Ein Schweriner in Uganda: Hilfe zur Selbsthilfe
Claus Oellerking engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich, nicht nur in Schwerin, sondern auch in Uganda. Vor sechs Jahren war der 65-Jährige das erste Mal für den Senior-Experten-Service in Uganda unterwegs.
Das Kofferpacken ist für Claus Oellerking inzwischen Routine. Denn wieder einmal geht der Senior-Experte als engagierter Rentner im Auftrag der Stiftung "Senior-Experten-Service" (SES) auf die Reise. "RuFI-Uganda in Kasese berate ich bereits seit ein paar Jahren beim Aufbau einer Ausbildungseinrichtung", so der ehemalige Berufsschuldirektor.
Hilfe für gefährdete Frauen und Mädchen
Es ist heiß, als er nachts in Entebbe in Uganda aus dem Flugzeug steigt. Die Nacht ist kurz. Früh am Morgen geht es weiter, mit einem Kleinbus stundenlang über holperige, staubige Straßen durch den ugandischen Verkehr Richtung Westen zur ehemaligen Kupferminenstadt Kasese, zum Sitz der Rural Focus Initiative Uganda (RuFI). Das Sozialunternehmen hat sich der Verbesserung des Lebens von Frauen und Mädchen verschrieben. In ihrer Existenz bedrohte junge Frauen bekommen eine Chance, erste Schritte zur Einkommensabsicherung zu gehen. "Bei uns lernen sie als Trainees das Nähen von einfachen Kleidungsstücken und das Flechten von Körben. Mit handwerklichem Geschick schaffen es viele von ihnen, sich ein kleines Einkommen zu verdienen", sagt Biira Jovia. Sie hat einst selbst bei RuFI gelernt. Heute ist sie hier Ausbilderin.
Die Armut hat viele Gesichter
Kasese, eine Kreisstadt mit unbefestigten Straßen und vielen einfachen eingeschossigen Häusern, liegt am Fuß des Rewenzori-Gebirges an der Grenze zum Kongo. Die Menschen hier sind jung. Das Durchschnittsalter liegt bei 15 Jahren. Viele sind arbeitslos. Armut hat auch in Uganda viele Gesichter. Tagelöhner warten an einer Straßenecke auf einen Job, Männer bauen mit rudimentären Werkzeugen Metallkoffer, kleine Häufchen Gemüse und Holzkohle warten auf ihre Käufer, Kinder hacken Holz. Der Kampf um den "Dollar des Tages" ist allgegenwärtig. Die Ärmsten sind - wie so oft - die Frauen mit ihren Kindern.
Unbedingt etwas für junge Leute tun
Die Aktivitäten des Sozialunternehmens RuFI sind vielfältig. Dort rattern die Nähmaschinen. Hier wird Trinkwasser in Kanistern verkauft. Junge Frauen flechten bunte Körbe. Die Maismühle allerdings steht still. "Da fehlen Ersatzteile. Die sind schwer zu beschaffen. Man braucht Geduld", sagt Mumbere Edwin. Er gehört zu den drei Initiatoren von RuFI. "James, Yonah und ich wollten unbedingt etwas für junge Leute tun und haben vor zwölf Jahren mit Debattierwettbewerben und einem Volleyballturnier begonnen. Aber wir wollten mehr und haben 2016 den SES um die Entsendung eines Experten für berufliche Bildung und Betriebswirtschaft gebeten. Und dann kam Claus", lacht er.
Netzwerken und voneinander lernen
Claus Oellerking war nicht nur Berufsschullehrer, sondern auch lange Jahre als Industriekaufmann und im Bereich Marketing unterwegs. Er hilft RuFI seit sechs Jahren beim Brücken bauen, beim Knüpfen neuer Kontakte. "Netzwerken, Leute zusammenbringen, Von- und miteinander lernen, vor Ort. Kurzfristige wirtschaftliche Interessen mit einer langfristigen Strategie verbinden. Das sind für RuFI und andere Akteure hier die Herausforderung", meint Oellerking. Ein Aspekt seiner Hilfe ist es, in Deutschland über seine Erfahrungen in Uganda zu sprechen und um Unterstützung und um Spenden zu werben. Für diese Reise hat ihm ein Spender einige Orthesen mitgegeben. "Damit kann man das hiesige Gesundheitssystem nicht retten. Aber einigen Menschen damit zu helfen, das geht", so Oellerking. Er nutzt die Orthesen jedoch auch als "Türöffner", um RuFI mit Menschen aus dem Gesundheitssystem in Kasebe in Kontakt zu bringen. Daraus resultiert ein weiteres Vorhaben zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Trainees und der Nachbarn von RuFI, der Bau einer Gesundheitsstation.
Hilfe zur Selbsthilfe leisten
Früher hatte RuFI in der Stadt einen Raum hinter einer großen Metalltür gemietet. Dank der Spenden der letzten Jahre und der Initiative der Mitarbeiter gibt es jetzt ein Gebäude in der Vorstadt auf eigenem Land, gebaut aus leeren Plastikflaschen, neuerdings mit Stromanschluss. Oellerking ist sich sicher, dass es noch ein paar Jahre dauern wird bis RuFI auf eigenen Füßen steht. "Das ist das Ziel dieser Hilfe zur Selbsthilfe. Darum geht es auch aktuell in den vier Wochen bei RuFI in Uganda", sagt er und macht sich wieder an die Arbeit.