Landwirt Daniel Willnat sitzt zusammen mit seinen Bioputen im Wald. © NDR Foto: Franziska Drewes
Landwirt Daniel Willnat sitzt zusammen mit seinen Bioputen im Wald. © NDR Foto: Franziska Drewes
Landwirt Daniel Willnat sitzt zusammen mit seinen Bioputen im Wald. © NDR Foto: Franziska Drewes
AUDIO: "Bester Geflügelhalter des Jahres" kommt aus Zieslübbe (1 Min)

"Bester Geflügelhalter des Jahres" kommt aus Zieslübbe

Stand: 30.10.2024 21:00 Uhr

Der Ceres Award ist der prestigeträchtigste Preis für Landwirte im deutschsprachigen Raum. Jedes Jahr sucht die Agrarbranche die innovativsten Ackerbauern und Tierhalter.

von Franziska Drewes

Daniel Willnat darf sich "Bester Geflügelhalter des Jahres" im deutschsprachigen Raum nennen. Er hat sich gegen zwei weitere Finalisten aus Italien und Österreich durchgesetzt. Die Fachjury, bestehend aus Wissenschaftlern, Agrarjournalisten und Vertretern der Geflügelwirtschaft, begründet ihre Entscheidung so. Daniel Willnat zeigt, dass eine erfolgreiche zukunftsgerechte und tierwohlorientierte Putenhaltung sehr gut möglich ist. Die Auszeichnung "Geflügelhalter des Jahres" ist mit 1.000 Euro dotiert. In der Vergangenheit hatten drei Landwirte aus Mecklenburg-Vorpommern den Ceres- Award gewonnen. 2020 wurde Torsten Roder aus Viecheln im Landkreis Rostock "Bester Schweinehalter, 2019 ging der Ceres Award in der Kategorie "Bester Fleischrindhalter" an Christian Rohlfing vom Gut Bad Sülze. Und 2016 gewannen die Brüder Michael und Andreas Kühling aus dem vorpommerschen Zemmin in der Kategorie "Manager", die es mittlerweile nicht mehr gibt. Der Gesamtsieger beim Ceres Award für den Titel "Landwirt des Jahres" erhielt 20.000 Euro. Hier hat in diesem Jahr ein Rinderhalter aus Bayern gewonnen. 

Morgendliche Idylle beim Preisträger

Die Sonne geht auf über Zieslübbe bei Parchim. Das Gras ist feucht von der Nacht. Ein paar Puten laufen auf Daniel Willnat zu, als er das Tor zur Freilandfläche öffnet und "kommt, kommt, kommt" ruft. Andere Tiere liegen in Sandkuhlen unter riesigen Buchen und Eichen. Der 43-Jährige liebt diesen Moment, früh morgens draußen bei den Tieren zu sein, um zu schauen, ob sie gesund sind.

Gesundheits-Check am Waldrand

Daniel Willnat greift sich einen großen Hahn aus der Herde. Dieser schimpft etwas aufgeregt, da er festgehalten wird. Doch nur so kann der Betriebsleiter vom Biohof Zieslübbe klar erkennen, ob das Tier wohlauf ist. "Wir schauen uns an, wie ist er befiedert, wie sind die Füße, sehen die Gelenke gut aus, passt alles. Und das sieht bei diesem Exemplar sehr schön aus." Auf dem Biohof in Zieslübbe leben die Puten in drei Herden mit jeweils 2.300 Tieren. Eine Gruppe lebt ausschließlich draußen im altgewachsenen Mischwald, der an eine Wiese grenzt.

Puten bevorzugen lichte Waldränder

Die Biowaldlandputen sind seit zehn Jahren ein Pilotprojekt in Zieslübbe. Nutztiere im Wald zu halten, ist aus forstrechtlichen Gründen verboten. Der Betrieb hat eine Ausnahmegenehmigung. "Der Wald ist eigentlich der ursprüngliche Lebensraum der Pute, der ganz ursprüngliche ist eine Steppe. Und wenn man jetzt schaut, was haben wir hier zur Verfügung, was dem am ähnlichsten ist, dann ist es die Mischung zwischen Wald und Grünland". Daniel Willnat hat mit seinem Team auch selbst Pappeln angepflanzt. Wenn das Pilotprojekt abgelaufen ist, werden die Puten dort in der Pappelplantage leben.

Freilauf für alle Tiere

Alle rund 7.000 Puten in Zieslübbe haben die Möglichkeit, sich draußen zu bewegen. Auf der Waldfläche hat jede Pute umgerechnet etwa 15 Quadratmeter Platz für sich, mehr als üblich in der ökologischen Tierhaltung. Die zwei anderen Herden können selbst entscheiden, ob sie sich im Stall aufhalten oder auf der Wiese davor. "Das Beste was wir der Pute geben können, ist Platz draußen mit Gras, Bäumen, Büschen mit Insekten, die da unterwegs sind. Sie ist schon bewegungsfreudig. Also wenn man sich jetzt anschaut, wie lebt eine Pute in der Natur, dann ist sie tagsüber unterwegs und sie scharrt und pickt, sucht Fressen. Schmetterlinge sind da begehrt. Die sind nicht so schnell wie andere. Ansonsten haben auch schon die Puten raus, dass wenn es geregnet hat, die Regenwürmer kommen". Das Hauptfutter, Biomais und Biogetreide, wächst auf den eigenen Ackerflächen. Die Puten werden im Nachbarort Severin beim Partnerunternehmen "Mecklenburger Landpute" geschlachtet, verarbeitet und vermarktet.

vom Zahlenmensch zum Landwirt

Daniel Willnat kümmert sich seit 15 Jahren um die Bioputen. Sieben Angestellte zählt der Biohof Zieslübbe. Über seinen Schwiegervater - Gründer des Biohofs - ist der studierte Betriebswirt zur Landwirtschaft gekommen. "Ich bin im Bereich Landwirtschaft und Tierhaltung ein absoluter Quereinsteiger. Aber das macht mir von Anfang an viel Freude und Spaß. Heute ist es so, dass Landwirtschaft und Tiere mir viel mehr Spaß machen als die Zahlen. Aber die sind am Ende natürlich auch wichtig". Laut Statistik wächst die Nachfrage nach Biogeflügelfleisch deutschlandweit.

Ceres-Award als Anerkennung

Für Daniel Willnat ist der Plan aufgegangen. Er wollte sein Betriebskonzept möglichst einer breiten Masse näherbringen. Deshalb hatte er sich um den Ceres Award beworben. "Ich bin davon überzeugt, dass, was wir hier machen, ist eine schöne Art der Putenhaltung. Und dabei geht es um unser gesamtes Betriebskonzept, dass wir geschlossene Kreisläufe haben und unser Futter selbst anbauen. Schafe grasen auf unseren Flächen und pflegen die Landschaft dabei". Daniel Willnat bietet auch Hofführungen an und hofft so, viele Verbraucherinnen und Verbraucher von seiner Art der Putenhaltung überzeugen zu können.

Weitere Informationen
Ein Schwein wühlt in einem Haufen Stroh.

Bester Schweinezüchter lebt im Landkreis Rostock

Torsten Roder aus Viecheln hat den wichtigsten Preis für die Landwirtschaft gewonnen, den Ceres Award. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 31.10.2024 | 10:00 Uhr

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Tiere

Landkreis Ludwigslust-Parchim

Landwirtschaft

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