Chirurgin aus Greifswald ist "Frau des Jahres"

Stand: 07.03.2024 11:28 Uhr

Die Landesregierung ehrt jedes Jahr um den Internationalen Frauentag herum, eine besondere Frau in Mecklenburg-Vorpommern - für besondere Leistungen oder gesellschaftliches Engagement. "Frau des Jahres 2024" ist Ivonne Winkler.

von Susann Moll

Ivonne Winkler ist Chirurgin aus Leidenschaft. Sie leitet eine große Praxis in der Greifswalder Innenstadt. Manchmal fehlen ihr die großen Operationen, die sie als Ärztin in der Klinik machen könnte. "Aber das ist wohl der Preis dafür, dass man keine Dienste machen muss und pünktlich Feierabend hat", sagt die Ärztin. Als vierfache Mutter ist ihr das wichtiger.

Trotz Schicksalsschlag lässt sie sich nicht entmutigen

Ivonne Winkler ist in Karlsruhe geboren und zum Medizinstudium nach Greifswald gekommen. Sie ist in Vorpommern heimisch geworden, hat dort mit ihrem Mann drei Kinder bekommen. Dann ein Schicksalsschlag: Ihr Mann erkrankt schwer an Krebs, stirbt einige zeit später. Ivonne Winkler muss sich fortan allein um die Kinder kümmern, neben ihrem Beruf als Chirurgin. Mittlerweile hat sie aber wieder jemanden an ihrer Seite und hat ein weiteres Kind zur Welt gebracht.

Männliche Kollegen respektieren sie

Volker Worm, von dem sie die Chirurgische Praxis in Greifswald übernommen hat, zollt seiner Nachfolgerin Respekt dafür: "Sie hat während der fünf Jahre, die sie nun in dieser Praxis ist, ihr viertes Kind bekommen - ohne, dass sie ausgefallen ist. Das ist schon eine Leistung!" Er kann sich keine bessere Nachfolgerin vorstellen. Auch Markus Krechting, der mit in der Praxis arbeitet, bewundert sie. "Wie sie die Arbeit mit den Tumorpatienten macht - auch im Hinblick auf ihr eigenes Schicksal ist schon bemerkenswert. Parallel hat sie die Kinder, die sie alle perfekt versorgt."

Gefühl nicht allem gerecht zu werden

Doch wie die meisten berufstätigen Mütter, hat auch Ivonne Winkler oft das Gefühl, nicht allem gerecht zu werden. "Man geht ständig über seine Grenzen und hat trotzdem das Gefühl, dass es nicht genug ist", sagt sie. Ohne ihr Netzwerk würde es die Mittvierzigerin auch nicht schaffen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Da schätzt sie auch das gute Angebot an Kita-Plätzen in ihrer neuen Heimat in Mecklenburg-Vorpommern.

Prestigeträchtige Operationen gehen oft an Männer

Ehrenamtlich engagiert sich Ivonne Winkler noch im Verein "Die Chirurginnen e.V.", der sich für mehr Gleichberechtigung in diesem Fachbereich der Medizin einsetzt. Die Chirurgie wird noch immer von Männern dominiert. "Wir haben viele Frauen, die die einzige Chirurgin oder einzige Oberärztin in ihrer Abteilung sind und die haben es dann schwerer." Frauen würden oft eher für Care-Tätigkeiten ie die Patientenbetreuung auf den Stationen eingeteilt und kämen deshalb weniger in den Operationssaal. Als Mentorin steht Ivonne Winkler jungen Chirurginnen zur Seite.

Ehrung stellvertretend für viele Frauen im Land

Für den Spagat zwischen Beruf, Familie und Ehrenamt, den die Ärztin aus Greifswald jeden Tag leistet, ist sie nun "Frau des Jahres 2024" geworden. Jacqueline Bernhardt, die Ministerin für Gleichstellung, sagt, durch diese Auszeichnung werde das, was Frauen wie Ivonne Winkler oft im Verborgenen leisteten, gewürdigt.

Weitere Informationen
Die Figuren eines Mannes und einer Frau sitzen auf Stapeln aus Geldmünzen (gestellte Szene). © picture alliance Foto: Andrea Warnecke

Frauen in MV verdienen immer noch weniger als Männer

Im Vergleich zu 2022 ist die Lohnlücke im vergangenen Jahr wieder gewachsen. mehr

Kreidetafel mit der Aufschrift "Internationaler Frauentag". © fotolia Foto: Zerbor

Kritik: Frauentag ist Wirtschaftsvertretern in MV zu teuer

Erstmals wurde in diesem Jahr der Internationale Frauentag als gesetzlicher Feiertag in Mecklenburg-Vorpommern begangen. mehr

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 06.03.2024 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Finanzminister Christian Lindner (M.), Wirtschaftsminister Robert Habeck (l.) und Bundeskanzler Olaf Scholz auf ihren Plätzen im Bundestag. © dpa bildfunk Foto: Kay Nietfeld

Koalitionsstreit: Parteien in MV fordern Ende der Konflikte im Bund

Vertreter von SPD, Grünen und FDP im Land schließen Neuwahlen auf Bundesebene allerdings nicht mehr aus. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern