"Die Mitte muss aufstehen": Wirtschaft in MV begrüßt Demos
Sorge vor zunehmendem Fremdenhass: Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern begrüßen die zahlreichen Demonstrationen für demokratische Werte.
Deutschland ist in Aufruhr. Bundesweit gehen die Menschen für den Erhalt der Demokratie auf die Straße und um gegen Rechtsextremismus, Hass und Hetze zu demonstrieren - in MV an diesem Wochenende in Wismar, Wolgast und Boizenburg. Der Präsident der Vereinigung der Unternehmensverbände MV, Lars Schwarz, sieht in den Protestaktionen ein wichtiges Zeichen. In NDR MV Live sagte er, es sei wichtig, dass "die Mitte der Gesellschaft aufsteht". Schwarz wörtlich: "Wir sind gegen Extremismus, wir sind gegen Fremdenfeindlichkeit, wir sind gegen Antisemitismus, wir sind für die Demokratie." Viele Unternehmen im Land sorgen sich wegen des Rechtsrucks um den Wirtschaftsstandort MV.
Unternehmerverband MV: "Bürger von Politik im Stich gelassen"
Der Präsident des Unternehmerverbandes Mecklenburg-Schwerin, Matthias Kunze, betrachtet das laut aktueller Wahlumfragen Erstarken von Populisten und Extremisten mit Sorge. Er sieht das Problem bei der Politik. Unternehmer wie Bürger fühlten sich im Stich gelassen, so Kunze. Sie hätten "die Schnauze voll". Seiner Meinung nach seien nicht alle, die angeblich nach Rechts schauen, Nazis. Würde die Politik wieder verlässlich, dann würden diese Leute sehr schnell Rechtspopulisten den Rücken kehren. Ein AfD-Verbot, wie zuletzt erneut diskutiert, hält Kunze, so wörtlich, für Schwachsinn. "Das NPD-Verbotsverfahren hat gezeigt, dass das nicht funktioniert und außerdem zu viel Zeit kostet. Mit einem solchen Verfahren macht man die AfD nur zu Märtyrern." Wenn die Politik sich wirklich um die Sorgen und Nöte der Menschen kümmern würde, so Kunze, würde das der AfD den Nährboden entziehen.
Aida Cruises klar gegen Fremdenfeindlichkeit
Aida Cruises positioniert sich klar gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus. Auf Nachfrage von NDR MV teilte die Reederei mit, dass Vielfalt für das multinationale Unternehmen mit Mitarbeitern aus mehr als 60 Nationen natürlicher Bestandteil des Arbeitslebens in dem Unternehmen sei. Aida ist nach eigenen Angaben Teilnehmer der Initiative "Charta der Vielfalt". Weiter heißt es: "Wir bekennen uns ausdrücklich dazu, alle Mitarbeiter als gleichberechtigt zu respektieren - unabhängig von Geschlecht, ethnischer Herkunft, sexueller Orientierung, Weltanschauung oder Alter."
Lübzer Brauerei: "Kein Platz für Hass und Hetze"
Bei der Lübzer Brauerei stehe man für Toleranz, gegenseitigen Respekt und Zusammenhalt, so die Brauerei im Gespräch mit NDR MV. "Diese Werte sind fest in unserer Unternehmens-DNA verankert, und wir sind stolz auf die Vielfalt in unserer Belegschaft. Umso schlimmer ist es, wenn gegen diese Werte verstoßen wird - Hass, Hetze und Ausgrenzung haben bei uns keinen Platz", hieß es von Lübzer.
IHK Schwerin: "Rechtsstaat erhalten"
Auch der Präsident der IHK zu Schwerin, Matthias Belke, macht sich Sorgen um den Wirtschaftsstandort Mecklenburg Vorpommern. NDR MV sagte er: "Für mich als Präsidenten der IHK zu Schwerin wie für die Kammer selbst sind die Werte und der Erhalt unserer Sozialen Marktwirtschaft und damit unseres Rechtsstaats fundamental. Bricht diese weg, leidet nicht nur unsere Wirtschaft, sondern es leidet damit der Wohlstand in diesem Land." Es sei deshalb aktuell wichtiger denn je, sich beständig und hartnäckig dafür einzusetzen, dass in den aktuellen Konflikten Sachargumente zählen und fundierte Positionen gehört werden, so Belke weiter.
DEHOGA: "Einzigartige Vielfalt der Branche"
Bereits am Freitag hatte der DEHOGA ein Statement veröffentlicht. Darin heißt es: "Der Bundesverband verurteilt Gewalt, Hass, Hetze und Diskriminierung in jeglicher Form sowie alle politischen Aktivitäten, die sich gegen die tolerante und offene Gesellschaft wenden." Kein Wirtschaftszweig sei internationaler als das Gastgewerbe. Die oft ausländischen Mitarbeiter stünden für die einzigartige Vielfalt der Branche.