Altbischof Heinrich Rathke spricht auf einem Symposium anlässlich seines 85. Geburtstages. © Nordkirche / Daniel Vogel Foto: Daniel Vogel

Altbischof Heinrich Rathke im Alter von 95 Jahren verstorben

Stand: 18.01.2024 13:29 Uhr

Heinrich Rathke war von 1971 bis 1984 Bischof der Mecklenburgischen Landeskirche. Am Mittwoch ist Rathke im Alter von 95 Jahren gestorben. Die Nordkirche würdigt ihn als entschiedenen Verfechter von Mitmenschlichkeit, Zivilcourage und Gottvertrauen.

"Heinrich Rathke wird unserer Kirche fehlen. Sein mutiges Engagement für die Verfolgten von SED-Diktatur, Nationalsozialismus und Stalinismus haben Generationen von Theologen inspiriert", würdigte Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) den kurz nach der Vollendung seines 95. Lebensjahres verstorbenen Altbischof. 

Studium im Westen, Rückkehr in den Osten

Rathke wurde am 12. Dezember 1928 in Mölln bei Neubrandenburg geboren. Der Sohn eines Pastors wurde 1944 im Alter von 16 Jahren zum Kriegsdienst eingezogen und geriet in britische Kriegsgefangenschaft. Nach seinem Abitur in Lübeck studierte Rathke Evangelische Theologie in Kiel, Erlangen und Tübingen. Aufgrund des Mangels an Theologen in der DDR beschloss er im Jahr 1953, dorthin zurückzukehren. Ein Jahr darauf wurde er Pfarrer der Gemeinde Warnkenhagen, zwei Jahre später promovierte er in Rostock.

Leben im Dienst der Kirche

Im Jahr 1970 wurde er zum Landespastor für Gemeindedienst in Güstrow berufen. Im Jahr 1971 wählte die mecklenburgische Landeskirche Rathke zum Landesbischof. Während seiner Amtszeit hatte er verschiedene weitere Funktionen inne - darunter den Vorsitz des DDR-Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes. Nach Ablauf seiner Amtszeit kehrte er im Jahr 1984 wieder ins Gemeindepfarramt zurück. Nach der Wende kümmerte er sich um russlanddeutsche Gemeinden in Mittelasien: Von 1991 bis 1994 war Rathke Bischöflicher Visitator der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Kasachstan.

Engagement für Menschenrechte

Rathke hat laut Kühnbaum-Schmidt stets gegen diktatorische Regime gekämpft, sich für Menschenrechte sowie die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt. "Heinrich Rathke waren Werte wie Mitmenschlichkeit, Zivilcourage und Gottvertrauen wichtig. Er lebte sie, auch wenn es ihm Nachteile gebracht hat", betonte Kühnbaum-Schmidt. Seine volksnahen Predigten aus einem alten Zirkuswagen heraus hätten in der atheistisch geprägten DDR großes Aufsehen erregt. Er sei vom SED-Regime als "feindlich negativ" eingestuft worden. Grund dafür seien auch die Kritik Rathkes am von der SED eingeführten "Wehrunterricht" und der verschärften Verfolgung pazifistischer Jugendlicher gewesen. Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, würdigte die klare Haltung Rathkes zu DDR-Zeiten: "Er hat sich schützend vor seine Mitarbeitende gestellt und dabei keinen persönlichen Konflikt gescheut." Später wurde Rathke in einen Vertrauensrat zur Aufarbeitung kirchlicher Stasi-Verstrickungen berufen und gehörte für mehrere Jahre dem Beirat der Stasi-Unterlagen-Behörde für das Land Mecklenburg-Vorpommern an.

Trauerfeier in Schwerin

Heinrich Rathke war verheiratet und Vater von sieben Kindern. Die Beerdigung des Altbischofs findet im engsten Familienkreis statt. Eine Trauerfeier für Rathke soll am 29. Januar im Schweriner Dom abgehalten werden.

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NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 29.01.2024 | 16:30 Uhr

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