Zwei Personen operieren eine andere in einem OP-Saal. © Screenshot

Ärzte aus MV kritisieren Gesetzentwurf zur Krankenhausreform

Stand: 27.03.2024 16:13 Uhr

Die Ärztekammer und Krankenhausgesellschaft des Landes sowie Mediziner vieler Kliniken haben zu dem Gesetzentwurf Bedenken. Es geht ihnen um die medizinische Versorgung, künftiges Personal und ums Geld.

186 Seiten ist er dick - der aktuelle Referentenentwurf des Bundes zur Krankenhausreform. Die Ärztekammer und Krankenhausgesellschaft des Landes sowie auch viele Kliniken sehen diesen Entwurf kritisch. Am Mittwochvormittag äußerten Vertreterinnen und Vertreter in Rostock gegenüber Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) ihre Bedenken. Dabei ging es unter anderem um die Frage, wie die ärztliche Versorgung in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern sichergestellt werden soll. Zwar sieht der Entwurf vor, dass eine Autofahrt ins Krankenhaus höchstens 40 Minuten dauern darf, gleichzeitig geht es aber auch um sogenannte Leistungsgruppen und Versorgungsstufen. Das bedeutet, dass sich Kliniken spezialisieren und sie nicht mehr jeden komplexen Eingriff vornehmen. Die Wege ins zuständige Krankenhaus würden also weiter.

Große Entfernungen würden zum Problem

Eine Situation, die Stefan Bergt, Chefarzt am MediClin Waren, problematisch findet. Er spricht aus Erfahrung, denn sein Sohn hat eine Erdnussallergie. "Ich bin Intensivmediziner und trotzdem fahre ich mit meinem Kind in diesen Fällen in unsere Klinik. In den Schockraum, weil mir dort die Kollegen helfen können," sagt Bergt. Wenn er in einer solchen Situation künftig nach Neubrandenburg oder Rostock fahren müsse, stelle er sich als verantwortungsvoller Vater die Frage, ob die Region Waren noch ein lebenswerter Lebensraum sei.

Künftig werden 200 bis 250 Ärzte pro Jahr benötigt

Zum Problem fehlender Ärzte auf dem Land heißt es in dem Entwurf, dass in Deutschland über 3.000 Studienplätze für angehende Mediziner geschaffen würden. Für Mecklenburg-Vorpommern hieße dies zwischen 40 und 60 neue Ärzte pro Jahr, wie der Vizepräsident der Ärztekammer, Johannes Buchmann, vorrechnete. Dies sei bei weitem nicht ausreichend, denn, so Buchmann, man wisse, dass in den nächsten fünf bis sieben Jahren jeweils 200 bis 250 Ärzte benötigt würden. Fast die Hälfte der Hausärzte, Neurologen, Psychiater und Chirurgen würde in den nächsten Jahren in Rente gehen.

50 Milliarden Euro nur eine "Beruhigungspille"?

Auch, dass viele Kliniken in finanziellen Nöten stecken, wurde in Rostock thematisiert. Laut Gesundheitsministerin Stefanie Drese bietet der Transformationsfonds einen Lösungsansatz. Er soll den Kliniken ab 2026 finanziell helfen, bis die Reformen greifen. Insgesamt sollen 50 Milliarden Euro zur Verfügung stehen, die jeweils zur Hälfte von den Bundesländern und den Krankenkassen kommen sollen. Buchmann spricht von einer "Beruhigungspille" von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Das Geld reiche nicht, um die ohnehin finanzschwachen Krankenhäuser zu halten bis die Reformen vielleicht tatsächlich greifen.

Anfang 2025 soll das Gesetz kommen

Gesundheitsministerin Drese sagte: "Bei allen noch notwendigen Nachjustierungen im Gesetz: wenn die Krankenhausreform in zentralen Punkten so umgesetzt wird, stehen die Krankenhäuser in MV deutlich besser da als ohne Reform". Es gibt also offenbar noch viel Rede- und Nachbesserungsbedarf, bis aus dem Entwurf letztlich ein geltendes Gesetz wird. Geplant ist es - bereits mit Verzögerung - für Anfang des kommenden Jahres.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Der Tag | 27.03.2024 | 17:15 Uhr

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Gesundheitspolitik

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