Fischerei in Deutschland und Polen - zwischen Fangquoten und Klimawandel
Die Küstenfischerei gehört als Kulturgut an die Ostsee. Seit Jahren aber geben Fischer ihre Betriebe auf, es gibt keinen Nachwuchs. Hinter der Grenze scheinen die polnischen Fischer aber noch gut vom Fischfang zu leben. Woran liegt das? Das ist Thema in unserem Podcast "MV im Fokus - Darüber spricht Mecklenburg-Vorpommern".
Kurz vor 8 Uhr morgens schippert Fischer Sebastian Kopp mit seinem kleinen Boot in den Hafen von Ostklüne ein. Ein unscheinbarer Ort, an der Zufahrt zum Usedomer See am Stettiner Haff (Landkreis Vorpommern-Greifswald). Das Boot ist kaum fünf Meter lang. Größer braucht es nicht sein, für den mageren Fang. Sechs oder sieben Aale hat er heute gefangen, ein paar Barsche. Damit muss er über die Runden kommen.
Das Große Fischersterben - Aufgeben oder Umdenken?
Sebastian Kopp fischt seit zwölf Jahren im Haff. Hatte die Fischerei in Cuxhaven gelernt - auf großen Trawlern und Kuttern. Zurück auf Usedom konnte er anfangs auch weit auf die Ostsee fahren. Um Heringe zu fangen. 30 Tonnen pro Jahr, das hat alle Kosten gedeckt. Heute hätte er eine Quote von 400 Kilogramm Hering. Das lohnt sich nicht, den Kutter musste er verkaufen.
So wie Sebastian Kopp geht es den meisten Fischern, die noch aktiv sind. Sie haben Hofläden eröffnet, Gastronomie, versuchen den Fisch selbst zu vermarkten. Nur so kann mit den geringen Fängen Geld verdient werden.
Um die Fischerhäfen zu bewahren, mit Kuttern und Fanggeschirr, und vor allem den Fischern eine Zukunft zu bieten, gibt es aber auch innovative Ideen. Wer kümmert sich zum Beispiel um die vielen Quadratkilometer vor den Küsten in Mecklenburg-Vorpommern? Hier könnten Fischer die "Förster der Meere" werden. Sea-Ranger heißt das Programm - elf Fischer werden dazu in Sassnitz ausgebildet. Geisternetze beseitigen, Seegraswiesen aufforsten und Wasserproben für die Forschung sammeln. Das sind ihre Aufgaben, während sie darauf warten, dass sich die Fischbestände erholen.
Östlich der Grenze - geht es den polnischen Fischern wirklich besser?
Auch bei Andrzej Patryjas ist die Aalsaison angebrochen. Er fischt direkt hinter der deutsch-polnischen Grenze im Stettiner Haff. Auf der Insel Karsibór, hinter Swinemünde, beschäftigt er zehn Angestellte. Seine zwei Söhne wollen den Betrieb einmal übernehmen.
Fischerei lohnt sich für sie, obwohl die gleichen Auflagen wie in Deutschland gelten. Der Fisch sei in Deutschland einfach zu billig, sagt Andrzej Patryjas, und wundert sich nicht, dass die deutschen Fischer Schwierigkeiten haben. In Polen würden die Händler teils das doppelte für Fisch bezahlen.
Aber auch Andrzej Patryjas schaut mit einiger Sorge in die Zukunft. Früher hat er oft 70 bis 80 Tonnen Fisch pro Jahr gefangen, heute sind es nur noch etwa 20 Tonnen. Bald will er zwei von seinen fünf Fischerbooten verkaufen.
Die Ostsee - ein belastetes Meer
Schließlich leben alle Fischer rings um die Ostsee von einer Grundlage - dem gemeinsamen Meer. Die Ostsee samt der Boddengewässer, der Haffs - sind allesamt stark belastet, wie aktuelle Berichte von Naturschutzverbänden und Bündnissen zum Schutz der Ostsee zeigen. Der Klimawandel erhöht die Wassertemperatur. Nährstoffe aus der Landwirtschaft lasse Algen wachsen, die der Ostsee Sauerstoff entziehen. Das macht den Fischen das Leben schwer.
Gerade der westliche Teil der Ostsee, der von deutschen Fischern hauptsächlich befahren wird, ist stark belastet. Die Fischbestände erholen sich kaum oder nur sehr langsam. Jahre in Folge ist gezieltes Fischen auf Hering und Dorsch daher verboten. Den Fischern fehlt die finanzielle Grundlage. Sie dürfen nur noch sehr geringe Mengen der "Brot und Butter Fische" als Beifang anlanden.