Chirurgin aus Greifswald ist "Frau des Jahres"
Die Landesregierung ehrt jedes Jahr um den Internationalen Frauentag herum, eine besondere Frau in Mecklenburg-Vorpommern - für besondere Leistungen oder gesellschaftliches Engagement. "Frau des Jahres 2024" ist Ivonne Winkler.
Ivonne Winkler ist Chirurgin aus Leidenschaft. Sie leitet eine große Praxis in der Greifswalder Innenstadt. Manchmal fehlen ihr die großen Operationen, die sie als Ärztin in der Klinik machen könnte. "Aber das ist wohl der Preis dafür, dass man keine Dienste machen muss und pünktlich Feierabend hat", sagt die Ärztin. Als vierfache Mutter ist ihr das wichtiger.
Trotz Schicksalsschlag lässt sie sich nicht entmutigen
Ivonne Winkler ist in Karlsruhe geboren und zum Medizinstudium nach Greifswald gekommen. Sie ist in Vorpommern heimisch geworden, hat dort mit ihrem Mann drei Kinder bekommen. Dann ein Schicksalsschlag: Ihr Mann erkrankt schwer an Krebs, stirbt einige zeit später. Ivonne Winkler muss sich fortan allein um die Kinder kümmern, neben ihrem Beruf als Chirurgin. Mittlerweile hat sie aber wieder jemanden an ihrer Seite und hat ein weiteres Kind zur Welt gebracht.
Männliche Kollegen respektieren sie
Volker Worm, von dem sie die Chirurgische Praxis in Greifswald übernommen hat, zollt seiner Nachfolgerin Respekt dafür: "Sie hat während der fünf Jahre, die sie nun in dieser Praxis ist, ihr viertes Kind bekommen - ohne, dass sie ausgefallen ist. Das ist schon eine Leistung!" Er kann sich keine bessere Nachfolgerin vorstellen. Auch Markus Krechting, der mit in der Praxis arbeitet, bewundert sie. "Wie sie die Arbeit mit den Tumorpatienten macht - auch im Hinblick auf ihr eigenes Schicksal ist schon bemerkenswert. Parallel hat sie die Kinder, die sie alle perfekt versorgt."
Gefühl nicht allem gerecht zu werden
Doch wie die meisten berufstätigen Mütter, hat auch Ivonne Winkler oft das Gefühl, nicht allem gerecht zu werden. "Man geht ständig über seine Grenzen und hat trotzdem das Gefühl, dass es nicht genug ist", sagt sie. Ohne ihr Netzwerk würde es die Mittvierzigerin auch nicht schaffen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Da schätzt sie auch das gute Angebot an Kita-Plätzen in ihrer neuen Heimat in Mecklenburg-Vorpommern.
Prestigeträchtige Operationen gehen oft an Männer
Ehrenamtlich engagiert sich Ivonne Winkler noch im Verein "Die Chirurginnen e.V.", der sich für mehr Gleichberechtigung in diesem Fachbereich der Medizin einsetzt. Die Chirurgie wird noch immer von Männern dominiert. "Wir haben viele Frauen, die die einzige Chirurgin oder einzige Oberärztin in ihrer Abteilung sind und die haben es dann schwerer." Frauen würden oft eher für Care-Tätigkeiten ie die Patientenbetreuung auf den Stationen eingeteilt und kämen deshalb weniger in den Operationssaal. Als Mentorin steht Ivonne Winkler jungen Chirurginnen zur Seite.
Ehrung stellvertretend für viele Frauen im Land
Für den Spagat zwischen Beruf, Familie und Ehrenamt, den die Ärztin aus Greifswald jeden Tag leistet, ist sie nun "Frau des Jahres 2024" geworden. Jacqueline Bernhardt, die Ministerin für Gleichstellung, sagt, durch diese Auszeichnung werde das, was Frauen wie Ivonne Winkler oft im Verborgenen leisteten, gewürdigt.