Ist der "Göhrde-Mörder" verantwortlich für zwei Morde in Schwerin?

Stand: 24.11.2024 06:21 Uhr

Rund 20 ungeklärte Verbrechen, sogenannte Cold Cases, gibt es in Mecklenburg-Vorpommern. Dazu gehören auch zwei Fälle aus Schwerin, zu denen es jetzt neue Überlegungen gibt.

Claudia Lade und Antje Mundstock wurden 1991 in Schwerin ermordet. Seit mehr als drei Jahrzehnten wissen zwei Familien aus Schwerin nicht, wer ihre Töchter beziehungsweise ihre Schwestern umgebracht hat. Jetzt gibt es vielleicht eine neue Spur in den Fällen. Eventuell steckt ein bekannter Serienkiller dahinter - der sogenannte Göhrde-Mörder.

Die Göhrde-Mörder-Theorie

Am 12. Juli 1989 wird in der Göhrde bei Lüneburg ein totes Paar entdeckt, am selben Tag wird ein anderes ermordet. Ganz in der Nähe verschwindet kurz danach eine Frau. Die Leiche hatte Kurt-Werner Wichmann, seither als "Göhrde-Mörder" bekannt, in seiner Garage einbetoniert. Sie wurde erst 28 Jahre nach ihrem Verschwinden gefunden -  von einem Team von Privatermittlern. Mit dabei: Reinhard Chedor, ehemaliger Chef des Hamburger Landeskriminalamtes. Der recherchiert weiter und findet dutzende Fälle, die auf das Konto des Göhrde-Mörders gehen könnten. Eine Zeugin erzählt Chedor, dass Wichmann mit ihr nach dem Mauerfall auch in den Osten gefahren ist.

Kurt-Werner Wichmann könnte für dutzende Morde verantwortlich sein. © Screenshot
Kurt-Werner Wichmann könnte für dutzende Morde verantwortlich sein.
Was spricht für Wichmann als möglichen Täter?

Reinhard Chedor hat sich die Stellen am Schweriner See angeschaut, wo die beiden Frauen gefunden wurden. Das und einige Details der Tatbegehung könnten zu Wichmann passen. Beide waren auf dem Weg von der Disco nach Hause oder umgekehrt. Jetzt suchen Chedor und der Anwalt von Claudia Lades Hinterbliebenen nach Zeugen, die Kurt-Werner Wichmann zwischen 1990 und 1993 in Schwerin und Umgebung wahrgenommen haben. Vielleicht wurden sie als junge Frauen von ihm angesprochen - einige seiner Opfer hat der Göhrde-Mörder auch entkommen lassen. Der Anwalt hat extra ein Hinweisportal im Internet geschaltet, wo mögliche Zeuginnen oder Zeugen sich auch anonym melden können. Den Göhrde-Mörder selbst kann Chedor dazu nicht mehr befragen - Kurt-Werner Wichmann hatte sich 1993 in der U-Haft erhängt. 


26.11.2024 14:59 Uhr

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, es habe 18 Jahre gedauert, bis eine Frau nach ihrem Verschwinden gefunden wurde. Richtig sind 28 Jahre. Wir haben den Fehler an dieser Stelle korrigiert.

 

Wer war Kurt-Werner Wichmann?

Kurt-Werner Wichmann wird für zwei Doppelmorde im Staatsforst Göhrde im Sommer 1989 verantwortlich gemacht. Auch der Tod der Unternehmersgattin Birgit Meier wird ihm angelastet.

Eine Verbindung zu weiteren Tötungsdelikten konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

Wichmann wurde am 8. Juli 1949 in Adendorf nördlich von Lüneburg geboren. In der Region arbeitete er als Gärtner und Friedhofsgärtner. Anfang der 70er-Jahre lebte er in Süddeutschland, dort vergewaltigte er eine Radfahrerin und bedrohte sie mit einer Waffe. Wegen dieser und weiterer Straftaten wurde er verurteilt und kam 1975 wieder aus der Haft. Drei Jahre später zog er zurück in seine Heimatregion Lüneburg.

Im Rahmen einer Hausdurchsuchung zum Fall der vermissten Birgit Meier 1993 tauchte Wichmann unter. Nach einem von ihm verursachten Verkehrsunfall kam er wegen eines Waffendelikts in Untersuchungshaft und nahm sich dort wenige Tage später, am 25. April 1993, das Leben.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nordmagazin | 23.11.2024 | 19:30 Uhr

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