Der tödliche Fehler des Flugpioniers Lilienthal
Die Ursache für den Unfalltod des Anklamer Luftfahrtpioniers Otto Lilienthal ist vermutlich aufgeklärt. Nach Einschätzungen des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik (DLR) ist ein Pilotenfehler wahrscheinlich. "Lilienthal hätte am Unglückstag nicht fliegen dürfen", so Andreas Dillmann vom DLR. Das Flugwetter sei am 9. August 1896 für seinen Gleiter ungeeignet gewesen. Der 48-Jährige war bei seinem letzten Flug vom Gollenberg nahe dem Ort Stölln im Havelland abgehoben. Am Tag nach seinem Absturz erlag er seinen schweren Verletzungen.
Gleiter für Windverhältnisse nicht geeignet
Die Experten des DLR hatten einen originalgetreuen Nachbau des Lilienthal-Gleiters angefertigt und untersucht. Anhand des rund 20 Kilogramm schweren Nachbaus mit einer Spannweite von 6,70 Metern stellten sie fest, dass Lilienthal bei Windstille oder Gegenwind gut fliegen konnte. "Für andere Windverhältnisse wie die Thermik an seinem Absturztag reichte die Manövrierfähigkeit einfach nicht aus", sagte Dillmann. Ein Sonnenbö genannter Aufwind habe den Gleiter in der Luft aufgerichtet und zu einem Strömungsabriss geführt. "Wenn die Nase des Gleiters zu hoch kommt, bäumt er sich auf und wird unbeherrschbar", so der Experte.
Flugzeug offenbar sauber konstruiert
Nichtsdestotrotz war Lilienthals Gleiter nach Einschätzung des DLR "eine aerodynamisch absolut saubere Konstruktion". Die Flugeigenschaften seien mit denen eines typischen Schul-Segelfugzeugs vergleichbar. Diese flogen aber erst Jahrzehnte nach Lilienthal. Mit neun verkauften Exemplaren gilt sein Gleiter als erstes Serienflugzeug der Welt. Die Angaben zur Flugfähigkeit bestätigen nun auch die DLR-Tests mit dem Nachbau. Der Gleiter sei vom damals 70 Meter hohen Gollenberg bei einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern bis zu 250 Meter weit geflogen, teilten die Experten mit. Lilienthal gelte zu Recht als erster belegter Flieger der Menschheit.