Ein Jugendlicher zündet sich einen Joint an. © picture alliance / PYMCA/Photoshot Foto: Gonzales Photo/Daniel Hjorth

CariDROBS: Eine Drogenberatung speziell für Jugendliche

Stand: 19.03.2025 14:24 Uhr

Jugendliche und Erwachsene ticken nicht gleich - das muss auch die Drogenberatung im Blick haben, meint die Caritas. Unter dem Titel CariDROBS geht sie darum in Rostock und Neubrandenburg neue Wege.

von Katja Bülow

Seit Jahresanfang gibt es in Rostock und Neubrandenburg eine Drogenberatung speziell für Jugendliche. Sie ist nötig, weil die allgemeine Beratung schon mit den Erwachsenen alle Hände voll zu tun hat, und - so Sozialarbeiter Felix Sugint - "weil diese gar nicht auf die Bedürfnisse von jungen Menschen ausgelegt ist". Sugint ist einer der beiden Mitarbeitenden des Projekts und berät in Rostock alle, die noch keine 27 Jahre alt sind.

Vertrauen statt Zeigefinger

Seine Erfahrung: Bei jungen Menschen gehe es nicht darum, möglichst schnell einen Plan zu erarbeiten, einen Entzug oder eine Reha zu organisieren. Denn in den meisten Fällen haben sie noch gar keine Sucht entwickelt. Für sie sei es viel wichtiger, jemanden zu haben, zu dem sie Vertrauen aufbauen können und der ohne erhobenen Zeigefinger, dafür aber kompetent, mit ihnen über die Gefahren unterschiedlicher Drogen reden kann.

Drogenberater unterliegt der Schweigepflicht

Der Rostocker Sozialarbeiter Felix Sugint ist selten in seinem Büro. Meist ist er da, wo er auch die Jugendlichen trifft. © Katja Bülow Foto: Katja Bülow
Der Rostocker Sozialarbeiter Felix Sugint ist selten in seinem Büro. Meist ist er da, wo er die Jugendlichen trifft.

Sportliche Kleidung, Strickmütze, offener Blick - der 34-Jährige ist auch im Auftritt nah dran an seiner Klientel. Er redet mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen über ihre Sorgen und Nöte. Viele werden von den Eltern oder vom Jugendamt geschickt, die wenigsten kommen von alleine. Ihnen klar zu machen, dass sie ihm trotzdem trauen können, sei die zentrale Herausforderung. "Vor allem die, die suchtspezifische Probleme haben, haben schon viele Beziehungsabbrüche erlebt. Sie haben außerdem gelernt, erwachsenen Menschen immer das zu sagen, was sie hören wollen. Die wissen: 'Was muss ich sagen, um keine negativen Konsequenzen zu haben?'" Dabei haben sie diese bei Sugint gar nichts zu befürchten, denn er unterliegt der Schweigepflicht und darf niemandem erzählen, was er im Gespräch erfährt. Das gilt für ihn und auch für seine Kollegin in Neubrandenburg, die Suchttherapeutin Juliane Hartmann.

Alkohol gesellschaftsfähig - Drogen verteufelt

Abgesehen von der Beratung jugendlicher Konsumenten sind die beiden auch dafür da, zwischen ihren "Klienten" und ihren Eltern zu vermitteln sowie Pädagogen zur Seite zu stehen. Wobei Felix Sugint betont: "Vorrangig sind wir immer für die jungen Menschen da." Dazu gehören auch solche, die selber gar keine Drogen anrühren, die aber in einem Umfeld leben, in dem zum Beispiel Alkohol eine große Rolle spielt - in Mecklenburg-Vorpommern ohnehin die Droge Nummer eins. Und auch das begegnet dem Sozialarbeiter immer wieder: Für Jugendliche ist es meist vollkommen unverständlich, dass ihr Drogenkonsum verteufelt wird, während Wein, Schnaps und Bier absolut gesellschaftsfähig seien.

Stadtteil-Zentren helfen Kontakte zu knüpfen

Um auch Jugendliche zu erreichen, die nicht zu ihm ins Büro kommen würden, ist Sugint gerade dabei, Netzwerke in allen Rostocker Stadtteilen aufzubauen. Nach seiner Jugend in einem Dorf bei Waren hat er einige Jahre lang in einer Anlaufstelle für schwerstabhängige Menschen in Berlin gearbeitet. Er ist froh: "Hier in Rostock gibt es diese Stadtteil-Begegnungszentren, in denen wirklich alle Generationen zusammenkommen. Das ist sehr gut gelöst und das kenne ich aus Berlin gar nicht." Für ihn ist das eine gute erste Anlaufstelle, ein Ort, an dem er Menschen kennen lernen und sein Projekt bekannter machen kann.

Finanzierung steht nur bis Jahresende

Finanziert wird CariDROBS komplett über die Deutsche Rentenversicherung. Sie hat erkannt, dass es deutlich billiger ist, frühzeitig zu helfen, statt später teure Therapien zu bezahlen. Allerdings: Zum Jahresende läuft deren Finanzierung aus, bis dahin müssen neue Geldgeber gefunden werden, wenn das Projekt weiterlaufen soll.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 18.03.2025 | 19:30 Uhr

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