Zwischen Hamburg und Haiti
Sonntag, 12. Januar 2025, 09:34 bis
10:00 Uhr, NDR Info
Eine Sendung von Jörn Pissowotzki.
Jiddisch wird in der Millionenmetropole an der US-amerikanischen Ostküste von sehr vielen Menschen gesprochen. Die Mehrzahl sind chassidische Juden, die wir als Orthodoxe bezeichnen. Sie leben vor allem in Brooklyn, also einem der fünf großen Stadtbezirke New Yorks. Und dort ist Jiddisch von vielen die Muttersprache.
Beispielhaft sind große Stadtteile wie Borough Park oder Williamsburg. Und auf der anderen Seite gibt es viele säkulare Juden, also nicht so streng religiöse, die die Sprache sprechen, als zweite, dritte oder vierte neben Englisch. Sie haben sie aus verschiedenen Gründen gelernt, viele von ihnen, um zu einer eigenen Identität als Juden zu finden. Alex Minkin, der mit seinen Eltern 1992 aus Moskau nach New York eingewandert ist, ist einer von ihnen. Er sagt, dass Jiddisch sein Weg zum Jüdisch sein und zum Judentum ist.
Der Jiddischlehrer und Journalist Moishele Alfonso geht noch ein bisschen weiter: "Jiddisch ist mein Leben. Ich lebe in der Sprache den ganzen Tag."
Das kulturelle Angebot auf Jiddisch in New York ist facettenreich, auch wenn gerade die Zahl der jiddischen Theaterstücke in der Stadt seit dem 7.Oktober 2023 und dem Gazakrieg zurückgegangen ist. Etwas Großes ist in der New Yorker Theaterwelt vor gut einem Jahr Mikhl Yashinsky gelungen. "The Gospel According to Chaim - Di psure loyt khaim", von ihm geschrieben, mit ihm als Hauptdarsteller, war ein Riesenerfolg im East Village: Ein modernes Theaterstück auf Jiddisch vor großem Publikum, das hatte es seit 70 Jahren nicht mehr gegeben.
Die Frage, wer ins jiddische Theater geht, um sich eine Aufführung anzusehen, kennt die Schauspielerin Yelena Shmulenson schon auswendig. Und sie freut sich, wenn die Leute am Ende sagen: "Wir hatten vorher keine Ahnung. Ich wurde unterhalten und habe etwas gelernt: Ich wusste nicht, dass Jiddisch so unterhaltsam ist."