Zwei mit behandschuhte Hände halten eine Spritze und einen kleineren Kunststoffbehälter. Offensichtlich trägt die Person, zu der die Hände gehören, auch einen Ganzkörper-Sicherheitsanzug. Im Hintergrund sind verschiedene weitere Laborutensilien zu sehen. © NDR Foto: NDR

Französisches Unternehmen entwickelt Impfstoff gegen Vogelgrippe in MV

Stand: 29.07.2024 09:27 Uhr

Der Pharmakonzern Ceva Tiergesundheit hat an seinem Standort in Riemserort bei Greifswald einen RNA-basierten Impfstoff für Geflügel gegen das Vogelgrippe-Virus (H5N1) entwickelt. Eingesetzt wird er in Frankreich.

von Martina Rathke

Der Pharmakonzern Ceva Tiergesundheit hat einen Impfstoff gegen das H5N1-Virus entwickelt. Ausgangspunkt für die Entwicklung des Impfstoffes war die Zunahme der Ausbrüche von H5N1 weltweit seit 2020 und der wachsende Bedarf an Schutzmaßnahmen. Nach Angaben des Unternehmens wurden bereits einige Millionen Dosen des Vogelgrippe-Impfstoffs geliefert - nach Frankreich, wo eine Notfallzulassung den Einsatz ermöglicht.

Veränderung des Virus und Mutationen

"Wir haben es weltweit mit einer Veränderung des Virus zu tun", so der Forschungsleiter des Ceva-Standortes in Riemserort, Dr. Fabian Deutskens. Zudem gebe es viel mehr Ausbrüche. Die RNA-Technologie stellt nach Angaben des Unternehmens eine Art Plattform dar, auf der sich schnell neue Impfstoffe entwickeln ließen. Ceva mit Hauptsitz in Frankreich ist der weltweit fünftgrößte Pharmakonzern im Veterinärbereich und übernahm 2019 den Traditionsstandort in Riemserort. Die 120 Mitarbeiter in Mecklenburg-Vorpommern konzentrieren sich dort auf die Entwicklung von Impfstoffen auf RNA-Basis.

EU überlässt Einsatz den Ländern

Nach der Ausbreitung des Erregers H5N1 in der Vogelpopulation und Übertragungen auf Säugetiere hatte die Europäische Kommission es den Mitgliedsländern freigestellt, Impfstoffe einzusetzen. Frankreich erteilte eine Notfallzulassung und nutzt den Impfstoff, um Enten zu immunisieren.

In Deutschland nicht zugelassen

In Deutschland ist der Impfstoff nicht zugelassen. Hier sieht man laut Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf dem Riems aktuell keine Notwendigkeit. Impfstoffe kämen in Deutschland nicht zum Einsatz, weil die Lage entspannt sei, so der FLI-Vizepräsident Martin Beer. Seit Monaten habe es keine Ausbrüche bei Geflügel gegeben und kaum Nachweise bei Wildvögeln. Anders stellt sich die Lage in den USA dar: Seit dem Frühjahr melden US-amerikanische Behörden immer wieder Infektionen bei Kühen, in bislang 169 Betrieben. Über die Kuhmilch haben sich dann nachweislich vier Menschen angesteckt. Die Dunkelziffer könnte deutlich höher ausfallen. Auch unter Vögeln grassiert die Seuche in den USA.

Sondersituation Finnland

Die Europäische Kommission selbst hat 665.000 Human-Impfstoffdosen erworben - als Vorsorge gegen eine Pandemie. Finnland impft inzwischen als weltweit erstes Land auch Menschen. Das Land habe eine Sondersituation mit Hunderttausenden Pelztieren, von Polarfüchsen bis hin zu Nerzen, die auch stark von Infektionen betroffen gewesen seien, so Beer. "In Nerzen kommen menschliche Grippeviren vor, die könnten sich dort mischen, das gibt dann auch viel Kontakte zu Menschen, die sich mit Nerzen beschäftigen und man möchte einen zusätzlichen Schutzfaktor einführen", erläutert der FLI-Vizepräsident.

RKI schätzt Risiko als gering ein

In Deutschland wären Impfungen erst dann eine Option, wenn es zu vielen Ausbrüchen kommen würde und sich Menschen leichter infizieren, so Beer weiter. Das Robert-Koch-Institut schätzt das Risiko dafür derzeit als gering ein.

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NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 29.07.2024 | 12:00 Uhr

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