Jetzt Stromanbieter wechseln? So hat sich die Marktlage in MV entwickelt
Seit Jahren liegt der Strompreis in Mecklenburg-Vorpommern deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Das liegt auch an höheren Netzentgelten. Mit dem Ende der Strompreisbremse könnten weitere Preissteigerungen auf die Menschen zukommen.
Zwischen Nord- und Süddeutschland schlägt der Preisunterschied immer noch zu Buche: Laut Vergleichsportal Verivox zahlen beispielsweise Endverbraucher in Bayern über 100 Euro weniger als in Mecklenburg-Vorpommern. Im Nordosten muss eine Familie mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden in etwa 1.554 Euro bezahlen. Grund dafür sind insbesondere hohe Netzentgelte. Mit diesen Geldern wird der Betrieb des Stromnetzes finanziert.
Trotz hoher Netzentgelte großes Einsparpotential
Lundquist Neubauer, Strom- und Energieexperte des Vergleichsportals Verivox, sieht die Ursache hoher Netzentgelte vor allem in der geringeren Bevölkerungsdichte. Sprich: Insbesondere in dünn besiedelten Flächenländern lasten die höheren Kosten für längere Leitungsstrecken auf vergleichsweise wenigen Schultern. Netzentgelte sind gesetzlich festgelegt, weswegen Versorger keinen Einfluss auf diese Kosten haben. Aber: "Den Beschaffungsanteil kann der Versorger sehr wohl beeinflussen", so Neubauer. Im NDR Interview erklärt er, an welchen Stellen die Kunden weitere deutliche Einsparungen erzielen können.
Durch die Entspannung auf den Energiemärkten liegt der Strompreis aktuell in Mecklenburg-Vorpommern nur noch um 3,4 Prozent über dem Bundesdurchschnitt, nicht mehr um 9 Prozent wie noch im Dezember 2023.
Strompreisbremse Ende 2023 ausgelaufen
Im Zuge des Ausbaus der erneuerbaren Energien und insbesondere mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine waren die Strompreise in Deutschland gestiegen. Mit insgesamt 5,5 Milliarden Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds hatte die Bundesregierung versucht, die höheren Stromkosten für die Verbraucher abzufedern. Diese Politik war mit einer Notlage begründet worden, doch das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe schränkte im Herbst 2023 die Wirksamkeit dieser Maßnahmen ein, so dass sich die Bundesregierung gezwungen sah, die Strompreisbremse zum Ende des Jahres 2023 auslaufen zu lassen.
Wie schwer wiegt das Ende der Strompreisbremse?
In der Landespolitik hatte dieser Schritt für große Anspannung gesorgt. Landeswirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) warnte vor einer Verdopplung der Übertragungsnetzentgelte. "Diese Entwicklungen verstärken die soziale und wirtschaftliche Schieflage, denn wir müssen mit Kostensteigerung für Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen rechnen", so Meyer damals.
Zu der befürchteten Verdopplung der Entgelte ist es laut Stromexperte Neubauer jedoch nicht gekommen. Es seien lediglich rund 25 Prozent auf den Strompreis aufgerechnet worden. Das bedeutet dennoch etwa 100 Euro mehr pro Jahr für Familien in Mecklenburg-Vorpommern. Das Ende der Strompreisbremse sieht der Experte jedoch aufgrund der derzeit entspannteren Marktlage weniger kritisch. Neubauer meint, dass Preisbremsen "vor allem zum Höhepunkt der Krise einen guten Effekt hatten". Einzig die Verlängerungs-Debatte der Preisbremsen "hätte man abkürzen können", so Neubauer. Diese sei nicht mehr nötig gewesen.
Stehen aktuell günstigere Tarife für Trendwende?
Setzt sich also die Trendwende beim Strompreis fort? Wie sich die Preise genau entwickeln, bleibt abzuwarten. Die Einkaufspreise der Stromanbieter hängen vor allem von weltpolitischen Ereignissen ab. Deshalb können Prognosen aufgrund der hochdynamischen Lage nicht seriös gestellt werden. Derzeit aber profitieren Verbraucher in Mecklenburg-Vorpommern von günstigeren Stromeinkaufspreisen. Teure Netzentgelte bleiben den Menschen hingegen nicht erspart.
Worauf es beim Wechseln ankommt
Deshalb ist Sparen für Verbraucher derzeit das Mittel der Wahl. Grundsätzlich raten Experten zum regelmäßigen Vergleich der Stromtarife. Viele Menschen haben alte und damit auch oft überteuerte Verträge. Beim Wechseln rät Energieexperte Neubauer, rechtzeitig - möglichst schon ein halbes Jahr vor Ende der Vertragslaufzeit - günstigere Alternativen zu prüfen. Vor allem viele überregionale Anbieter versuchen, Neukunden mit besonders großen Rabatten zu binden.