Außenansicht der JVA Bützow © dpa-Bildfunk Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/

Justizministerium prüft Lohnerhöhung für Häftlinge in MV

Stand: 21.06.2023 07:18 Uhr

Mecklenburg-Vorpommerns Justizministerin Jacqueline Bernhardt (Linke) will eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts prüfen, wonach Stundenlöhne unter drei Euro für Gefängnisinsassen in Bayern und Nordrhein-Westfalen als verfassungswidrig gelten.

Das Bundesverfassungsgericht hat zwei Häftlingen aus Bayern und Nordrhein-Westfahlen Recht gegeben, die gegen zu niedrige Stundenlöhne geklagt hatten. Mit dem Urteil sind Stundenlöhne unter drei Euro in den beiden Bundesländern für verfassungswidrig erklärt worden. Mecklenburg-Vorpommerns Justizministerin Jacqueline Bernhardt (Linke) will nun prüfen, ob auch Gefängnisinsassen im Nordosten bald mehr verdienen sollen. Von den rund 1.000 Strafgefangenen im Land arbeiten 571 - gut die Hälfte. In Waldeck beispielsweise bauen sie Schränke, Gartenmöbel oder Räucheröfen.

Löhne sollen Resozialisierung stützen

Den Richtern am Bundesverfassungsgericht zufolge sollen Häftlinge mit ihrer Arbeit keine Reichtümer anhäufen. Auch einen Anspruch auf den Mindestlohn schließen sie aus. Die Länder könnten außerdem durchaus von den Gefangenen einen Kostenbeitrag für die Haft einfordern. Am Ende müsse der Häftling aber sehen, dass ihm etwas übrig bleibt und er einen greifbaren Vorteil von der Arbeit habe. Somit ließen sich Stundenlöhne unter drei Euro nicht mit dem Ziel der Resozialisierung, also der Wiedereingliederung in die Gesellschaft, vereinbaren. Bis Mitte 2025 müssen Bayern und NRW ihre Gesetze nachbessern.

Ministerium prüft auch Löhne in MV

Derzeit verdienen Häftlinge in Mecklenburg-Vorpommern mit Löhnen zwischen 1,07 Euro und 2,22 Euro pro Stunde noch weniger als in Westdeutschland. Bernhardt sagte in einem Statement, man werde das Urteil genau prüfen und dann entsprechende Anpassungen vornehmen. Es soll demnach also auch im Nordosten eine Veränderung nach oben geben. Den vom Urteil des Bundesverfassungsgericht direkt betroffenen Ländern seien dafür zwei Jahre eingeräumt worden.

Druck aus dem Landtag

Die Grünen-Fraktion im Landtag fordert eine schnelle Anpassung der Strafgefangenen-Vergütung in Mecklenburg-Vorpommern. Die Entscheidung des Gerichts habe sich seit einiger Zeit abgezeichnet. Auch die Regierungspartei Die Linke hält eine Anpassung für wichtig. Mini-Löhne seien verfassungswidrig, unsozial und keine Anerkennung der Arbeit. Auch in MV seien Schlussfolgerungen zu ziehen, so die Linksfraktion. Sie geht aber nicht weiter als die Ministerin aus den eigenen Reihen und verweist auf die Frist: bis Mitte 2025 bleibt demnach Zeit.

Weitere Informationen
in Gartenzaun in einer Kleingartenanlage. Immer wieder gibt es zwischen Nachbarn Streit. © dpa Foto: Bernd Wüstneck

Streit unter Nachbarn: Gerichte in MV häufiger gefragt

Die Menschen im Nordosten ziehen mit Nachbarschaftsstreitigkeiten häufiger vor Gericht als in vielen anderen Bundesländern. mehr

Die Statue Justitia ist im Amtsgericht Hannover zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Peter Steffen

Justiz MV: Sorge vor Stellenabbau durch die kalte Küche

Droht ein Kahlschlag in der Justiz? Mecklenburg-Vorpommern will offenbar massiv Stellen nicht wieder besetzen. mehr

Ein Flügel steht in der großen Halle einer Schule © NDR

Wie die Justiz in MV Millionen von Euro an Vereine verteilt

Gerichte sorgen bei Vereinen regelmäßig für Geldsegen. Laut Recherche-Netzwerk "Correctiv" profitieren manche Vereine besonders davon. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 21.06.2023 | 06:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Ein Fernlenkmanipulator fährt zu Übungszwecken auf dem Gelände des Munitionsbergungsdienstes auf der Insel Usedom auf eine Munitionskiste zu. (Themenbild) © dpa-Bildfunk Foto: Stefan Sauer/dpa

Kampfmittel: Noch 38.000 Hektar in MV belastet

In diesem Jahr sind 143 Hektar mit Munition belasteter Waldfläche in Mecklenburg-Vorpommern beräumt worden. mehr