Hackerangriff auf Rügen: Verwaltung in Bergen stark eingeschränkt
Die Amtsverwaltung in Bergen auf Rügen ist Opfer eines Hackerangriffs geworden. Unbekannte haben sich Zugang zum IT-System verschafft und Daten durch ein Schadprogramm verschlüsselt.
Die Amtsverwaltung in Bergen (Landkreis Vorpommern-Rügen) ist Opfer eines Hackerangriffs geworden. Unbekannte hätten sich Zugang zum IT-System verschafft und Daten auf dem Server durch ein Schadprogramm verschlüsselt, heißt es von der Polizei.
Die Hacker haben nach Angaben von Bergens Bürgermeisterin Anja Ratzke (parteilos) einen Link hinterlassen, der eine Verbindung zum Darknet herstellt. Die Ermittler gehen davon aus, dass dahinter eine Lösegeldforderung steckt. Der Link wurde aus Sicherheitsgründen nicht geöffnet. Das Schlimmste ist für Ratzke, dass die Daten durch die Hacker verschlüsselt worden sind.
Bearbeitung von Ausweisen und Reisepässen eingeschränkt
Die Verwaltung könne aufgrund des Angriffs in den kommenden Tagen nur eingeschränkt arbeiten. Im Einwohnermeldeamt können beispielsweise derzeit keine Personalausweise, Reisepässe oder Sterbeurkunden beantragt werden. "Wir beschäftigen uns aber bereits mit einem Parallelsystem und sind mit den EDV-Partnern im Gespräch, um schnellstmöglich alle Leistungen für die Bürger wieder anbieten zu können", so Ratzke. Wie lange das allerdings dauern wird, könne sie nicht sagen.
Die Verwaltung habe aber wie gewohnt geöffnet und auch die Internetseite funktioniere weiterhin, weil sie auf einem anderen Server liege. Die rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind laut Ratzke telefonisch weiterhin erreichbar. E-Mails sollen derzeit aber nicht ankommen.
Jeder für Hackerangriffe anfällig
Trotz zahlreicher Vorgaben zu technischen Schutzmaßnahmen vom Innenministerium war es für Ratzke keine Frage ob, sondern wann ihre Kommune gehackt wurde. Das bestätigt auch Jörg Bruhn vom Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern im NDR MV Interview. Um sich vor Cyberangriffen zu schützen, sollten Privatnutzer, Behörden und Unternehmen dieselben Schutzmaßnahmen ergreifen. Er rät jedem Nutzer Schutzsoftwaren wie Firewall und Anti-Viren-Programme zu installieren, die Systeme durch Updates aktuell zu halten, Multifaktor-Authentifizierungen zu nutzen und außerhalb des Systems ein Back-up der eigenen Daten zu erstellen. Sollte es dann doch zu einem Hackerangriff kommen, rät Bruhn: "Zahlen sie nicht, weil sie unterstützen damit sozusagen die kriminellen Strukturen, ermuntern die Täter zu weiteren Taten und zum anderen dient das ja nur dazu an die Daten wieder heranzukommen."
Auch wenn das Innenministerium MV technische Schutzmaßnahmen vorgibt, sind die Kommunen nach Angaben des Ministeriums selbst für einen sicheren und ordnungsgemäßen Betrieb ihrer IT-Systeme verantwortlich. Je nach Schwere des Hackerangriffs können einzelne Kommunen auch vorübergehend von dem Landeskommunikationsnetz getrennt werden, so wie bei dem Angriff auf die Amtsverwaltung in Bergen.
Ähnlicher Hackerangriff bei Kreisverwaltung
Zu den Hintergründen des Hackerangriffs ermittelt nun die Kriminalpolizei. Bereits vor einem Jahr waren die Computersysteme der Kreisverwaltung Vorpommern-Rügen bereits ähnlich angegriffen worden. Dort wurden die Daten jedoch nicht verschlüsselt. Trotzdem sind dort noch immer sämtliche Onlinedienste nicht nutzbar.