und Reisende auf eine harte Geduldsprobe stellen. Schon im vergangenen Jahr konnten tausende Bahnkunden monatelang nur mit Bussen oder über Umleitungen Hamburg oder Berlin erreichen. Die Umleitungen führen im Fernverkehr wieder über Stendal, Uelzen und Salzwedel. Direkte Verbindungen - Fehlanzeige. Geplant ist die Komplettsperrung dieser Strecke für neun Monate, also bis Ende April 2026.
Pendler kommen nur per Bus ans Ziel
Pendler aus Schwerin, Hagenow oder Büchen kommen in dieser Zeit nur per Bus nach Hamburg und landen an den U-Bahnhöfen Wandsbek Markt, Steinfurther Allee oder am Bahnhof Harburg. Wer von Hamburg in Richtung Rostock oder Rügen will, muss über Lübeck und Bad Kleinen fahren und zweimal umsteigen. Heißt das Ziel Berlin, sollen Bahnreisende aus der MV-Landeshauptstadt Ersatzzüge über Güstrow und Waren nutzen können.
Im Nahverkehr sollen einige Regio-Linien für schnelle Zugverbindungen nach Berlin und Hamburg sorgen. Die entfallenden Halte werden von Bussen angefahren. Dafür hat nicht die zuständige Bahn-Tochter den Zuschlag bekommen, sondern das Busunternehmen Ecovista. Die Bahn will die Folgen der Sperrung mit "Deutschlands größtem Ersatzverkehr mit Bussen" abfedern.
Fahrzeuge barrierefrei und mit WLAN-Netz
"Zur Anbindung der entfallenden Halte im Nahverkehr werden in Spitzenzeiten bis zu 173 Busse im Einsatz sein, die auf 26 Linien verkehren und täglich insgesamt bis zu 86.000 Kilometer zurücklegen", teilte der bundeseigene Konzern mit. Für die Ausstattung der Busse hat die Bahn in ihrer Ausstattung höhere Standards angelegt. Die Fahrzeuge sind demnach barrierefrei, verfügen über große Info-Monitore sowie Steckdosen an den Plätzen. Außerdem gebe es in allen Fahrzeugen ein WLAN-Netz, sagte Fahrplanmanager Silvio Künkel.
Mehr als 170 Ersatzbusse im Einsatz
Die Ersatzbusse sollen die Menschen im Stundentakt an ihr Ziel bringen. Soll es zum Beispiel von Schwerin nach Hamburg gehen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder mit der Bahn über Bad Kleinen und Lübeck nach Hamburg oder man steigt eben in einen Bus. Neu ist dieser Plan nicht. Bereits im vergangenen Jahr mussten Tausende Bahnfahrer monatelang mit Bussen oder Umleitungen nach Hamburg oder Berlin fahren.
Besonders hart trifft es Pendler in Bergedorf. Auch die S-Bahnstrecke dorthin soll während der Generalsanierung für ein paar Wochen gesperrt werden. Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Ohnehin läuft für den Bauabschnitt Hamburg-Büchen noch immer die Ausschreibung.