Frauen in MV verdienen immer noch weniger als Männer
Im Vergleich zu 2022 ist die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in Mecklenburg-Vorpommern im vergangenen Jahr wieder gewachsen. Bundesweit ist sie allerdings deutlich größer.
Selbe Branche, gleiche Arbeit, geringerer Stundenlohn: Laut Statistischem Landesamt haben Frauen in Mecklenburg-Vorpommern im vergangenen Jahr sieben Prozent weniger verdient als Männer. Die Lohnlücke vergrößert sich im Vergleich zum Vorjahr um einen Prozentpunkt. Der durchschnittliche Stundenlohn weiblicher Beschäftigter lag 2023 bei 18,46 Euro, Männer verdienten 19,94 Euro. Das ist ein Unterschied von 1,48 Euro.
Lohnlücke ist bundesweit deutlich größer
Mit steigendem Alter und höherer Qualifikation erweiterte sich die Gehaltslücke. So verdienten zum Beispiel Frauen mit Promotion im vergangenen Jahr in MV 39 Euro pro Stunde, Männer hingegen 51 Euro. Besonders deutlich macht sich der Lohnunterschied in der Kulturbranche bemerkbar, wo Soloselbstständige laut Deutschem Kulturrat mit Lohnunterschieden von bis zu 32 Prozent konfrontiert sind. Große Lohnunterschiede stellte das Statistische Amt für Mecklenburg-Vorpommern auch im Gesundheits- und Sozialwesensowie bei wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen fest. Bundesweit ist der sogenannte Gender-Pay-Gap allerdings deutlich größer als in Mecklenburg-Vorpommern. Hier errechneten die Statistiker eine Lohnlücke von 18 Prozent.
Ursache in Rollenklischees
Diana Wienbrandt vom Institut für Sozialforschung und berufliche Weiterbildung in Neustrelitz sieht eine Ursache für den Gender-Pay-Gap in den Rollenstereotypen. Demnach übernehmen Frauen zum Großteil die Kinderbetreuung. So arbeiten 62,5 Prozent der erwerbstätigen Frauen in Mecklenburg-Vorpommern mit Kindern unter sechs Jahren in Teilzeit. Von den Männern sind es nur 15,6 Prozent. Außerdem kümmern sich Frauen häufiger als Männer um die Pflege Angehöriger. Selbst wenn man diese Faktoren herausrechnet, bleibt laut Statistischem Bundesamt bundesweit ein "bereinigter" Gender-Pay-Gap von sechs Prozent. Die Statistiker schließen daraus, dass es sich um eine "Verdienstdienstdiskriminierung durch den Arbeitgeber" handeln muss. Für Mecklenburg-Vorpommern liegen keine gesonderten bereinigten Daten vor.
Selbstbewusstes Auftreten bei Gehaltsverhandlungen
Sozialforscherin Wienbrandt empfiehlt Frauen, offensiv mit dem Thema umzugehen und im Unternehmen Transparenz über Entgelte und Gehälter zu fordern. Studien würden zudem belegen, dass Frauen weniger und zurückhaltender verhandeln - Frauen müssten selbstbewusster auftreten. Zudem sollten gerade junge Frauen, die ins Berufsleben einsteigen, nicht dem Irrglauben folgen, wonach dem Mann als vermeintlichen Ernährer der Familie mehr Geld zustehe.